Der Grund

132 19 6
                                    

In Gedanken bei dem Jungen und bei seiner eigenen Vergangenheit, lief Henning schnellen Schrittes zur Wache. Zum Glück schaffte er es einigermaßen pünktlich zur Spätschicht und zog sich schnell seine Uniform an. An der Rezeption erwischte Stephan ihn und wollte sofort wissen was geschehen war.
In knappen Worten schilderte Henning das er den Jungen von seinen Selbstmordabsichten hatte abhalten können.

"Jetzt muss ich aber zur Übergabe, Klaus ist ja schon da."

Meine Henning und ging schnell zum Besprechungsraum. Tatsächlich war Klaus schon da und wollte gerade anfangen die wichtigsten Meldungen an die bis auf Henning vollständig anwesende Spätschicht zu übergeben.
Henning setzte sich neben Tom und Klaus fing an ihnen über einen versuchten Banküberfall zu berichten, bei dem die Täter nach wie vor flüchtig waren.

"Auch die ACAB-Gruppe ist nach wie vor aktiv. Bisher haben sie zumeist in den späten Abendstunden und in der Nacht zugeschlagen. Daher will ich das ihr besonders aufmerksam seit. Kommt euch etwas nicht koscher vor, meldet ihr das und bekommt Verstärkung. Auf keinen Fall will ich noch ein Streifenteam wegen diesen Gestalten im Krankenhaus haben. Verstanden?"

Alle nickte und murmelten zustimmend.

"Gut, das war es erstmal. Henning und Tom ihr bleibt bitte noch kurz, der Rest kann los."

Mit einem ziemlich schlechtem Gefühl in der Magengegend blieb Henning sitzen. Tom sah ihn kurz etwas verwundert an und fragte flüsternd ob er etwas ausgefressen habe.
Doch Klaus kam Henning zuvor und trat zu den beiden als der Raum sich geleert hatte.

"Soeben hat der DGL der Wache Köln Porz angerufen. Anscheinend hat sich ein älterer Kollege über dich beschwert Henning, weil du seinen Einsatz gestört hast."

Henning wurde leicht rot, weil diese Dreistigkeit ihn nun wirklich wütend machte. Erst benahm sich dieser Idiot wie die Axt im Walde und dann beschwerte er sich auch noch über ihn?
Um sich vor seinem Chef und Freund nicht im Ton zu vergreifen atmete er erst einmal tief durch. Klaus hob direkt abwehrend die Hände.

"Schon gut, Heiko mein DGL-Kollege hat direkt gesagt das er die Aussage des Kollegens nicht ernst nimmt. Viel mehr hat ihn die Aussage der jungen Kollegin interessiert, die dich in höchsten Tönen gelobt hat."

Klaus zwinkerte ihm kurz mit einem Lachen zu.

"Dieser feine Herr Polizeimeister Lux hat sich unter aller Sau benommen. Kam direkt auf mich und den Jungen zu und hat das Kind eingeschüchtert und bedroht. Zum Glück stand er nicht mehr auf der Brücke sonst wäre er vermutlich doch noch gesprungen. Der Junge war höchstens 12 Jahre alt und hat sicherlich ernsthafte Probleme das hat man ihm direkt angesehen."

Regte Henning sich nun doch auf. Klaus Gesicht wurde wieder ernst und er nickte verstehend.

"Alles gut Henning, ich weiß das du da sicherlich gute Arbeit geleistet hast. Auch wenn es in der Freizeit war, schreib bitte nachher noch einen ausführlichen Bericht. Dann kümmere ich mich um alles. Jetzt möchte ich aber das ihr beiden zu den Eltern des Jungen fahrt. Mein Kollege hat mir die Daten gegeben und gefragt ob wir das übernehmen können da das Wohnhaus in unserem Revier liegt. Ich denke das ist auch in deinen Sinne, oder?"

Henning nickte mit angespannter Miene. Ob sie im Elternhaus direkt den Grund für den Selbstmordversuch von Bjarne vorfinden würden? Zumindest hoffte er, dass seine Eltern wenigsten dazu beitragen konnten etwas Licht ins Dunkle zu bringen.
Schweigend gingen die beiden Beamten zum Wagen und Tom fuhr zu der von Klaus genannten Adresse.

"Erzählst du mir nachher noch einmal genau was da vorgefallen ist?"

Fragte Tom beiläufig als er den Wagen vor einem großen Reihenhaus parkte. Henning stimmte mit einen Murren zu und stieg aus. Gefolgt von Tom lief er die Hausnummern entlang, bis zu er das richtige Haus gefunden hatte. Er klingelte und wartete eine Zeit lang, bis eine Frau die Tür einen Spalt weit öffnete und ängstlich zu ihnen hinaus sah.

Schicksalhafte BegegnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt