Tom redete als erstes mit der Psychologin. Wie Henning hatte er eigentlich wenig Lust auf das Gespräch, auch wenn die Polizeipsychologin doch eigentlich eine angenehme und nette Gesprächspartnerin war. Während er warten musste, wusch Henning sich endlich das Blut von den Händen und wartete anschließend in dem ruhigen Seitenflur des ansonsten so geschäftigen Präsidiums. In Gedanken versunken saß er auf dem unbequemen Stuhl der in einem kleinen Wartebereich bereit stand. Immer wieder sah er das Gesicht des jungen Kollegen vor sich, als dieser ihn panisch angesehen hatte weil er sich nicht mehr bewegen konnte. Was wenn sich diese Symptome nicht wieder zurückbildeten und der junge Mann tatsächlich querschnittsgelähmt bleiben würde? Wäre Henning an seiner Stelle würde er wohl lieber tot sein als für immer ein Pflegefall zu bleiben, der nicht einmal in der Lage war die Hand zu heben. Seine wild kreisenden Gedanken wurden durch das Öffnen der Tür unterbrochen. Mit einem leicht genervten Gesichtsausdruck trat Tom auf den Flur und brummte ihm zu das er nach Hause fahren würde. Anscheinend hatte die Psychologin ihn krank geschrieben, sodass er nicht wie er eigentlich geplant hatte wieder zum Dienst fahren durfte. Auch Henning wäre nun lieber wieder auf Streife gefahren um sich zumindest mit der Arbeit abzulenken. Aber vermutlich würde die Ärztin bei ihm genauso handeln wie bei Tom.
„Herr Groth. Ich freu mich sie wieder zu sehen, ich habe sehr gehofft das wir uns noch einmal unterhalten können. Natürlich wären mir erfreuliche Umstände deutlich lieber gewesen. Setzten sie sich."
Bat die freundliche Psychologin und zeigte auf die beiden Ledersessel. Henning setzte sich während die Ärztin die Tür schloss. Nachdem sie sich gesetzt hatte musterte sie Henning kurz, der etwas nervös die Hände aneinander rieb.
„Wie ist ihr Neustart in ihrem alten Job bisher gelaufen?"
Fragte die Psychologin interessiert nach. Etwas verwundert das sie nicht direkt mit dem schlimmen Vorfall begonnen hatte, weswegen Tom und er hergeschickt wurden sah Henning sie verwundert an.
„Ähm bisher eigentlich recht gut. Die Kollegen haben mich nach ein paar Startschwierigkeiten sehr gut aufgenommen. Anscheinend sind vor mir zwei Kollegen gestartet mit denen es sehr viele Probleme gab, daher waren die Kollegen erst einmal ein wenig Voreingenommen. Aber das konnte ich wohl recht schnell ausräumen."
Die Psychologin machte sich ein paar Notizen und nickte.
„Und ihre Aufgaben, haben die sich durch die lange Pause verändert oder würden sie sagen es ist noch alles beim Alten?"
„Es gibt natürlich ein paar technische Neuerungen. Damit kommt ich aber gut zurecht, schließlich habe ich die letzten elf Jahre nicht hinter den Mond gelebt. Mit einem Smartphone kann ich auch so schon umgehen."
Kurz musste Doktor Pöhlmann schmunzeln.
„Insgesamt sind die Aufgaben natürlich gleich geblieben. Das Drumherum hat sich ein wenig verändert. Die Menschen sind heute irgendwie deutlich hemmungsloser und deutlich aggressiver. Dieser Angriff auf die Kollegen heute zum Beispiel ... klar auch damals wurden mal Polizeikräfte angegriffen vor allen durch schwere Straftäter. Aber das eine Gruppe Männer vermummt loszieht und Polizeistreifen überfällt mit dem Ziel sie schwer zu verletzten oder sogar zu töten? Ich kann mich nicht erinnern das es sowas früher gab."
Mit ernster Miene hörte Doktor Pöhlmann ihm zu und nickte immer wieder.
„Ja da haben sie recht. Diese Entwicklung merke ich auch in den letzten Jahren ... ihr Kollege hat mir erzählt das sie einen der verletzten Polizisten eben das Leben gerettet haben. Was fühlen sie jetzt deswegen?"
Über diese offensive Frage musste Henning kurz nachdenken.
„Naja ich habe getan was ich in der Ausbildung gelernt habe. Der Kollege war am ersticken ... aber sicher habe ich nicht alles richtig gemacht. Ich habe vergessen Handschuhe anzuziehen und mein Messer nicht desinfiziert. Hoffentlich entzündet sich die Wunde nicht ... bei dem jüngeren Kollegen weiß ich auch nicht ob ich nicht etwas falsch gemacht habe. Anscheinend hat er eine schwere Wirbelsäulenverletzung und ich habe ihn in die stabile Seitenlage gebracht als er am Anfang bewusstlos da lag. Vielleicht habe ich die Verletzungen erst dadurch verschlechtert. Er konnte sich nicht mehr rühren als er aufgewacht ist und war deshalb verständlicherweise sehr panisch."
DU LIEST GERADE
Schicksalhafte Begegnung
FanfictionDas Schicksal meint es nicht immer gut mit einem und für den ein oder anderen hat es sogar mehr Negatives parat, als so manch einer ertragen kann. Doch nur wenn es ganz dunkel ist kann man die volle Pracht der Milchstraße am Himmel leuchten sehen. O...