Kapitel 9

4.1K 134 40
                                    

Adara 

Es vergingen mehrere Tage, an denen ich keinen der Brüder zu Gesicht bekam. 

Am Anfang gingen wir uns mit Absicht aus dem Weg. Aber als fünf Tage rum waren und die einzigen Menschen die ich regelmäßig sah, die Wachen waren, platzte meine Geduld langsam.

Ich konnte die Situation absolut gar nicht einschätzen. 

Waren sie wütend auf mich oder fühlten sie sich schlecht? Ich würde ja darüber reden, aber sie waren eben nie da. 

Mit wenigen Worten könnte ich ihnen mögliche Zweifel nehmen. Auch wenn das, was wir in der Küche gemacht hatten, vielleicht für manche eine Extremsituation war. Hatte ich mich keine Sekunde so unwohl gefühlt, dass es sich wie Zwang oder etwas Ähnliches anfühlte.

Deswegen verstand ich nicht was das Problem von Nikolaj und Sascha war.

Ich schlief auch wieder in meinem alten Zimmer. Denn das Zimmer von Nikolaj blieb verschlossen.

Weder wurde ich gefesselt, noch wurde meine Tür nachts verriegelt.

Man gab mir Vertrauen. 

Oder Nikolaj wusste ganz genau, dass es keine Chance zum Weglaufen gab. 

Natürlich war die jetzige Situation viel besser, als auf jeden Schritt und Tritt überwacht zu werden, aber irgendwie tat es auch ein wenig weh.

Wenn man am Anfang so viel Aufmerksamkeit bekam und dann plötzlich gar nicht mehr, fühlte man sich vernachlässigt.

Außerdem war mir auch langweilig.

Einmal versuchte ich einen der Wachmänner, dazu zu überreden mit mir Karten zu spielen. Der arme Mann hatte so viel Angst vor Nikolaj, dass er mir gar nicht antwortete und sich stattdessen schnell verzog. 

Alle mieden mich. 

Bei Manchen wusste ich warum, aber bei den Makrow-Brüdern eben nicht. Und das nervte, machte mich wütend oder traurig.

Und manchmal alles Drei zusammen. 

Mein Handy war auch seit mehreren Tagen verschwunden. Wenn ich wenigstens mit Antonio telefonieren könnte...

Am fünften Tag bemerkte ich wie ich langsam Selbstgespräche führte. Doch selbst das hielt nicht sehr lange an.

Denn was erzählte man sich schon selbst, wenn man den ganzen Tag nichts erlebte? 

Deswegen beschloss ich in der nächsten Nacht solange wach zu bleiben bis Nikolaj nach Hause kommen würde.

Von seinen Männern wusste ich, dass er jede Nacht nach Hause kam. Allerdings immer erst wenn ich schon schlief. 

Ich machte es mir im Wohnzimmer bequem und verbrachte den Abend und die Nacht damit, verschiedenste Filme und Serien anzusehen. 

Nach einiger Zeit machte selbst das keinen Spaß mehr. 

Aber meine Geduld wurde belohnt. 

Gegen zwei Uhr am Morgen hörte ich endlich Motorengeräusche. Mehrere Autotüren knallten zu und wenige Sekunden später vernahm ich auch laute Stimmen direkt vor der Haustür. 

Nikolaj war endlich nach Hause gekommen und der Stimme nach zu urteilen Sascha auch. 

Schnell schaltete ich den Fernseher aus und machte mich auf der Couch so klein wie möglich. Vielleicht könnte ich so zuerst etwas Interessantes hören, bevor ich sie zur Rede stellte. 

Sie sprachen zwar miteinander, aber zum meinem Bedauern auf Russisch. 

So ein verdammter Mist. 

Natürlich sprachen sie in ihrer Muttersprache miteinander. Sie redeten nur auf Englisch, wenn ich dabei war. 

The one woman (Mafia) Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt