Früh am nächsten Morgen wurde Henning von einem Krankenpfleger mit Hilfe eines Rollstuhls in die Augenklinik gebracht. Das große Gelände der Uni Klinik umfasst mehrere Gebäude, in denen die verschiedenen Fachabteilungen ihren Sitz hatten. Das Gebäude der Augenklinik war ziemlich weit weg von der Unfallchirurgie in der Henning sein Zimmer hatte. Daher war er sehr froh das er gebracht wurde und nicht halb blind durch das Geländer stolpern musste. Björn, der junge Krankenpfleger der ihn brachte unterhielt sich mit Henning über die Arbeit als Polizist. Der junge Mann machte ein freiwilliges soziales Jahr im Krankenhaus, war also eigentlich kein richtiger Krankenpfleger sondern eher eine Art Zivi. So ganz wusste Björn noch nichts mit sich anzufangen im Leben und hoffte durch das soziale Jahr endlich eine Arbeit zu finden die ihm Spaß machte. Als der junge Mann erfahren hatte das Henning Polizeibeamter war, hatte das sein Interesse geweckt und seither fragte er Henning regelrecht zu seinem Beruf aus. Da Henning mit Leib und Seele Polizist war und für diesen Beruf brannte, freute ihn das Interesse des jungen Mannes und er beantwortete dir vielen Fragen ausführlich und mit Freude. Am heutigen Tag war er Björn sogar fast schon dankbar für die neuen Fragen die er sich in der Zwischenzeit überlegt hatte. Als er detailliert die Ausbildung zum Polizeibeamten erklärte, musste er immerhin nicht an die bevorstehenden Untersuchungen und die möglicherweise schlechten Nachrichten denken. Als sie nach zwanzig Minuten an ihrem Ziel ankamen und Björn sich verabschieden musste, war diese Ablenkung leider vorbei. Zum Glück musste er nicht lange warten da man ihn bereits erwartete. Die verschiedenen Untersuchungen, neue CT Bilder mit einem Kontrastmittel und die Auswertung der Ergebnisse nahmen den ganzen Tag in Anspruch. Der zuständige Arzt würde leider erst am nächsten Tag mit ihm reden können, weshalb Henning sich noch eine ganze Nacht gedulden musste. Als er zurück auf sein Zimmer gebracht wurde, wartet dort schon Marion die aufgrund einer schweren Grippe die letzten drei Tage nicht bei ihm hatte sein können. Nun ging es ihr wieder deutlich besser und er war froh sie endlich wieder in seine Arme schließen zu können. Sie verbrachten den ganzen Abend zusammen und da Marion frei hatte und die Krankenschwestern sie zum Glück nicht zum Ende der Besuchszeit rausschmissen, übernachtete Marion auch bei ihm. Für zwei Personen war das Bett zwar etwas eng, aber das war ihm egal mit Marion im Arm schlief er endlich wieder eine Nacht durch ohne von schlechten Träumen geweckt zu werden. Der Spezialist der Augenklinik kam diesmal zu ihm ins Zimmer um die Ergebnisse vorzustellen. Lang und Breit erklärte er, dass aufgrund der schweren Gesichtsverletzungen und noch immer vorhandener Blutergüsse die Sehnerven stark gequetscht wurden. Um die Nerven weiter zu entlasten wären eine weitere Operation möglich, die ihm wahrscheinlich schon nach wenigen Tagen seine Sehkraft zurück bringen würden. Auch wenn er sich nicht gerne unters Messer legte, stimmte er diesem Vorschlag direkt zu. Die Sehbeeinträchtigung behinderte ihn schließlich sehr stark und machte ihm gleichzeitig große Angst vor der Zukunft. Da es nun doch wichtig war die Nerven schnell zu entlasten um eine Unterversorgung und mögliche Spätfolgen zu verhindern, wurde die Operation schon am nächsten Tag durchgeführt. Zum Glück bekam er hierfür nur eine Kurznarkose. In den nächsten Tagen merkte er ziemlich schnell, dass sich seine Sicht langsam wieder schärfte und er zum Glück endlich wieder ordentlich sah.
