Angriff in der Nacht

153 23 7
                                    

Die Zeit verging dann zum Glück doch und als endlich die ersten Kollegen hereinkamen, die ebenfalls Nachtschicht hatten, war Henning erleichtert. Nesrin und Jonas waren die Ersten die ihm gut gelaunt grüßten und erst einmal in die Küche verschwanden, um Kaffee zu kochen. Kurz darauf kam Heidi herein, die sich kurz zu Henning stellte.

„Na Henning, wie geht es dir?"

Fragte Heidi in ihrem hessischen Dialekt, der alles was sie sagte irgendwie gleich viel netter klingen ließ.

„Naja ich musste kurzfristig noch einen Teil der Spätschicht übernehmen, der Dienst am Tresen war verdammt unspektakulär heute. Ich bin froh wenn ich gleich raus darf."

Heide lachte leise.

„Ja das ist dann natürlich anstrengend, vor allen wenn man nicht mal jemanden hat, mit dem man sich unterhalten kann."

Dabei blickte sie kurz zum Funkraum, in dem Timo mit auf den Schreibtisch gelegten Füßen auf dem Bürostuhl saß und an seinem Handy spielte.

„Ich würd dem Bub am liebsten gleich wieder die Ohren langziehen. Mit den dreckigen Botten auf dem Tisch. Aber ich soll auf meinen Blutdruck achten."

Fing Heide wütend an leise zu schimpfen. Sie atmete tief durch und schloss dabei die Augen.

„Ich bin ganz ruhig."

Erklärte sie dabei mehr sich selber als Henning und atmete langsam ein und aus.

„Mach dir erstmal einen Tee, wir haben doch auch noch ein paar Minuten bevor Christian die Einteilung macht."

Schlug Henning vor. Heide öffnete die Augen und schenkte ihm ein Lächeln.

„Gute Idee."

Pflichtete sie ihm bei und schlenderte in die Küche zu Jonas und Nesrin. Auch wenn Henning wusste das er die Nachtschicht mit Tom auf Streife fahren durfte, setzte er sich mit den anderen pünktlich in den Besprechungsraum. Tom und Marc waren ebenfalls wie immer pünktlich zu Dienstbeginn da, nur Paul und Stephan kamen mal wieder just on time in die Besprechung. Christian kommentierte diesen Umstand diesmal aber nicht, immerhin waren die beiden auf die Minute genau zur Übergabe da. Das Stephan den Tresen übernehmen sollte und Paul mit Marc raus auf Streife musste, schmeckte dem eingeschworenen Dreamteam der Wache dann auch nicht so wirklich. Doch weder Paul noch Stephan beschwerten sich, auch wenn sie sich gespielt theatralische von einander verabschiedeten, als Paul mit Marc aufbrach.

Tom war sichtbar übermüdet und schien genau wie Henning nicht viel Schlaf bekommen zu haben. Seine noch Ehefrau hatte wohl mal wieder Terror gemacht und gewollt das er seine Tochter morgens zur Grundschule brachte und Nachmittags zu ihren Freizeitaktivitäten fuhr. Das tat Tom zwar gerne, doch da sie das nicht vorher mit ihm abgesprochen hatte, war er bereits nach der anstrengenden Nachtschicht im Bett gewesen als sie ihn anrief. Da er froh war seine Tochter endlich wieder sehen zu dürfen, war er aber sofort wieder aufgesprungen und hatte sich angezogen. Auch Selena freute sich sehr ihren geliebten Papa endlich wieder zu sehen. Das aufgeregte Mädchen hatte ihm erzählt wie die letzten Tage für sie gewesen waren und während den Fahrten nur geplappert. Dadurch hatte Tom nur wieder genau gemerkt, das Selena unter der Trennung von ihrem Papa genauso litt wie er.

„Ich weiß das meine Frau mir nur so kurzfristig die Aufgabe zugeschoben hat Selena zu fahren, weil sie ein Date mit einem Typen hat. Dadrüber müsste ich mich ja eigentlich aufregen. Aber ich war so froh etwas Zeit mit Selena verbringen zu dürfen. Nach ihrer Reitstunde waren wir noch zusammen essen und haben bei einem kleinen Bauernhof angehalten, der einem Bekannten von mir gehört. Die haben gerade neue Kälbchen bekommen, die Selena füttern durfte. Sie war mehr als nur begeistert. Man ich sag dir, sie fehlt mir echt. Das unser Kind am meisten unter dieser Trennung leidet, verletzt mich mehr als das meine Frau anscheinend noch bevor die Scheidungspapiere unterzeichnet sind einen neuen Typen an ihrer Seite haben will."

Schicksalhafte BegegnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt