Nicht ganz so besinnliche Weihnachtszeit

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Die restlichen Tage bis zum Heiligabend verliefen zum Glück ruhiger für Henning. Zu seiner Erleichterung erhielt er schon zwei Tage nach dem gewaltsamen Vorfall in seinem Haus nicht nur seine persönliche Gegenstände zurück, sondern auch die Nachricht das die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen ihn eingestellt hatte. Anscheinend hatte Svenja bei ihrer zweiten Aussage, unter der Last der Beweise zugeben das Henning ihr niemals Gewalt angetan hatte. Klaus hatte es sich nicht nehmen lassen, ihn persönlich über diesen Erfolg zu unterrichten und ihn im gleichen Zuge zum Neujahrsfest mit den Kollegen einzuladen.
Henning hatte erstmal nicht zugesagt, er wusste noch nicht ob er wirklich den Kontakt mit seinen ehemaligen Kollegen wieder aufnehmen wollte.
Würden die Kollegen ihn nicht vielleicht sogar Vorwürfe machen wegen Kalles Tod? Er selber machte sich auch nach der Therapie noch immer manchmal diese Vorwürfe, daher befürchtet er das auch einige der alten Kollegen das womöglich so sahen.
Andererseits hatte Klaus nicht so gewirkt als würde er Henning Vorwürfe machen, ganz im Gegenteil hatte er sich sogar ehrlich gefreut ihn wiederzusehen.

Sein Chef hatte ihn beauftragt sich um die Anfragte der Stadtverwaltung zu kümmern. Er hatte Hennig klar gesagt, das er wollte das der Auftrag zur Unterstützung des Rettungsdienstes in der Sylvesternacht unbedingt angenommen wurde.
Henning telefonierte daher sofort mit der Kölner Stadtverwaltung und erfuhr so, das gleich mehrere Sicherheitsdienste angefragt worden waren. Hennings Firma sollte nur die Wache Süd unterstützen und dafür mindestens drei Mitarbeiter bereitstellen, die in den Rettungswagen der Wache mitfahren sollten. Da Henning eigentlich mit mehr notwendigen Mitarbeiter gerechnet hatte, konnte er direkt zusagen. Neben ihm würden zwei jüngere Kollegen die erst wenige Monate Teil des Teams waren, diesen Auftrag übernehmen.
Henning unterrichtete die beiden Kollegen und stellte noch einmal klar, wie wichtig dieser Auftrag für das Sicherheitsunternehmen war.
Henning war froh die Weihnachtstage arbeiten zu dürfen und nicht alleine zuhause bleiben zu müssen. Selbst die Jahre in denen er mit Svenja zusammen gewesen war, waren die Weihnachtsfeiertage meistens nicht sehr angenehm gewesen. Svenja verlangte von ihm das er mit ihr einen tollen Luxusurlaub in einem bekannten Schweizer Skiort machte, doch er konnte nicht genug Urlaub bekommen und musste mindestens an einen der Feiertage arbeiten. Das führte jedes mal zu einem dicken Streit mit Svenja, weshalb die ihn über Weihnachten oft alleine ließ und stattdessen einen schönen Wellnessurlaub meistens auf seine Kosten machte. Sie hatte ihn dabei immer erpresst damit er den Urlaub zahlte, da er sich ja nicht einmal für sie frei nehmen konnte. Henning hatte meistens klein beigeben um den Frieden zu waren und am Ende ganz alleine Zuhause gesessen.
Nun konnte er über seine eigene Naivität nur den Kopf schütteln. Er hätte Svenja schon längst aus seinen Haus werfen sollen. Denn auch wenn er nicht gerne alleine war, das war immer noch besser als von jemanden belogen und derart ausgenutzt zu werden.

Die Tage im Büro waren recht ruhig, die meisten Angestellten waren schon in ihrem wohlverdienten Weihnachtsurlaub. So konnte Henning konzentriert die Einsatzpläne bis ins neue Jahr hinein planen und die vielen noch liegengebliebenen Berichte abarbeiten. Da der Jahresbericht anstand, sah er sich auch die Berichte der anderen Abteilungen an. Die kümmerten sich vor allen um Grundstücksbewachung und die Tätigkeit als Werksschutz für eingezäunte Werksgelände der umliegenden Industrie. Die beiden Kollegen die den gleichen Job wie Henning für die beiden Bereiche machten, ließen oft genug Fünfe gerade sein, weshalb sie sich nicht die Arbeit machten Berichte zu kontrollieren oder gar zu überarbeiten.
Henning ging vor allen für die Hauptkunden alle Berichte noch einmal durch und fügte alles wichtige was noch fehlte für den Abschlussbericht ein. Sein Chef wusste das Henning meistens auch außerhalb seines Bereiches handelte und unterstützte ihn. Nicht umsonst war Henning der Mitarbeiter der in dieser Firma direkt nach seinem Chef dem Standortleiter aufgelistet wurde und entsprechend auch recht gut verdiente.
Nun da niemand mehr im Büro war der länger als bis 16 Uhr blieb, fiel auch nicht auf wenn Henning bis spät in die Nacht arbeitete und nur zum schlafen nach Hause fuhr. Einzig Frau Raab die Sekretärin seines Chefs, die mit ihren sechzig Jahren schon zum Firmeninventar gehörte, fiel auf das Henning mal wieder deutlich zu viel arbeitete. In ihrer mütterlichen Art versorgte sie ihn mit einem warmen Mittagessen, das er im Büro zu sich nahm und stellte ihm bevor sie Feierabend machte noch eine neue Flasche Wasser und eine frisch gebrühte Kanne Kaffee hin.
Als kleines Dankeschön bekam sie von Henning an ihrem letzten Arbeitstag vor den Weihnachtstagen eine Schachten ihrer Lieblingspralinen, die in einer kleinen Schockoladenmanufaktur am Kölner Stadtrand in liebevoller Handarbeit gefertigt wurde.

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