Hilflos im Dunkeln

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Ein kleiner schwarzer Käfer lief zwischen den Grashalmen umher und erklomm die Picknickdecke auf der Henning saß. Interessiert beobachtete er das Tier und wagte es nicht sich zu rühren, um den kleinen Käfer nicht zu erschrecken.

„Henning mein Schatz. Ich möchte das du immer daran denkst, auch wenn unser Leben gerade alles andere als gut ist, das wird sich irgendwann wieder ändern. Es gibt immer wieder Momente, an die du gerne zurückdenken wirst und die dich glücklich machen egal wie oft du dich an sie erinnerst. Sie helfen dir auch nicht so gute Zeiten zu überstehen. Denk immer daran, wenn es dir einmal nicht gut geht, in Ordnung?"

Verwunderte sah Henning von dem kleinen Käfer auf zu seiner Mutter, die auf der Picknickdecke neben ihm saß. Er verstand nicht ganz was seine Mutter mit ihrer Aussage meinte. War nicht genau dieser Moment gerade einfach wundervoll? Die warmen Sonnenstrahlen wärmten ihren Haut in der noch kühlen Frühlingsluft. Sein Vater war seit zwei Wochen auf Dienstreise und sie genoßen die friedliche Zeit ohne ihn aus vollen Zügen. Da er Mitten in den Sommerferien war und seine Mutter aktuell nicht arbeitete, verbrachten er viel Zeit mit seiner Mutter. Sie waren mehrfach im Zoo gewesen, hatten Ausflüge ins Grüne gemacht oder waren zusammen im Schwimmbad gewesen. Für Henning war das seit langen die schönste Zeit gewesen, an die er sich mit seinen sieben Jahren erinnern konnte. Entsprechend wunderte es ihn, dass seine Mutter nun davon sprach das es ihnen nicht so gut gehen würde. Vielleicht meinte sie eher die Zeiten die sie mit seinen Vater zusammen verbringen mussten, der innerhalb der nächsten Tage von seiner Dienstreise zurück kommen würde. Auch wenn seine Mutter stets versuchte Henning vor seinem Vater zu schützen, bekam auch er oft etwas von der bösartigen Wut des Mannes zu spüren. Meistens musste er mitansehen wie sein Vater wegen einer Kleinigkeit seine Mutter schlug und sie beide wütend anschrie. Da er Zuhause viel trank, konnte man ihn kaum verstehen wenn er sie lallend anschrie und diese Begriffsstutzigkeit von Henning handelte ihm oft eine saftige Ohrfeige oder schlimmeres von seinem Vaters ein.

„Okay Mama. Ich werd immer daran denken."

Versprach er seiner Mutter, die ihn daraufhin sanft anlächelte.

„Vergiss es nicht auch wenn du mal groß bist ..."

Antwortete sie und strich sanft durch sein Haar. Plötzlich verschwamm die Welt um Henning und verängstigt griff er nach seiner Mutter. Es wurde dunkel um ihn herum. Besorgt tastete er sich mit seinen Händen voran und rief nach seiner Mutter. Das Vogelgezwitscher was sie eben noch umgeben hatte, war verschwunden. Stattdessen hörte er ein Piepen, das in einem stetigen Rhythmus rechts von ihm ertönte. Um so verängstigter er versuchte sich zu orientieren, um so schneller schien der Rhythmus des Piepen zu werden. Wo war seine Mutter hin? Vor allen wo war er plötzlich, warum war es so dunkel um ihn herum?

„Henning? Bist du wach?"

Die Stimme einer Frau ertönte linke von ihm und er wandte seinen Kopf herum. Die Stimme kam ihm bekannt vor, auch wenn ihm keinen Namen dazu in den Sinn kam. Trotzdem beruhigte ihn die Stimme. Er fühlte sich plötzlich nicht mehr so verwirrt und schutzlos, wie er sich eben noch gefühlt hatte.

„Es ist alles in Ordnung. Bleib ganz ruhig, gleich kommt ein Arzt und sieht nach dir."

Erklärte die Frau. Er versuchte etwas zu sagen, doch sein Rachen war trocken und rau und er brachte nur ein Krächzen hervor. Das Piepsen war im Rhythmus wieder langsamer geworden. Henning merkte das er seinen Körper nur sehr betäubt wahr nahm. Er spürte das jemand seine rechte Hand fest hielt. Sein linkes Knie schmerzte und auch Brust und Bauch taten ihm ungewöhnlicherweise leicht weh. Sein Gesicht konnte er kaum spüren, es schien als würde etwas darauf drücken. Er konnte weder seine Augenlieder bewegen, noch die Stirn runzeln. Vermutlich konnte er deshalb nichts sehen? Die Tatsache das er plötzlich blind war, machte ihm Angst. Doch die unbekannte Frau die seine Hand zu streicheln schien und weiter beruhigend mit ihn sprach, half ihn die Angst niederzuringen. Seine Gedanken gingen zurück, zu seiner Mutter die in sanft im Licht der warmen Frühlingssonne anlächelte. Plötzlich erfasste ihn eine bleierne Müdigkeit und seine Gedanken entglitten ihm wieder.

Schicksalhafte BegegnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt