Drohung und Flucht

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Mittwoch, 20 Uhr:

Angespannt saß Ana im kleinen Diner gegenüber des Grey Houses. Sie wartete, bis Andrea das Haus verließ. Allerdings das schon seit über zwei Stunden. Offensichtlich gab es viel zu tun bei Grey Enterprises. Nachdem sie sie endlich gesehen hatte, machte sie sich auf den Weg. Da sie von Christian einen Mitarbeiter Ausweis erhalten hatte mit der Berechtigung für die Chefetage und man sie ja kannte, war es kein Problem durch die Halle zu den Fahrstühlen zu kommen. Nachdem dieser freigegeben war, drückte Ana auf den Knopf zum obersten Stockwerk.

In ihrem Inneren tobte ein Wirbelsturm. Die unterschiedlichsten Gefühle wüteten dort. Angst, Wut, Enttäuschung. Dagegen stand ihr Vertrauen in Christian und die Liebe, die sie für ihn empfand. Deshalb musste sie nun auch tun, was getan werden musste. Gail konnte sie nicht Bescheid geben, die war seit einer Woche bei ihrer Schwester und Taylor war bei Christian. Und bei Sawyer war sie sich nicht sicher, ob der vom Spielzimmer und Christians altem Leben wusste. Eher wohl nicht, da er ja extra für sie eingestellt wurde. Zudem vertraute sie ihm nicht so sehr wie Taylor.

Als der Aufzug anhielt und sich die schwere Türe öffnete, wunderte sich Ana, dass in Christians Büro noch Licht war. Kurz spürte sie Hoffnung in sich. Aber er hatte sich auf all ihre Nachrichten und Anrufe nicht gemeldet. Ihm jetzt zu begegnen, darauf hatte sie keine Lust. Wahrscheinlich war es eh nur die Reinigungskraft. Schließlich war auch Taylor nicht zu Hause. Das hätte sie sicher bemerkt.

Leise ging Ana auf Andreas Schreibtisch zu. Den Umschlag hatte sie fest in ihrer Hand, schon die ganzen letzten Stunden. Ihn zu verlieren, war ein zu großes Risiko.

„Miss Steele, was tun sie hier?" Ana erschrak fast zu Tode. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass jemand sie entdecken würde und schon gar nicht hatte sie mit Carrick Grey gerechnet. Vielleicht mit der Putzfrau oder sogar mit Christian, aber nicht mit seinem Vater. Was sollte sie ihm nur sagen?

„Mr. Grey, sie haben mich fast zu Tode erschreckt. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass noch jemand im Büro ist."

„Das merke ich. Was tun sie hier?"

„Ich hab nur etwas für Christian vorbeigebracht. Und bin auch schon wieder weg." Sie drehte sich Richtung Aufzug und wollte nur eines: Dringend hier weg. Ihre Zeit wurde knapp. Der Flieger ging in 3 Stunden und bis dahin musste sie noch fertig packen und der Weg zum Flughafen brauchte auch seine Zeit.

„Hier geblieben, Junge Dame. Sie gehen nicht eher hier weg, bevor sie mir nicht ein paar Fragen beantwortet haben." Carricks Ton duldete keinen Widerspruch, das spürte Ana sofort. Aber sie musste gehen. Und außerdem was sollte sie ihm antworten?

„Mr. Grey, ich habe leider keine Zeit. Mein Flieger geht in drei Stunden und bis dahin habe ich noch so einiges zu erledigen."

„Das ist mir gelinde gesagt scheiß egal, Ana. Ich will wissen, was zwischen ihnen und meinem Sohn vorgefallen ist?"

„Ich habe keine Ahnung, Mr. Grey und wenn ich es wüsste, wäre es eine Sache zwischen Christian und mir."

„Da gebe ich ihnen grundsätzlich recht. Allerdings hat unser Sohn mich und meine Frau heute mitten in der Nacht aus dem Bett geklingelt, mir erklärt, dass er mich zum Chef hier gemacht hat und mitgeteilt, dass er Seattle für unbestimmte Zeit verlassen wird."

„Er ist weg?"

„Das scheint sie zu überraschen. Was haben sie gemacht Anastasia?" Ana sah den Vater ihres Freundes mit großen Augen an. Er gab ihr die Schuld? An was?

„Nichts, Mr. Grey. Jedenfalls nichts, was mir bewusst wäre. Aber Christian spricht ja nicht mehr mit mir. Seit 26 Stunden versuche ich ihn zu erreichen und er blockt alles ab. Ich hab keine Ahnung. Ich weiss nur, dass ich ihm das hier geben muss," sie zeigt auf den Umschlag, den sie auf Andreas Schreibtisch gelegt hat, „und dass ich in drei Stunden in meinem Flieger nach Savannah sitzen muss."

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