Teambuilding à la Grey

Computercrash und eine Drohung

Christian schaute aus dem Fenster seines Penthouses in New York. Draußen schneite es seit Stunden. Ein Rückflug nach Seattle war für die nächsten Stunden ausgeschlossen. Über dem Nordwesten der USA tobte ein Schneesturm, der wohl irgendwann auch New York und die Ostküste erreichen würde. Das hieß im Klartext, heute konnte er nicht fliegen und wohl morgen und Übermorgen auch nicht. Das wiederum bedeutete, dass er weder zum Essen bei seinen Eltern aufschlagen konnte, noch, dass er Ana in seinen Armen halten konnte. Sie fehlte ihm. Ohne sie fühlte er sich nur halb.

Der Gedanke an Silvester zauberte ihm ein Lächeln aufs Gesicht. Dieser Abend war einfach wunderbar. Sie hatten sich wunderbar mit Gail und Taylor unterhalten. Ihm war gar nicht bewusst, wie locker Gail sein konnte, wenn sie ein wenig getrunken hatte. Sie und Taylor, tanzend und knutschend würde ihm ewig im Gedächtnis bleiben. Aber auch ihre Tränen, als sie wieder an Sophie und ihre bösen Worte denken musste. Jason Taylor, der sonst immer die Ruhe selbst war, konnte kaum an sich halten. Das ausgerechnet seine Tochter für die Tränen der Frau, die er liebte, verantwortlich war, das machte ihn fertig.

Aus diesem Grund hatte er auch Christian gebeten in Seattle bleiben zu können. Er wollte nochmal ein Gespräch mit seiner Ex und mit Sophie versuchen. Statt ihm war Sawyer mitgekommen und der schien mehr als schlechte Laune zu haben. Schon mehrfach hatte sein Handy geklingelt und er hatte immer wieder den Anrufer weggedrückt. Aus seiner Sicht stand er kurz davor sein Handy an die Wand zu schmeißen. Ob er mit ihm reden sollte? Schließlich war Christian mittlerweile ein wahrer Experte in Beziehungssachen.

Während dessen saß Ana in Portland im Wohnzimmer über ihrer Abschlussarbeit. Seit Silvester fühlte sie sich endlich wieder richtig gut. Das Christian seine Zukunft auch mit ihr und einer Familie sah, das machte sie sehr glücklich.

Sie schaute kurz auf als Kate endlich aus ihrem Schlafzimmer heraus kam. Sie war am Abend vorher mit Freunden unterwegs. Ana hatte verzichtet, sich ihr anzuschließen. Ihr war wirklich nicht nach feiern. Ein schönes Abendessen mit Christian wäre eher ihr Ding gewesen. Aber das konnte sie nicht haben. Der war ja in New York und saß wegen des blöden Schneesturms dort fest.

Tief über ihr Laptop gebeugt las Ana die ersten Seiten ihrer Abschlussarbeit nochmal. Es ging um Tess und das Frauenbild in den Romanen von Hardy, Brontée und Austen. Ana war zufrieden mit sich. Sie hatte eine Gliederung, eine Referenzliste und ihr Fazit stand auch schon. Viele Seiten waren geschrieben. Sie war im Zeitplan. So hatte sie keinen Druck und musste nicht ständig ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie bei Christian war.

Kate war ziemlich wacklig auf den Beinen. Offensichtlich hatte sie mehr als genug getrunken. Ana musste daran denken, dass sie am Abend bei den Grey's eingeladen war. Wie sollte Kate es schaffen, einigermaßen gut dort aufzuschlagen? Im Moment schien es schwer möglich. Darüber würde auch das knielange Kleid nicht hinwegtäuschen, dass sie am Montag gekauft hatten. Es stand Kate wirklich gut und war für einen Besuch bei potentiellen Schwiegereltern sehr gut geeignet.

Was dann passierte, sah Ana wie in Trance. Kate schwankte in Richtung Eßzimmertisch, stolperte über den Teppich, fiel nach vorne, griff nach dem Platzset, auf dem Anas Tee stand, die Teetasse fiel um und...der ganze Tee ergoss sich über Anas Laptop.

„Shit" war das einzige was Kate sagen konnte.

Ana rannte in die Küche. Holte eine Küchenrolle und versuchte zu retten, was zu retten war. Aber ihre Befürchtungen wurden wahr. Der Laptop war abgesoffen.

Die Tränen standen Ana in den Augen. Ihre ganze schöne Arbeit war futsch. Sie lief in ihr Schlafzimmer und warf sich auf ihr Bett. Gerade war noch alles gut. Aber nun.... Wie sollte sie das wieder aufholen? Das war eine Katastrophe. Die nächsten Wochenenden mit Christian konnte sie vergessen. Und ohne Laptop konnte sie keine Manuskripte lesen. Das würde aber auch bedeuten, dass ihr Geld fehlt. Geld für einen neuen Laptop, den sie unbedingt brauchte.