Mit diesem Fortschritt konnte er nun auch bald aus den Krankenhaus entlassen werden und in die Rehabilitation starten. Die würde allerdings ganz sicher noch ein schwerer und recht schmerzhafter Weg sein, denn gerade die Verletzungen an seinem Knie machen Henning noch so zu schaffen.Bevor er in die Reha starten musste, durfte er zu seinem Glück noch zumindest eine Nacht Zuhause verbringen. Er hatte sein eigenes Bett und die eigenen vier Wände schrecklich vermisst. Marion hatte sich den Tag extra frei genommen, auch wenn das mitten in den Osterferien gar nicht so einfach war. Sie verbrachten einen entspannten Tag zusammen und Marion kochte für ihn sein Leibgericht, Lammkeule mit Bratkartoffeln und grünen Bohnen. Er genoss es endlich wieder etwas gutes Essen zu können, das mit liebe gekocht wurde. Das Krankenhausessen war zwar in Ordnung gewesen, aber es hatte auch immer nach Kantine und Massenware geschmeckt. Nach drei Wochen war er dessen ganz klar überdrüssig und froh das Marion für ihn etwas zauberte. Das Wetter spielte mit und sie konnten einen großen Teil des Tages zusammen auf der Terrasse in der Sonne sitzen und sich unterhalten. In den letzten Tagen hatte Marion viel arbeiten müssen und Henning sie daher nur selten zu Gesicht bekommen. Da sie ihn im Krankenhaus auch nicht alles hatte erzählen wollen, vermutlich um ihn nicht noch weiter zu deprimieren, wusste er beispielsweise nicht einmal wie der aktuelle Stand der Gerichtsverhandlung gegen Marions Exmann lief. Vorsichtig versuchte er daher ihr diese Informationen nun zu entlocken und erfuhr das der Anwalt der Marion nun vertrat sehr gute Arbeit leistete. Der Kriminalkommissar Herr Münch war durch den Staatsanwalt persönlich von diesem Fall abgezogen worden. Es war heraus gekommen, das er seit Jahren eine enge Freundschaft mit Marions Exmann führt und Gunna ihn in seiner früheren Funktion als Bankmanager zu einigen profitablen Aktiengeschäften verholfen hatte. Das erklärte natürlich in einem gewissen Maße, warum der unsympathische Kriminalkommissar versuchte den Fall um Marion in ein ganz anderes Licht zu rücken und Gunna als Opfer darzustellen. Auch wenn sein Verhalten ganz sicher nicht zu entschuldigen war und er die Berufsehre jedes Polizeibeamten dadurch mit Füßen getreten hatte. Die interne Ermittlung würde nun sicherlich gegen den Mann ermitteln, der das enge Verhältnis zu einem Verdächtigen eigentlich direkt hätte anzeigen müssen und den Fall deshalb nicht hätte übernehmen dürfen. Der junge Polizeikommissar Herr Schneider wurde nicht von dem Fall abgezogen, hatte aber sicherlich gehörig Ärger bekommen da er das Fehlverhalten seines Kollegen nicht direkt gemeldet hatte. Nun leitete eine Polizeikommissarin mit dem Namen Mathieu den Fall. Die junge Frau war zwar erst Mitte dreißig, aber sehr engagiert und daher bereits sehr anerkannt im Polizeikommissariat. Marion hatte ihre Aussage wiederholen müssen, was sie erst einmal gehörig gestresst hatte. Doch diesmal war das Gespräch sehr behutsam und einfühlsam geleitet worden und vor einer Frau war es Marion deutlich leichter gefallen zu berichten was sie in den letzten Jahren ihrer Ehe und der Jahren nach der Scheidung hatte ertragen müssen.
DU LIEST GERADE
Schicksalhafte Begegnung
FanficDas Schicksal meint es nicht immer gut mit einem und für den ein oder anderen hat es sogar mehr Negatives parat, als so manch einer ertragen kann. Doch nur wenn es ganz dunkel ist kann man die volle Pracht der Milchstraße am Himmel leuchten sehen. O...