Erfolgreicher Start

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Die erste Schicht verlief recht ruhig. Tom und Henning wurden nur zu drei Einsätzen gerufen, bei denen es einmal um einen Taschendiebstahl und zweimal um Streitigkeiten zwischen Nachbarn ging. Henning versuchte sich am Anfang etwas zurückzuhalten und ließ Tom reden, um sich erst einmal auf die Arbeitsweise seines neuen Kollegen einstellen zu können. Tom schien es gewohnt zu sein den Rädelsführer zu spielen, weshalb Henning stattdessen die Rückendeckung seines Partners übernahm. Er behielt die umstehenden Personen im Auge und dabei einen wachsamen Blick auf mögliche Waffen und das Verhalten der Beteiligten. Da die beiden sich eh schon kannten, hatten sie sich ziemlich schnell eingespielt und auch die nächsten Schichtdienste fuhren sie zusammen auf Streife. Nach drei Frühschichten, erwarteten sie die ersten Nachtschichten auf die Henning sich fast ein wenig freute. Er war sowieso eher eine Nachteule und die Nachtschichten boten meistens deutlich spannendere Einsätze.
Als er Tom in der Umkleide traf, merkte er sofort das dieser eine ziemlich schlechte Laune hatte. Nach der Dienstbesprechung die in der Nachtschicht Christian Reuter hielt, wollte Tom diesmal direkt losfahren und keinen Kaffee trinken. Eine Zeit lang fuhren sie schweigend durch die Großstadt, die in den Abendstunden noch recht belebt war.

„Alles in Ordnung mit dir?"

Fragte Henning nach einige Zeit.
Tom brummte etwas, das man nicht wirklich als einem Ja oder Nein identifiziert konnte.

„Meine Frau will sich von mir scheiden lassen und hat mich vor drei Monaten rausgeschmissen. Jetzt will sie mir das Umgangsrecht mit meiner Tochter verbieten. Keine Ahnung was ich ihr getan habe, aber sie geht einfach viel zu weit."

Tom war im Laufe seiner Erklärung immer lauter geworden und atmete nun schnaufend durch. Es schien fast so als hätte er mal jemanden gebraucht, bei dem er diese Last loslassen und sich seinen Frust einfach von der Seele reden konnte. Er erklärte wie seine Ehe im letzten Jahr immer weiter kaputt gegangen war, was laut seiner Exfrau vor allen an Toms Schichtdiensten und seinem Hobby dem Training im Fitnessstudio lag.

„Sie hat mir immer vorgeworfen das ich zu wenig Zeit für sie und Selena, unsere Tochter hätte. Das der Job immer vorginge und ich lieber Zeit mit meinen Kollegen verbringe, als mit meiner Familie. Dabei habe ich mich wirklich bemüht und jede freie Stunde mit meiner Familie geplant. Aber meistens war es Monika die keine Lust auf meine Pläne hatte und lieber mit Freunden ausgegangen ist. Irgendwie hat sie sich zu einem Menschen entwickelt, den ich niemals geheiratet hätte. Die Frau die ich damals kennengelernt habe, hatte Verständnis dafür das mein Job mir wichtig ist und oft vorgeht. Aber jetzt ist sie einfach nur noch ein Drachen."

Henning hörte schweigend zu und wusste nicht wirklich was er dazu sagen sollte. Er hatte bisher immer Pech mit Frauen gehabt und daher nie geheiratet. Doch Tom schien gar keine Antwort von Henning zu erwarten und redete nach einer kurzen Pause weiter.

„Eigentlich bin ich auch echt froh wenn sie endlich weg ist. Aber da ist halt auch unser kleines Mädchen zwischen uns. Selena kann nichts für unseren Streit und soll nicht dadrunter leiden müssen. Aktuell wohne ich bei Muri und seiner Familie im Gästezimmer. Eigentlich wollte ich schon eine Wohnung gesucht haben, aber nach Muris Unfall braucht seine Frau Aylin mit den drei Kindern Unterstützung. Daher bin ich da geblieben. Aber Monika nutzt das nun aus, um das Jugendamt zu überzeugen ich wäre nicht fähig mich um meine Tochter zu kümmern. Sie ist einfach ein unglaubliches Miststück geworden."

Tom hielt an einem kleinen Kiosk an und fuhr sich durch seine Haare, die eh schon recht wild aussahen.

"Komm lass uns einen Kaffee holen, der Kioskbesitzer ist wirklich nett, da halte Muri und ich öfters."

Henning nickte und meldete der Leitstelle, dass sie für eine kurze Pause in den Status 6 gehen würden. Der Kioskbesitzer, ein türkischstämmiger Mann Ende Vierzig begrüßte sie, als die beiden Polizisten den Laden betraten. Neben dem Mann hinter der Theke standen zwei weitere Personen im Laden, die einen merkbar angespannten Eindruck machten als Henning hinter Tom den Laden betrat. Sofort sagte ihm sein Bauchgefühl das hier etwas nicht in Ordnung war. Auch Tom sah sich etwas irritiert um und begrüßte den Kioskbesitzer dann freundlich.

Schicksalhafte BegegnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt