Die Tage zwischen Weihnachten und Sylvester waren für Henning recht ruhig. Er beendete seine Arbeit am Jahresbericht und sendete die Unterlagen an seinen Chef. Anschließend plante er die ersten Januarwochen durch, da hier schon die meisten Anfragen vor den Feiertagen eingegangen waren.
Das Neujahrsfest der Polizeiwache Mühlheim, das am zweiten Januar sein würde, musste er absagen. Ein wichtiges Gespräch mit einem Kunden war für den Tag geplant und Henning musste dafür noch einiges vorbereiten. Klaus nahm ihn die Absage nicht übel und bat stattdessen das er doch unbedingt mal wieder bei ihm uns seiner Frau zuhause vorbei kommen sollte. Henning versprach sich bei Klaus zu melden sobald er wieder etwas mehr Luft auf der Arbeit hatte.Den Sylvesterabend würden sie einige Mitarbeiter in Einsatz haben, weshalb nur die wenigstens frei bekommen hatten. Vier Diskotheken hatten sie angefragt und Henning teilte neben den eher jungen und unerfahrenen Mitarbeitern, immer auch mindestens einen erfahrenen Kollegen ein.
Er selber würde mit Bastian und Korvo den Auftrag der Stadt erfüllen, der sie für die Begleitung von drei RTW-Crews der Wache Süd bestellte. Henning musste zugeben das er wegen diesem Auftrag ziemlich aufgeregt war. Nicht weil er wegen der vermutlich recht hohen Gefahrenlage besonders schwierig für sie werden würde. Nein, eigentlich war er nur aufgeregt weil er hoffte das auch Marion an Sylvester Dienst haben würde. Die Vorstellung eine ganze Nacht mit der sympathischen Frau zusammen arbeiten zu können, ließ seine Eingeweide kribbeln. Er schallte sich selbst einen Narr, weil er sich wegen einer ihm doch eigentlich noch absolut fremden Frau, anstellte wie ein junger Teenager bei seiner ersten Schwärmerei. Aber er kam nicht umhin zugeben zu müssen, dass Marion ihm seit der ersten Begegnung nicht mehr aus dem Kopf ging.
Das sie sich nun bereits zwei weitere Male getroffen hatten, schien fast wie Schicksal und hatte sein Gefühlswelt nur noch mehr durcheinander gebracht. Ob er einfach versuchte die Einsamkeit, die durch die Trennung von Svenja nun wieder Teil seines Lebens war, durch diese Schwärmerei zu lindern? Wenn dies so war, wäre es Marion gegenüber doch ganz klar unfair wenn er weiterhin versuchte sie kennenzulernen.
Um so länger Henning dadrüber nachdachte und dabei die ganze Zeit auf seinen Computerbildschirm starrte, umso mehr wurde ihm klar das dies ganz klar nicht der Fall war. Er war schon länger wieder sehr einsam gewesen, obwohl er eigentlich noch eine Beziehung mit Svenja geführt hatte. Diese Beziehung war einfach derart kalt gewesen, das er selbst wenn er neben Svenja auf der Couch gesetzt hatte irgendwie einsam gewesen war. Somit war es ganz sicher nicht die plötzliche Einsamkeit, die ihm das Gefühl gab sich zu Marion hingezogen zu fühlen.
Er kam zu dem Schluss, das es einfach an Marion selbst liegen musste. Diese Frau war etwas besonderes und Henning hatte das direkt erkannt. Deshalb ging sie ihm nun nicht mehr aus dem Kopf.
Sein Blick klärte sich wieder und er merkte das er den Einsatzplan für die letzte Januarwoche noch nicht abgespeichert hatte. Nachdem er das Dokument auf dem Firmenserver gesichert und für die Kollegen hochgeladen hatte, fuhr er den Computer herunter und verließ sein Büro. Es war bereits kurz nach Mitternacht, mal wieder hatte er einfach viel zu lange gearbeitet. Zum Glück war sonst niemand in der Verwaltung gewesen und somit konnte auch niemand bemerken wie lange er da gewesen war.
Da er seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte, knurrte sein Magen laut als er die große Gebäudetür zuschloss. Er sah sich um und suchte sich einen Imbiss der noch auf hatte. Eine kleine Pizzeria an der Straßenecke hatte noch geöffnet und Henning aß eine für seinen Geschmack etwas zu fettige Pizza, bevor er sich auf den Heimweg machte.
Zuhause trank er noch ein Bier und sah ein wenig Fernsehen, bevor er zu Bett ging.
