Kapitel 39

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Adara

Die letzte Beerdigung auf der ich war, lag viele Jahre zurück. 

Es war die Beerdigung meiner Eltern und ich war noch halb ein Kind. Damals dachten, Antonio und ich noch, es könnte nicht mehr schlimmer werden. 

Wie sehr wir uns geirrt hatten...

Ich kaufte extra eine neues, schwarzes Kleid. Schließlich wollte ich Catherine, angemessen, die letzte Ehre erweisen. 

Also zog ich dieses Kleid an und ich fühlte mich sofort unwohl. Nicht, weil es zu kurz oder zu freizügig war. 

Ganz im Gegenteil. 

Ich fühlte mich unwohl, weil ich mich nicht verabschieden wollte. Ich hatte als Einzige, Catherine sterben sehen und trotzdem erschien es mir so, als wäre ich diejenige, die es nicht akzeptieren konnte. 

Gestern hatte ich gehofft es würde weg gehen. 

Die Folterung war grausam aber auch befreiend gewesen. Und noch mehr befreite es mich, als Nikolaj mir heute früh berichtete, dass Volkov verblutet war. 

Aber es befreite mich nicht zu 100 Prozent. Denn es brachte meine Freundin nicht mehr zurück. Mein Kopf wollte schreien und weinen, aber mein Körper ließ es nicht zu. 

Durch die Entführung hatte ich an Stärke gewonnen. Tränen sollten mir das nicht wieder wegnehmen. 

Deswegen weinte ich nicht als ich das Kleid anzog. Ich weinte auch nicht, als wir mit dem Auto zum Friedhof fuhren. Und ich weinte auch nicht, als ich meinen Platz in der ersten Reihe neben Nikolaj einnahm. Genau vor Catherine's Sarg. 

Ein geschlossener Sarg. Denn wir wollten Catherine lieber als den strahlenden und immer hoffnungsvollen Menschen in Erinnerung halten. 

Und nicht ihren Körper, der durch die Prügel fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt worden war. 

Also starrten alle auf einen geschlossenen Sarg und auf ein Bild von Catherine, welches daneben aufgestellt wurde. 

Das Bild musste Nikolaj ausgesucht haben. Und meiner Meinung nach passte es perfekt. Catherine trug ein gelbes Sommerkleid und grinste von einem Ohr zum Anderen. 

Das war einfach sie. 

Und da beschloss auch ich sie SO in Erinnerung zu behalten. Wie auf dem Foto. 

Meine Augen blieben die gesamte Trauerfeier über trocken. Ich blickte aber auch kein einziges Mal auf und generell nahm ich die Worte der Trauerredners nur halb wahr. 

Bis ich ein Schniefen und Wimmern hörte. Genau gegenüber von mir. 

Und da saß er. Ein Junge. Ein Teenager. Vielleicht dreizehn oder vierzehn Jahre alt. 

Seine Augen rot umrändert, die er immer wieder versuchte mit einem Taschentuch trocken zu wischen. 

Die selben Augen. Die selben grauen Augen, die ich vor wenigen Tagen in meiner Zelle gesehen hatte. Kurz bevor für immer das Licht in ihnen erlosch. 

Catherine's Augen. Und damit musste der Junge gegenüber von mir, ihr Sohn sein. Rechts und links von ihm saßen, dann wohl Catherine's Eltern. 

Denn es waren die einzigen drei Personen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Und ansonsten waren nur Sascha, Nikolaj, Elena, Jekaterina und ich da. Sowie ein paar Mädchen, die früher einmal mit in Nikolaj's Villa wohnten und eng mit Catherine befreundet gewesen waren. 

Angeblich...

Vier platinblonde Tussis, die schon anfingen zu heulen bevor sie überhaupt auf ihren Plätzen saßen. 

The one woman (Mafia) Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt