Traurig sah Henning durch die Windschutzscheibe zu seinem Wohnhaus und behielt die Hände am Lenkrad. Seit vier Minuten saß er schon hier, im Wagen wurde es langsam kalt. Wie im Winter typisch war es bereits ziemlich dunkel, die Sonne war vermutlich gerade am untergehen.
Es war kurz vor 17 Uhr und eigentlich konnte Henning froh sein nach einem stressigen Arbeitstags endlich Feierabend zu haben.
Aber das war er nur bis er mit dem Auto auf die Einfahrt seines Hauses gefahren war. Seine Freundin war da und wie er an dem am Ende der Straße geparkten Wagen erkannte, war sie nicht alleine.
Das sie ihn betrog, wusste er bereits seit einigen Wochen. Freunde hatten ihm Handyfotos geschickt und gefragt ob er sich von seiner Frau getrennt hatte. Svenja hatte mit einem fremden Mann knutschend in einem Hotel ganz in der Nähe seines Fitnessstudios eingecheckt. Eigentlich hatte ihr klar sein müssen das einer der Bekannten und Freunde, die mit Henning ins Fitnessstudio gingen sie sehen könnten. Vermutlich war es ihr aber auch vollkommen egal, warum sonst sollte sie ihren Lover nun sogar mit nach Hause bringen? Sie wusste das er zwischen 16 und 18 Uhr von der Arbeit kommen würde. Warum hatte sie also diesen komischen Typen mit in sein Haus gebracht?
Die Enttäuschung und der Schmerz den er schon seit er von diesem Betrug erfahren hatte verspürte, wandelte sich langsam in Wut. Wie konnte sie es wagen irgendeinen daher gelaufenen Typen in sein Haus zu bringen?Zwei Jahre wohnte Svenja nun schon bei ihm, zahlte keine Miete und beteiligte sich auch sonst kaum an den Nebenkosten. Zwar hatte ihm das nicht gefallen, doch er war wohl blind vor Liebe gewesen und hatte die Diskussion mit ihr über dieses Thema schnell sein gelassen. Er war einfach froh gewesen eine solch hübsche Frau als seine Freundin vorstellen zu können. Immerhin hatte er schon immer Probleme dabei gehabt Frauen kennenzulernen. Er sah zwar nicht schlecht aus wie er fand. War muskulös und sportlich gebaut, hatte braune kurze Haare und einen gepflegten Bart. Das einzige Problem war seine eher schüchterne und zurückhaltende Art, die wohl nicht zu seinem Aussehen passte. Frauen sprach er eher selten von sich aus an und wenn er angesprochen wurde, wollten die Damen meistens nur eine schnelle Nummer mit ihm. Dafür war er aber weiß Gott nicht der richtige Typ. Was er suchte war eine feste Beziehung in der gegenseitiges Vertrauen und Wertschätzung herrschte. Er hatte gehofft genau dies mit Svenja gefunden zu haben, doch in den letzten sieben Monaten hatte er immer mehr das Gefühl bekommen das Svenja ihn nur ausnutzte.
Damals hatte er entdeckt das sie ohne ihn zu fragen mit seiner Kreditkarte shoppen gewesen war. Als er sie darauf ansprach lachte sie nur, strich ihm kokett über die Brust und meinte das es doch keinen Armen träfe. Daraufhin war Henning zum ersten mal wirklich sauer auf sie gewesen und ein wenig aus der Haut gefahren. Mit deutlich lauterer Stimme hatte er sie darauf hingewiesen das er sie genauso gut bei der Polizei anzeigen könnte, dafür das sie einfach seine Kreditkarte entwendet hatte.
Daraufhin hatte Svenja ihm nur mit ihrem Hundeblick angesehen und versprochen ihm das Geld so bald wie möglich zurück zu geben. Doch natürlich war dies nie geschehen, stattdessen hatten sie sich immer öfters gestritten und Svenja hatte ihm immer wieder Vorwürfe gemacht, das er sie nicht gut genug behandelt würde und ihre Anwesenheit gar nicht wertschätzte. Ihr zum Teil arrogantes und ablehnendes Verhalten hatte Henning immer mehr verletzt und eigentlich hätte er schon längst einen Schlussstrich unter diese Beziehung setzten sollen. Aber er das hatte er bisher nicht gekonnt, nicht einmal als er beobachtet hatte wie sie sich mit ihrer Affäre traf. Nach dem Foto welches Patrick einer seiner Freunde vom Fitnessstudio geschickt hatte, war Henning ihr einige Tage unauffällig gefolgt. Auch weil er nicht wahr haben wollte das sie ihn tatsächlich betrog. Doch der Verdacht hatte sich schnell bestätigt und die Erkenntnis Henning nur noch mehr verletzt.Henning schüttelte traurig den Kopf und öffnete die Tür seines Wagens. Nun hatte er schon fünfzehn Minuten vor seinem Haus im Wagen gesessen und vor sich hin gegrübelt. Tief atmete er durch, bevor er die Schultern straffte und erhobenen Hauptes zu seinem Haus ging. Er schloss die Tür auf und betrat das Haus. Das laute Stöhnen von Svenja erschallte von oben und Henning schloss leise die Haustür. Er zog seine Schuhe aus, bevor er nach oben ging. Im Schlafzimmer brannten mehrere Kerzen und die Geräusche die aus dem Raum kamen waren ziemlich eindeutig. Ohne zu zögern durchschritt er den Flur und machte das große Deckenlicht im Schlafzimmer an. Ein erschrockene Schrei ertönte vom Bett, auf dem ein groß gewachsener und splitterfasernackter Mann gerade über Svenja hing.
DU LIEST GERADE
Schicksalhafte Begegnung
FanfictionDas Schicksal meint es nicht immer gut mit einem und für den ein oder anderen hat es sogar mehr Negatives parat, als so manch einer ertragen kann. Doch nur wenn es ganz dunkel ist kann man die volle Pracht der Milchstraße am Himmel leuchten sehen. O...