Am nächsten Tag stand er gegen zehn Uhr auf und trank einen Proteinshake zum Frühstück, bevor er sich auf den Weg zu seinem Fitnessstudios machte. Der Besitzer des Studios begrüßte ihn freundschaftlich als Henning eintrat und sie unterhielten sich kurz. Anschließend zog er sich um und begann mit einem leichten Aufwärmtraining auf dem Stepper.
Nach fünfzehn Minuten wechselte er zu seinem Trainingsplan welcher aus einer Mischung aus Gerätetraining und Gewichten bestand. Nach etwas mehr als einer Stunde brannten seine Muskeln, aber er war glücklich schließlich fühlte es sich gut an den Körper mal wieder zu verausgaben.
Er saß noch eine halbe Stunde mit einigen Bekannten und zwei seiner Freunde aus dem Fitnessstudio an der Bar und trank einen Kaffee, dann ging er duschen und zog sich um.
Alle wünschten ihm noch einen guten Rutsch und sie verabschiedeten sich bis zum nächsten Jahr, das ja schon am nächsten Morgen anfangen würde. Zuhause machte Henning sich zwei Brötchen und einen Obstteller zum Frühstück zurecht. Mittags legte er sich noch einmal für zwei Stunden hin und aß danach etwas, bevor er am frühen Abend ins Büro fuhr um sich mit seinen beiden Kollegen zu treffen. Korvo wartete bereits vor dem Gebäude auf ihn, der aus einem der osteuropäischen Länder stammende Mann war in der Regel überpünktlich da. Henning begrüßte ihn und schloss auf, Bastian würde sicher wieder einige Minuten nach der vereinbarten Uhrzeit auftauchen. Daher entschieden sie schonmal das Equipment raus zu suchen und sich umzuziehen. Henning hatte bereits lange Wollunterwäsche an, dazu eine schwarze Cargohose mit mehreren Taschen und einen dicken Wollpullover aus Schafwolle. Es würde sicher kalt werden und die Wolle verhinderte das man schwitze, falls im Einsatz eine Zeit lang eher im inneren von Gebäuden gearbeitet werden würde.
Henning holte für alle drei eine Stichfeste Weste heraus und dazu eine neongelbe Weste auf der groß „Sicherheitsdienst" zu lesen war. Schließlich wollte die Stadtverwaltung das Henning und seine Jungs gut zu erkennen waren. Die Westen bestanden nicht aus dem dünnen Stoff wie man ihn von Warnwesten kannte, es waren gut verarbeitete feste Westen, mit einigen Taschen in die man noch Equipment packen konnte. Henning hatte die Ausrüstung damals persönlich ausgesucht, da es ihm wichtig war das er und seine Jungs immer die notwendige Qualität der Ausrüstung parat hatten.
Als Korvo und er schon fertig waren mit umziehen, tauchte auch Bastian auf und Henning gab ihm nach einer Begrüßung seine Ausrüstung. Als alle umgezogen waren, verteilte er noch Pfefferspraydosen und ein Diensthandy mit Notmeldeknopf, der sie sofort mit der Feuerwehrleitstelle verband. Waffen durften sie außer das Pfefferspray leider keine mitnehmen, was bei dem heutigen Einsatz für Henning eher für ein schlechtes Gefühl sorgte. Schließlich hatte er mitbekommen wie die Silvesternächte in den letzten Jahren immer weiter eskaliert waren.
Kurz erklärte er Korvo und Bastian wodrauf es beim heutigen Einsatz ankam und worauf sie besonders achten mussten, dann fuhren sie zusammen in Henning Auto zur Wache Süd.
Entgegen seines Zeitplans kamen sie einige Minuten nach dem Schichtwechsel an, doch als er die große Fahrzeughalle betrat waren bis auf die Notarzteinsatzfahrzeuge noch alle Wagen da. In der Halle herrschte geschäftiges Treiben, sowohl die Feuerwehr wie auch der Rettungsdienst schienen bereits ihr Equipment zu prüfen und einige Sekunden musste Henning sich orientieren. Doch dann sah er wie Marion Fröhlich aus einen der RTWs kam und ihn verwundert ansah.
DU LIEST GERADE
Schicksalhafte Begegnung
FanfictionDas Schicksal meint es nicht immer gut mit einem und für den ein oder anderen hat es sogar mehr Negatives parat, als so manch einer ertragen kann. Doch nur wenn es ganz dunkel ist kann man die volle Pracht der Milchstraße am Himmel leuchten sehen. O...