Beschützter und große Stütze

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Marion war nervös und auch wenn sie es nicht gerne zugab, sie hatte Angst. Die Tatsache das der unfreundliche Kommissar der Kripo ihr beim Verhör kein einziges Wort geglaubt hatte, ja sogar behauptet hätte sie wolle das Leben ihres Exmannes nur zerstören und hätte alle Angriffe frei erfunden, hatte sie richtiggehend in Panik versetzt. Sie hatte das sichere Gefühl das Gunna bald wieder ein freier Mann war, da ihr sicherlich auch vor Gericht keiner Glauben schenken würde. Damit würde ihr persönlich Albtraum, was anderes war diese verfluchte Ehe in den letzten zehn Jahren nicht gewesen, einfach weiter gehen. Er würde wieder bei ihr auftauchen und sie in Angst und Schrecken versetzten. Sie wusste das sie keine Chance gegen ihn hatte und nun wo sie sich überwunden hatte alles zu erzählen was Gunna ihr angetan hatte, glaubte man ihr noch nicht einmal. Auch wenn ihre Freunde auf der Wache zu ihr standen und versuchten ihr Mut zu machen, konnten nichtmal Debbie oder Ralf sie beruhigen. Einzig Henning schaffte es innerhalb weniger Minuten ihr wieder das Gefühl von Sicherheit und etwas Hoffnung zu geben. Sie musste zugeben, sie war mehr als dankbar diesen Mann nun an ihrer Seite zu wissen. Er war ihr großer Beschützer, der alleine schon aufgrund seines Aussehens ein Gefühl von Sicherheit vermittelte. Gleichzeitig hörte er ihr zu und sprach so einfühlsam und ehrlich mit ihr, wie es sonst noch nie ein Mann in einer Ihrer Beziehungen getan hatte.
Henning hatte sofort eine Lösung parat als sie ihm von dem katastrophalen Verhör bei der Kripo erzählte. Er hatte eine gute Freundin die das städtische Frauenhaus leitete und mehrere sehr gute Anwälte kannte, die Marion als Opferanwalt vertreten würden. Auf die Idee das sie, die ja eigentlich nicht die Täterin in dieser Geschichte war, einen Anwalt gebrauchen konnte, wäre Marion selber niemals gekommen. Doch als Henning ihr erklärte, dass ein Opferanwalt vielen für sie regeln konnte und auch das absolut unmögliche Verhalten des Kriminalkommissars direkt hinterfragen würde, erschien diese Idee als rettender Anker in ihrer Situation. Einer verängstigten Notfallsanitäterin, die laut Gunnas Aussage aufgrund ihrer Arbeit einen psychischen Schaden hatte, würde man vielleicht nicht glauben. Aber einem Anwalt, der Marions Fall ruhig vortragen und vertreten konnte, würde man ganz sicher nicht so schnell widersprechen.

Die Frühschichten waren zum Glück so anstrengend gewesen, dass sie von ihren Sorgen abgelenkt wurde und sogar am frühen Abend recht schnell einschlafen konnte. Schon am Donnertag wollten sie sich mit Henning guter Freundin vom Frauenhaus treffen, damit Marion möglichst schnell einen guten Anwalt an die Seite bekam. Die sympathische Frau die sie in dem unscheinbaren Mehrfamilienhaus begrüßte, in dem sich eines der Frauenhäuser der Großstadt befanden, stellte sich als Kerstin Hanßen vor. Henning würde die Zeit die Marion mit Kerstin benötigte im Garten des Mehrfamilienhauses arbeiten und einen umgestürzten Baum beseitigen. Fast wäre es Marion lieber wenn er bei ihr bleiben und ihr damit den nötigen Mut geben würde, den sie brauchte um ihr Anliegen vorzubringen. Doch Kerstin schien genau zu wissen wie sie mit Marion umgehen musste und verwickelte sie erst einmal in ein vollkommen harmloses Gespräch über Marions Arbeit. Damit traf sie natürlich genau den richtigen Nerv, schließlich liebte Marion ihre Arbeit und sprach sehr gerne darüber. Der Smalltalk half Marion ihre Nerven zu beruhigen und bald fühlte sie sich bei Kerstin im Büro richtig wohl. Die blonde Frau schien etwa im gleichen Alter wie sie zu sein und war ein wirklich sehr sympathischer Gesprächspartner.
Irgendwann kamen sie dann aber doch zu dem Grund warum Marion eigentlich hier war. Vieles hatte Henning zum Glück schon erläutert, weshalb Kerstin wusste das es vor allen um rechtliche Unterstützung für Marion ging. Daher fragte sie nur einige Kleinigkeiten ab, z.B. seit wann Marion geschieden war und wie die erste gerichtliche Verhandlung gegen ihren Exmann gelaufen war. Es war Marion fast ein wenig peinlich, dass sie zugeben musste sich in der ersten Gerichtsverhandlung nicht getraut zu haben eine Aussage zu machen. Vielleicht hätte man ihr damals geglaubt und Gunna für deutlich länger als nur zwei Jahre weggesperrt. Nun schien ihr die Kriminalpolizei nicht einmal zu glauben.

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