Bohrende Kopfschmerzen

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Als Tom nach wenigen Stunden wieder aus einem leichten Schlaf erwachte, fasste er sich direkt an den schmerzenden Kopf. Ein dicker Verband war darum gewickelt. Auch seine linke Schulter schmerzte etwas und war zusammen mit seinem Oberarm in einer dick gepolsterten Schlinge verpackt. Da wurde die Zimmertür aufgerissen und das helle Licht vom Flur blendete ihn.

„Du lebst ja noch. Verletzt siehst du auch nicht wirklich aus."

Stellte die wütende Stimme seiner leider noch Ehefrau fest. Toms Augen gewöhnten sich an das Licht und er sah Monika an, die ihn wütend anfunkelte. Trotz das es mitten in der Nacht war, war sie zurecht gemacht, als würde sie gleich in die Disko gehen wollen.

„Dafür habe ich Selena alleine gelassen und bin mitten in der Nacht aus den Haus? Das ist ja echt die Höhe."

Keifte sie weiter und stemmte die Hände in die Hüften.

„Du hast was?"

Fragte Tom entsetzt und richtete sich im Bett auf. Stöhnend griff er sich an den Kopf, da diese unbedachte Bewegung Schwindel und Kopfschmerzen auslöste.

„Warum weckst du nicht meine Mutter? Die wohnt drei Häuser weiter! Du kannst doch nicht ein sechs Jahre altes Kind alleine zuhause lassen!"

Wütend sah er sie an und hätte sie am liebsten geschüttelt.

„Dein Chef hat so getan als wärst du hier kurz vor dem abnippeln und ich müsste sofort zu dir ins Krankenhaus kommen. Aber das war ein Fehler, meinetwegen segnest du das Zeitliche, wen interessiert das schon? Ob ich Selena alleine lasse oder nicht, geht dich überhaupt nichts an. Du bekommst das Sorgerecht eh entzogen!"

Mit diesen letzten Worten verließ sie das Zimmer und donnerte die Tür hinter sich zu. Wütend starte Tom ihr hinterher, auch wenn er dabei nur die geschlossenen Tür anstarren konnte.
Wenige Sekunden vergingen, bis die Tür sich erneut schwungsvoll öffnete.

„Hau endlich ab du ..."

Begann Tom leise zu fluchen, da er glaubte Monika wäre zurück gekehrt. Doch in der Tür stand eine resolut wirkende Krankenschwester um die Fünfzig, die ihn böse anfunkelte.

„Was ist hier los? Es ist mitten in der Nacht und sie sind in einem Krankenhaus! Hier wird weder rumgeschrien noch die Tür geknallt!"

Donnerte sie mit halb lauter Stimme los. Instinktiv rutschte Tom ein wenig tiefer in die Kissen, da ihn die Standpauke sehr an seine Mutter erinnerte. Die war zwar eine herzensgute Frau, doch wenn man aus der Reihe tanzte konnte sie einen ganz schnell klitzeklein mit Hut bekommen.

„Es tut mir Leid."

Murmelte Tom und griff sich erneut an seinen schmerzenden Kopf als die Schwester das helle Zimmerlicht anmachte.

„Kopfschmerzen?"

Fragte sie nun wieder etwas friedlicher und Tom brummte zustimmend.

„Dann bekommen sie gleich noch ein Schmerzmittel. Aber dann wird geschlafen, sie haben eine ordentliche Gehirnerschütterung und brauchen Ruhe. Diese aufgetakelte vorlaute Dame eben, möchte ich hier allzu bald nicht mehr sehen."

„Ich würde sie auch gerne nicht mehr sehen müssen, aber leider habe ich sie vor einigen Jahren geheiratet. Fehler macht der Mensch."

Erklärte Tom und blinzelte in das helle Zimmerlicht. Die resolute Krankenschwester hatte er mit seiner Erläuterung zum Glück wieder milde gestimmt, sie schenkte ihm noch ein Lächeln und holte dann das versprochene Schmerzmittel. Kurz darauf war es im Zimmer bis auf eine kleine Notbeleuchtung wieder dunkel. Tom lag in seinem Krankenbett und sah zur weißen Decke hinauf. Das Monika die gemeinsame Tochter einfach alleine Zuhause ließ konnte er kaum fassen. Was war nur los mit dieser Frau? Eine wirklich begeisterte Mutter war sie noch nie gewesen, immerhin hatte sie eigentlich gar keine Kinder gewollt. Tom hatte sie davon überzeugt das ihre Ehe erst mit einem gemeinsamen Kind perfekt werden konnte. Doch nach dem Selena auf der Welt war, wurde Monika immer unzufriedener und nun war ihre Ehe komplett zerrüttet und am meisten litt sein kleines Mädchen darunter. Tom seufzte leise. Das Schmerzmittel machte ihn nun doch ein wenig müde und er versuchte wieder einzuschlafen. Warum er überhaupt hier im Krankenhaus lag, wusste er komischerweise gar nicht mehr. War er nicht eben noch mit Selena bei ihrem Lieblingschinesen essen gewesen, nachdem er sie vom Reiten abgeholt hatte? Danach hatten sie doch noch kurz bei Hans Peter vorbei geschaut um dessen neuen Kälbchen zu füttern. Selena hatte ihn so glücklich angegrinst als sie die große Flasche halten durfte, während die Kälbchen daran nuckelten. Aber was war dann passiert, dass er nun hier lag? So sehr er es auch versuchte, Tom erinnerte sich einfach nicht mehr daran.

Schicksalhafte BegegnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt