Die nächsten Wochen vergingen recht ruhig, auch wenn Marion sichtlich angespannt und verängstigt war. Henning versuchte sein bestes um ihr die nötige Unterstützung zu geben und er merkte, dass sie sobald er mit ihr zusammen war, wieder deutlich gelöster wirkte. In seiner Gegenwart konnte sie sich wieder entspannen und lachte sogar bald wieder, wie sie es normalerweise immer tat. Damit er noch mehr Zeit mit Marion verbringen konnte, besorgte er sich ihren Schichtplan über ihren Kollegen Ralf und bat Klaus ihn genau im gleichen Schichtrhythmus einzuplanen. Zwar hatten die Kollegen vom Rettungsdienst eine Stunde versetzt Schicht, doch er brachte Marion einfach früher zur Arbeit und wartete nach seiner Schicht auf ihrer Wache, bis sie Feierabend hatte. Auch wenn sie alleine Angst Zuhause hatte, war es ihr wichtig, das sie bald wieder in ihre eigene Wohnung zurück kehrte. Henning blieb bei ihr damit sie auch nachts ruhigen schlafen konnte. So sahen die beiden sich täglich und Henning war nur noch selten bei sich Zuhause. Wäre die Situation eine andere, hätte er Marion wohl schon längst gefragt, ob sie nich zusammen ziehen wollten. Dann würde diese bei-dir oder bei-mir, sofort aufhören und es gäbe nur noch ein bei-uns. Ob das in seinem Haus oder in ihrer Wohnung sein würde, war ihm absolut egal - Hauptsache es war bei Marion. Doch nun war dieses Thema erst einmal absolut zweitrangig und er sprach es lieber gar nicht an. Wichtig war nur das Marion sich wohl und sicher fühlte. Das Annäherungsverbot hatte seine Wirkung gezeigt und Marions Exmann war die letzten Wochen nicht mehr zu sehen gewesen. Doch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gingen nur stockend voran. Die Tatsache, dass es bereits einen Gerichtsprozesse für den dritten Einbruch gegeben hatte und der Mann daher schon eine Strafe abgegessen und somit als rehabilitiert galt, ließ den Staatsanwalt wohl Zweifel ob ein weiteres Gerichtsverfahren überhaupt notwendig war. Immerhin war die Beweislage nach so vielen Jahren schwierig und der Prozess würde sich lange hinziehen. Henning machte die Untätigkeit, zu der er und seine Kollegen dadurch verdammt waren zu schaffen. Nach Marions Anzeige war einige Tage das einzige Thema auf der Wache gewesen. Natürlich hatte Ilka keine Details der Aussage verraten, doch die Annäherungsklage und die Anzeige wegen Vergewaltigung, schwerer Körperverletzung und häuslicher Gewalt, hatte schließlich genug verraten. Gerade weil alle Marion kannten und viele gut mit ihr befreundet waren, konnte die Kollegen nicht anders als immer wieder mit dem Thema anzufangen. Das sie den Mann nun nicht einmal verhaften durften, machte alle sauer und das Unverständnis für die zögernden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft war groß.
Erst ein neuer Angriff durch die ACAB-Gruppe richtete den Fokus der Kollegen wieder von Marion weg. Diesmal hatte die Gruppe in Bonn zugeschlagen und gleich zwei Streifenwagenbesastzungen angegriffen. Ein junger Kollege war noch vor Ort aufgrund von mehreren Messerstichen verblutet, zwei weitere schwebten in Lebensgefahr. Die Wut und das Entsetzten war beinahe greifbar auf der Wache und immer wieder mahnte Klaus sie, vor allen in den Nachtschichten aufeinander acht zu geben.
Henning und Tom beachteten dieses Gebot stets. Doch da Henning nun einige Schichten außer der Reihe machte, um mit Marion gleichzeitig arbeiten zu können, musste er öfters mit anderen Kollegen fahren. Gerade die jüngeren Kollegen waren der Meinung sie würden die Gruppe bei einem Angriff außer Gefecht setzten und dem Schrecken damit ein Ende bereiten. Entsprechend aufgebracht und vor allen unvorsichtig verhielten die jungen Männer sich. Henning war daher bei diesen Kollegen doppelt wachsam, was die Schichten für ihn nur noch anstrengender machte. Das er auch in seiner Freizeit aufgrund der Situation mit Marion und seinen Sorgen um sie kaum abschalten und entspannen konnte, zermürbte ihn zusätzlich und bald fühlte er sich beinahe jeden Tag schlapp und ausgepowert.Als der Wecker zur Frühschicht klingelte, fühlte Henning sich wie gerädert. Mehrfach war er in dieser Nacht durch sein eigenes Husten aus dem Schlaf geschreckt und auch Marion, die eh in letzter Zeit schlecht schlief, hatte er dadurch geweckt. Woher das nervige Piepen kam, musste er erstmal realisieren, bevor er nach einige Zeit seinen Wecker ausmachte. Marion wand sich ihm verschlafen zu und prüfte mit ihrem Handrücken seine Stirn.
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Schicksalhafte Begegnung
FanfictionDas Schicksal meint es nicht immer gut mit einem und für den ein oder anderen hat es sogar mehr Negatives parat, als so manch einer ertragen kann. Doch nur wenn es ganz dunkel ist kann man die volle Pracht der Milchstraße am Himmel leuchten sehen. O...