Alte Wunden

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Als der Polizist das Büro betrat und sich mit einem bösen Blick hinter seinen Schreibtisch setzte, schwand Henning Hoffnung ein wenig das er unter neutralen Bedingungen seine Aussage machen konnte.

"Nun Herr Groth dann erzählen sie mir doch einmal, was ihre Freundin falsch gemacht hat, das sie es verdient hat von ihnen verprügelt zu werden?"

Henning sah den Mann kurz an, auf dessen Uniformjacke war ein Schild mit der Aufschrift "Sindera" zu lesen waren.
Der wartete gar nicht lange sondern tippte etwas in seinen Computer ein.

"Jahrgangsbester in der Polizeischule. Ach ein Kollege ... ehemaliger Kollege. Nach nur fünf Jahren aus dem Dienst entlassen. Na was eine Überraschung ..."

Mit abwertendem Gesichtsausdruck sah Herr Sindera ihn an.

"Lassen sie mich raten, sie wurden aufgrund ihrer aggressiven und impulsiven Art entlassen?"

Henning antwortete dem Polizisten nicht. Er wollte nicht über die Gründe sprechen, wegen denen er den Polizeidienst damals verlassen hatte, schon gar nicht mit jemanden der ihn sowieso schon vorverurteilte. 
Sindera sah ihn böse an und wartete das Henning endlich was sagte. Doch der wollte ihm sicher nicht den wahren Grund erzählen weshalb aus dem Dienst ausgeschieden war. Eigentlich wollte er nur seine Aussage zu den gestrigen Vorfällen machen. Daher erzählte er die  Geschichte die er eigentlich immer berichtete, wenn er über seine ehemalige Arbeit bei der Polizei ausgefragt wurde.

„Ich kam mit den wechselnden Schichten nicht zurecht und bin freiwillig ausgetreten."

Der Polizeioberkommissar Sindera sah ihn nur zweifelnd an und merkte die Lüge sofort.
Da wurden sie durch das ein Klopfen an der Bürotür unterbrochen, bevor Sindera etwas sagen konnte öffnete sich auch schon die Tür und ein Mann trat ein der Henning sofort bekannt vorkam.

"Henning Groth! Ich glaub es nicht, du bist es wirklich."

Meinte Klaus Wiebel erfreut und kam zu Henning herüber. Freundschaftlich begrüßte er Henning mit einer kumpelhaften Umarmung. Der Polizeioberkommissar Sindera sah sie ungläubig an, während Klaus sich neben Henning stellte.

„Man das ist ja echt eine Überraschung. Marc hat mir gestern von dem Einsatz erzählt, ich hab schon bei dem Namen vermutet das du es bist. Aber davon wollte ich mir heute erst einmal selber ein Bild machen. Hast du etwas dagegen wenn ich bei deiner Aussage dabei bin?"

Henning war sogar erleichtert das Klaus das Verhör, was es mit diesem Sindera wohl eher war, begleiten würde. Sein ehemaliger Mentor und Streifenpartner mit dem er sein erstes Jahr im Dienst zusammengearbeitet hatte, setzte sich an dem zweiten Schreibtisch der parallel neben dem von Herrn Sindera stand.

„Dann fahr gerne fort Stephan."

Bat Klaus und sah den jüngeren Polizist an. Der schien noch immer ein wenig sprachlos zu sein, doch jetzt wo Klaus dabei und eindeutig mit Henning befreundet war, sprach der Polizist im eher neutralen Ton mit Henning. Er bat ihm zu berichten was am gestrigen Tag vorgefallen war und Henning begann damit, zu berichten das er herausgefunden hatte das Svenja ihn betrog. Als er nach Hause kam und den Wagen der Affäre entdeckt, wusste er immerhin was ihn erwartete. Im ruhigen Ton berichtete er möglichst detailliert wie er die beiden im Schlafzimmer entdeckt hatte und die beiden aus dem Haus hatte werfen wollen. Das der Glatzkopf ihm stattdessen als er gerade dabei war die Polizei zu verständigen, mit einem gezielten Schlag auf die Nase ausgeknockt hatte, klang nicht unbedingt sehr glaubwürdig wie er selber zugeben musste.
Doch als er auflistete was alles in seinem Haus durchwühlt und gestohlen worden war, schrieb der Polizeioberkommissar fleißig mit.

„Und woher hat Frau Schulz die Wunden im Gesicht und die Handabdrücke auf den Armen?"

Fragte er anschließend mit hochgezogenen Augenbrauen nach.

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