Im Hauptpräsidium der Kölner Polizei, herrschte reges Kommen und Gehen. Das Gebäude war erst vor wenigen Jahren gebaut worden und erstreckte sich über eine riesige Fläche. Etwas verloren sah Henning sich erst einmal um, da er keine genauen Angaben bekommen hatte wo er hin musste.
Er stand in der großen Eingangshalle und sah sich suchend nach einer Informationstafel oder ähnlichem um, damit er wenigstens wusste in welchen Gebäudeteil er eigentlich musste.„Herr Groth?"
Rief eine Frau und winkte ihn zu sich. Erleichtert ging Henning zu ihr und die Frau stellte sich als Doktor Pöhlmann vor.
„Henning Groth."
Stellte auch er sich vor und folgte der Psychologin dann. Er schätzte die resolut wirkende Frau auf Mitte fünfzig. Sie machte den Eindruck als würde sie genau wissen wie man sich zwischen den ganzen Beamten hier durchsetzten musste. Gleichzeitig wirkte sie trotzdem äußerst sympathisch, was Henning ein wenig half sich auf das kommende Gespräch einzulassen.
Frau Doktor Pöhlmann führte ihn in einen ruhigen Flügel des belebten Polizeipräsidium wo sie ein sehr helles und gemütlich eingerichtetes Büro hatte. Sie bot ihm einen Platz auf einen der bequemen Ledersessel an und setzte sich ihm gegenüber hin.„Also Herr Groth, ich wurde beauftragt zu prüfen ob sie tauglich sind in den Polizeidienst zurück zu kehren. Als aller erstes würde mich da natürlich interessieren, warum sie damals den Dienst überhaupt verlassen haben. Möchten sie mir das einmal kurz erzählen?"
Henning war sich ziemlich sicher, dass die Psychologin den Grund für sein Ausscheiden aus dem Dienst in seiner Akte hatte nachlesen können. Doch trotzdem beantwortete er ihr die Frage wahrheitsgemäß und fasste kurz zusammen wie Kalle damals erschossen wurde.
„Danach ging es mir nicht wirklich gut. Ich habe mir sehr lange selber die Verantwortung für den Tod meines Streifenpartners gegeben und brauchte entsprechend lange um mit seinen Tod abschließen zu können. Mein Chef hat mir damals aber nur drei Wochen gegeben. Ich musste also leider gehen."
Die Ärztin nickte und verzog leicht das Gesicht.
„Drei Wochen ... das ist ja ein nettes Angebot gewesen. Aber leider bis zur Jahrtausendwende ganz normal im Polizeidienst. Wie sieht es den heute aus? Machen sie sich noch Vorwürfe wegen den Tod ihres Kollegen?"
Kurz zögerte Henning, da er fast automatisch bei dieser Frage gelogen und nein gesagt hätte.
„Ja ... zum Teil schon. Eigentlich hätte die Kugel mich treffen sollen und das wäre aus meiner Sicht auch deutlich weniger schlimm gewesen. Ich hatte damals niemanden, keine Familie, keine feste Freundin. Kalle hat Frau und zwei Kinder, die seinen Tod sicherlich furchtbar betrauert haben und es immer noch tun. Deshalb mache ich mir auch heute noch Vorwürfe, auch wenn ich weiß ich habe in der Situation nichts falsch gemacht. Ich war nur etwas zu langsam."
Die Psychologin nickte und schien kurz nachzudenken.
„Nun diese Art der Schuldgefühle sind ganz normal. Würden sie denn sagen das sie gelernt haben damit besser umzugehen? Könnten sie heute diesen Job als Polizist wieder ganz normal machen?"
Nun war es an Henning nachzudenken, was er auf diese Frage antworteten sollte.
„Ich würde schon sagen, das ich gelernt habe mit meine eigenen Schuldgefühlen umzugehen. Ich habe mich nie den Gesprächen mit meinen ehemaligen Kollegen oder mit Kalles Familie gestellt. Wahrscheinlich könnte ich mit Vorwürfen und Schuldzuweisungen aus dieser Richtung nur schwer umgehen. Was die Arbeit als Polizist angeht, fühle ich mich aber durchaus wieder bereit den Dienst anzutreten. Ich habe durch den Vorfall viel gelernt. Sicherlich würde ich heute die Situation anders bewerten und viel früher reagieren können. Das würde ich aber als Vorteil sehen und nicht als Schwäche. Es ist halt eine Erfahrung, eine furchtbar schmerzhafte, aber eine wichtige Erfahrung die einem bei der Arbeit begleitet."
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Schicksalhafte Begegnung
FanfictionDas Schicksal meint es nicht immer gut mit einem und für den ein oder anderen hat es sogar mehr Negatives parat, als so manch einer ertragen kann. Doch nur wenn es ganz dunkel ist kann man die volle Pracht der Milchstraße am Himmel leuchten sehen. O...