Fassunglosigkeit

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Als der RTW endlich kam dämmerte es schon und die Sonne würde sicherlich bald aufgehen. Gino und André waren bereits wieder auf Streife unterwegs und nur Jonas hatte noch bei Henning gewartet. Der wäre lieber ebenfalls wieder los gefahren um sich mit Arbeit abzulenken, aber da würde Jonas wohl nicht mit sich reden lassen. Der RTW war mit zwei Sanitätern besetzt die Henning kaum kannte. Der eine stellte sich als Tjark Langhut und der andere als Thomas Schmidt vor und fragten was genau passiert war. Kurz fasste Henning zusammen wie er sich mit dem Verdächtigen hatte auseinander setzten müssen, der über unmenschliche Kräfte zu verfügen schien. Auch das Messer erwähnte er, betonte aber das er keine schweren Verletzungen hatte und daher nicht mit ins Krankenhaus musste. Doch die beiden jungen Sanitäter ließen sich davon natürlich genauso wenig beeindrucken wie Jonas das getan hatte. Sie prüften kurz den Blutdruck und machten einen Bodycheck, dann durfte Henning aufstehen und sie gingen zu Fuß zum RTW. Dort musste er den zerrissenen Pullover und sein ebenfalls kaputtes Hemd ausziehen. Er hatte doch einige leichte Schnittwunden abbekommen, dazu hatte er ein paar schmerzhafte Prellungen und Schürfwunden. Auch das Auge war nun so dick angeschwollen das er kaum noch etwas darauf sehen konnte, weshalb er einer Kontrolle im Krankenhaus wohl nicht mehr entkommen konnte. In der Klinik am Südring wurde er trotz das er sicherlich keinen kritischen Verletzungen hatte direkt in den Schockraum gebracht, wo Doktor Birgit Maas auf ihn wartete. Die Ärztin war merkbar ruhiger als sonst und ziemlich abgelenkt. Henning kannte sie von einigen Einsätzen und wusste das auch Doktor Maas als Notärztin auf der Wache Süd arbeitete. Entsprechend war sie sicher über den Vorfall mit Lee informiert und daher derart abgelenkt. Der Sanitäter Thomas übergab Henning an die Ärztin die nur immer mal wieder nickte und sich dann Henning zuwandte. Kurz untersuchte sie ihn noch einmal und bat die Schwester die mit ihr im Schockraum stand dann, Henning zum Röntgen zu bringen. Da sein Auge ziemlich zugeschwollen war, sollte eine Röntgenuntersuchung zeigen ob womöglich die Knochen um das Auge gebrochen war. Im Anschluss würde Doktor Maas sich die Röntgenaufnahmen ansehen und ein Augenarzt würde noch einmal prüfen ob sein Augen weiteren Schaden durch den Ellenbogencheck abbekommen hatte. Henning ließ alle Untersuchungen klaglos über sich ergehen und wartet in einem kleinem Untersuchungsraum bis die vielbeschäftigte Ärzte wieder Zeit für ihn hatten. Doktor Maas war durch einen Notfall eine Zeit lang gebunden, weshalb Henning recht lange warten musste. Eine nette Krankenschwester brachte ihm etwas zu trinken und desinfizierte die Wunden die er beim Kampf davon getragen hatte. Zum Glück musste nichts genäht werden, weshalb Henning fast hoffte doch noch die restliche Frühschicht arbeiten zu dürfen. Als Doktor Maas endlich Zeit für ihn hatte, prüfte sie schweigend die Röntgenbilder und schien dabei in Gedanken ganz wo anders zu sein.
Henning räusperte sich und holte die Ärztin dadurch aus ihren Gedanken.

„Ohh ähm tut mir Leid."

Entschuldigte sie sich und sah sich die Röntgenbilder noch einmal genauer an.

„Wissen sie ob man Lee schon gefunden hat?"

Fragte Henning vorsichtig und die Ärztin sah ihn erneut mit finsterer Miene an.

„Ja, ein niederländisches Schiff hat sie gefunden und aus dem Rhein gezogen. Sie wurde in die Uni Klinik gebracht ..."

Wieder sah sie auf die Röntgenbilder auf dem Computerbildschirm.

„Es ist alles in Ordnung."

Verwirrt sah Henning sie an. Er konnte sich nicht vorstellen das es Lee wirklich gut ging, wenn sie mehr als 50 Meter gefallen und dann ins kalte Rheinwasser gestürzt war.
Doktor Maas sah ihn kurz an und deutete dann auf den Bildschirm.

„Es ist nichts gebrochen. Ein Augenarzt schaut nochmal dadrüber. Dann können sie nach Hause. Ähm sie sind doch der neue Lebensgefährte von Marion oder?"

Schicksalhafte BegegnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt