Nur das Eine

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Auch wenn Henning in den nächsten Tagen versuchte sich mit seiner Arbeit abzulenken, musste er immer wieder an Marion denken. Dieser romantische Moment als sie sich im Schneetreiben geküsst hatten, war beinahe wie aus einem kitschigen Film gewesen.
Er wusste das er sich längst Hals über Kopf verliebt hatte, doch gleichzeitig hatte er die Sorge das Marion diese Gefühle nicht teilte. Bisher hatte er nur selten so viel für eine Frau empfunden, die er doch eigentlich noch gar nicht so lange kannte. Und nun fühlte er sich wie ein liebeskranker Teenager der sich förmlich nach der Liebsten verzehrte. Keine Minute verging in der er nicht an Marion denken und sich eingestehen musste das er ihre Nähe vermisste.
Am Morgen nach ihrer Verabredung hatte er ihr eine kurze Nachricht geschrieben und sich für den schönen Abend bedankt. Danach hatte er zwar immer wieder sein Handy in die Hand genommen und sehnsüchtig geprüft ob sie geantwortet hatte, doch von sich aus wollte er keine weiteren Nachrichten schreiben. Schließlich sollte Marion sich auch nicht bedrängt oder gar belästigt fühlen.
Nach dem er schon bis zum Mittag fast alle zehn Minuten das Handy geprüft hatte, schallte er sich einen Idioten und schloss das Gerät in seinem Schreibtisch ein. Derart abgelenkt hatte er die hälfte des Tages nicht wirklich etwas voreinander bekommen und musste sich nun anstrengen um sich auf die anstehenden Arbeitsaufgaben zu konzentrieren. Er prüfte den Einsatzplan den er am Freitag aufgestellt hatte. Da sich einige Kollegen krank gemeldet hatten, musste er ziemlich rotieren um die geforderte Mannstärke überhaupt darstellen zu können. Am Ende entschied er selber zwei Aufträge abzudecken, da der Plan ansonsten gar nicht hingehauen hätte. So würde er die nächsten zwei Tage das Securityteam einer Einkaufspassage leiten und entsprechend nicht mehr im Büro sein können. Dadurch musste er die Arbeit für die nächsten Tage ebenfalls schon einmal durchschauen und gerade die zeitkritischsten Themen abarbeiten.
Hochkonzentriert arbeitete er alles ab und merkte dabei gar nicht das es draußen schon längst wieder dunkel geworden war. Das Bürogebäude lag wie ausgestorben da als er sich auf den Weg nach Hause machte. Erschrocken stellte er fest das es bereits kurz vor acht Uhr abends war und er wieder viel zu lange im Büro geblieben war. Doch nun war zum Glück erst einmal alles erledigt was sich auf seinem Schreibtisch angesammelt hatte. Er holte sich die Ausrüstung für die nächsten beiden Tage aus dem Lager und legte alles im Kofferraum zurecht. Auf den Weg nach Hause hielt er noch kurz in einem Supermarkt um sich einen fertigen Salat und zwei Laugenbrezeln zum Essen zu holen. Immerhin hatte er es wieder geschafft die Mittagspause durchzuarbeiten und daher wie so oft nur Kaffee und Wasser zu sich genommen.
Marion würde ihm bei dieser ungesunden Lebensweise sicherlich ins Gewissen reden. Der Gedanken zurück bei dieser einzigartigen Frau, ließ Henning aufschrecken. Natürlich hatte er sein Handy nicht aus der Schublade seines Schreibtisches genommen. Normalerweise würde er das Gerät auch nicht unbedingt vermissen. Doch die Neugierde ob Marion womöglich geantwortet hatte, ließen ihn kurz vor seinem Haus wenden und zurück ins Büro fahren. Dort rannte er schnell zu seinem Büro, schnappte sich sein Handy und ging zurück zum Auto. Sein Magen knurrte laut und obwohl er sich dabei selber überwinden musste, schaute er nicht auf sein Handy sondern fuhrt erst nach Hause. Nachdem er das gekauft Essen ausgepackt hatte und damit bewaffnet am Küchentisch saß, hielt er es dann aber doch nicht länger aus. Während er den ersten Bissen kaute, entsperrte er sein Handy. Aufregung machte sich in ihm breit als er sah das er drei neue Nachrichten im Messengerdienst erhalten hatte. Eine war von einem Kumpel aus dem Fittnessstudio der ihn fragte ob er ein Wochenendettipp nach Amsterdam mitmachen wollte.
Henning ignorierte die Nachricht erst einmal und ging zum nächsten Chat. Seine Nachbarin Ilona hatte ihm eine ziemlich verzweifelt klingende Nachricht geschickt. Eigentlich hätte die Kinder das nächste Wochenende bei ihrem Vater verbringen sollen. Ilona hatte vorgehabt die Kinderfreie Zeit für ein Wellnesswochenende zu nutzen, das ihr die beste Freundin geschenkt hatte. Doch nun hatte der unzuverlässige Vater der Kinder es sich anders überlegt und wollte die beiden nicht mehr nehmen. Ilonas Eltern waren beide schon verstorben und auch sonst gab es niemanden der sie mit den Kindern wirklich entlasten konnte. Daher fragte sie nun Henning als letzte Hoffnung, ob es für ihn möglich war Samstags und Sonntags auf die beiden acht zu geben. Natürlich sagte Henning zu, schließlich mochte er die beiden Kinder und sie hatten immer eine gute Zeit miteinander. Außerdem hatte er am Wochenende sowieso noch nichts wichtiges vor.
Er bestätigte Ilona das er die Kinder betreuen würde und bot an das sie am nächsten Tag kurz telefonieren könnten, um die Einzelheiten zu besprechen.
Die letzte offene Nachricht in seinem Messenger war tatsächlich von Marion und aufgeregt öffnete er den Chat.
Auch Marion bedankte sich für den tollen Abend und meinte sogar das sie sich sehr freuen würde, Henning bald wieder zu sehen. Sie schlug vor am Freitagabend ins Kino zu gehen und aufgeregt schrieb Henning eine Antwortnachricht um die Verabredung zuzusagen.
Es freute ihn das Marion sich erneut mit ihm treffen wollte und ihr das erste Date anscheinend genau so gut gefallen hatte wie ihm.

Schicksalhafte BegegnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt