Metalog (2)

5 2 0
                                    

»Sie zahlen gutes Geld, die vom Institut«, meinte der Bürgermeister zur Eröffnung des Stammtischs.
»Das kann ich nur bestätigen«, meinte der Bäcker und lehnte sich zufrieden zurück.

»Ich auch«, meinte der Wirt. »Es gibt Abende, da nehmen wir hier mehr ein, als sonst in einer ganzen Woche.«
»Nur in die Kirche kommen sie nicht«, meinte der Pastor und runzelte die Stirn. »In der Kollekte haben wir nicht mehr als sonst auch.«

»Immer mit der Ruhe. Die Gemeinde hat so viel Miete eingenommen, dass wir dir die Instandsetzung der Orgel bezahlen können. Das könnte sie uns wert sein.«
»Dem stimme ich zu«, sprach die Friseurin in ihr Glas.
»Ich auch«, pflichtete ihr der Wäscher bei.
»Ist überhaupt jemand dagegen?«, fragte Bauer Thill.
Allgemeines Kopfschütteln.
»Gesegnet seid ihr!«, dankte der Pfarrer und hob die Hände.

»Danke, Pastor«, meinte der Bürgermeister und wollte zum nächsten Tagesordnungspunkt voranschreiten, da meinte der Wäscher:
»Halt. Ich hätte da noch etwas, das mir auf dem Herzen liegt, Herr Pastor.«
»Und das wäre, mein Sohn?«

»Nun, ihr wisst, mein Geschäft läuft gut. Auch ich nehme sehr viel Geld ein durch das Institut. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Ich sehe jeden zweiten Tag die Kinder in diesem Institut und ich sehe sie jedes Mal leiden. Das, was sie dort tun, kann nicht rechtens sein. Nicht hier und erst recht nicht vor Gott.«

»Vielleicht kommen sie ja deswegen nicht in die Kirche«, scherzte Bauer Schmit.
»Was möchtest du uns damit sagen?«, fragte der Pastor und sah den Wäscher direkt an.
»Das wir etwas tun müssen. Wir müssen den armen Kindern helfen. Wir profitieren hier davon, dass kleine Kinder leiden müssen. Das kann ich so nicht akzeptieren.«
»Und was meinst du, sollen wir tun?«

»Wenn wir einen begründeten Verdacht hätten, könnte ich Europol einschalten. Dann kommen deutsche Ermittler her und schauen sich im Institut mal um. Dazu müsstest du nur Beweise beschaffen«, bot der Dorfpolizist an.
»Wären zwei Kinder als Beweis genug?«, fragte der Wäscher.
»Was hast du vor?«, unterbrach die Friseurin.

»Meine Tochter hat einen Narren an einem der Jungen im Institut gefressen. Wenn ich ihn und seine Freundin in meinem Wagen rausschmuggeln könnte, wäre das als Beweis genug für die Polizei?«
»Bestimmt. Aber ist das nicht gefährlich?«, fragte der Polizist. »Ich meine, das sieht alles sehr streng bewacht aus.«

»Wir müssten das planen. Und auch, was wir machen, wenn die uns verfolgen.«
»Wir kennen uns hier doch eindeutig besser aus als die!«, behauptete der Bürgermeister großspurig. »Das wird doch wohl zu schaffen sein.«

Nach und nach waren alle Feuer und Flamme. Auch wenn es sie ihre Einnahmequelle kosten würde. Der Wäscher hatte seine Nachbarn überzeugt. Nur die Friseurin schaute etwas skeptisch und war nicht aktiv dabei, als das Dorf eine Fluchtroute durch den Wald plante.

WER BIST DU? - Auf der Suche nach sich selbstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt