Lichtblicke

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Zu Hennings Überraschung meldete sich Klaus Anfang Mai bei ihm. Eigentlich hatte er gedacht sein ehemaliger Mentor hätte die versprochene Verabredung zu einem Männerabend schon längst wieder vergessen, immerhin waren mehr als drei Monate vergangen. Doch Klaus entschuldigte sich direkt dafür, dass er sich so spät meldete und lud Henning zu einem Fußballspiel ins Stadium des 1. FC Köln ein. Begeistert sagte Henning zu und die zwei trafen sich am Samstag Abend in einem Brauhaus in der Nähe des Stadiums.
Sie wollten zuerst etwas essen und sich dann das Spiel ihres Heimatvereins anschauen. Klaus wirkte noch immer ein wenig niedergeschlagen, was vor allen an den Angriffen der ACAB-Gruppe, wie sich selber nannten, lag. Muri und zwei weitere Kollegen waren noch immer außer Gefecht und auch wenn in den letzten Wochen kaum Angriffe in und um Köln stattfanden, sicher fühlten die Kollegen sich nicht mehr. Vor allen in den Nachtschichten, in denen die größte Zahl der Angriffe stattgefunden hatte, war die Stimmung der Kollegen recht angespannt.

„Ich bräuchte eigentlich dringend neue Kollegen. Aber man hat mir nur zwei geschickt, die eigentlich gar nicht in den Polizeidienst gehören. Ich hab wirklich Sorge wenn ich nochmal frage, bekomm ich noch so jemanden. Das führt zu deutlich mehr Unruhe in der Wache als wenn die Kollegen Überstunden schieben. Also lass ich es aktuell lieber. Aber wenn Muri und Nadja nicht bald wieder fit werden, weiß ich nicht ob das noch lange so klappt."

Verzweifelt trank Klaus von seinem Bier und sah Henning dann mit einem leichten Lächeln an.

„Ich weis du hast dir jetzt was anderes aufgebaut. Aber kannst du dir vorstellen nochmal bei der Polizei neu anzufangen? Solange du noch unter 50 bist bekäme ich das geregelt."

Fast schon flehend sah Klaus ihn an. Henning hatte mit so einem Angebot nicht gerechnet und sah vermutlich ziemlich entgeistert aus.

„Schon okay ... ich weis ja du hattest deine Gründe damals zu gehen und willst dir das sicher auch nicht nochmal antun. Außerdem scheinst du ja sehr gut mit deinem jetzigen Job zurecht zu kommen. Aber falls du es dir doch noch mal überlegst, meld dich bei mir."

Bat Klaus und bestellte noch ein Bier.
In Hennings Kopf überschlugen sich derweil die Gedanken.
Zurück zur Polizei, wie oft hatte er sich genau das gewünscht. Aber konnte er das denn überhaupt noch? Er wollte Klaus schließlich auch nicht enttäuschen, oder gar für einen weiteren Streifenpartner eine Gefahr darstellen. Was wenn er genau wie einer dieser neuen Kollegen auf der Wache, einfach die Flucht ergriff wenn es brenzlich wurde und seinen Streifenpartner im Stich ließ? Die Zweifel in Henning wuchsen,
um so mehr er dadrüber nachdachte.

„Ich glaube nicht das ich noch zu gebrauchen bin. Immerhin bin ich schon 11 Jahre raus und es hat sich bestimmt jede Menge geändert oder?"

Fragte er immer noch mit seinen Selbstzweifeln beschäftigt. Klaus der vermutlich schon längst das Thema wechseln wollte, da er dachte das Henning eh kein Interesse daran hatte den Job zu wechseln, sah ihn fast schon begeistert an.

„Quatsch! Ich sag dir Henning, heutzutage lernen die neuen Kollegen eher weniger als wir in der Ausbildung. Ich weiß was für ein guter Polizist du damals warst, das verlernt man nicht. Ich wette deine Menschenkenntnis und deine gute Nase wenn es um Lügen geht, hast du nach wie vor oder?"

Henning musste lachen, recht hatte Klaus diese Eigenschaft hatte er in all den Jahren behalten, selbst wenn er sie nur noch selten im Beruf brauchte.

„Aber die lassen mich doch bestimmt nicht einfach zurück kommen? Das wäre sicher ein ewig langes Rumgeeier oder?"

Die Zweifel von Henning waren nach wie vor groß und selbst wenn Klaus überzeugt zu sein schien das Henning in sein Team passte, dessen Chefs würden das sicherlich anders sehen.

Schicksalhafte BegegnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt