3. Internetfreundschaft

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Später redete ich kurz mit Justin, weil er mich beim Ausgang der Cafeteria abgefangen hatte. er führte mich an einen Tisch und plauderte mit mir. Einfach so, als wären wir schon ewig lange Freunde.

Mich wunderte die lockere Art, mit der er mit mir sprach. Würden seine Freunde sich nicht über ihn lustig machen, wenn sie uns erwischen würden? Ein Bad Boy, der mit einem Mädchen aus der 7 Klasse quatscht?

„Hey, was ist?", fragte er und setzte ein unwiderstehliches Lächeln auf, dabei nahm er meine Hand und drehte sie in seiner, betrachtete sie. „Du hast wirklich schöne Hände."

Verdammt, ich konnte den Blick nicht von ihm abwenden, doch ich spürte, wie ich rot wurde. Verdammt. In diesem Moment tauchte Natalie auf und rettete mich vor Justins Blicken.

„Komm schon, wir wollten vor Stundenbeginn noch in die Bibliothek", drängte sie. Dankbar ging ich mit ihr. Natalie gab ein ausgeborgtes Buch zurück, dann verließen wir die Bücherei und gingen in die Klasse.

Nora kam an meinen Tisch. „Hey, Jenny, vor der Schule sucht dich jemand", verkündete sie.

„Wer?", fragte ich, doch sie zuckte nur mit den Schultern. Seltsam. In fünf Minuten würde es läuten. Wer würde um diese Uhrzeit nach mir verlangen? Am besten, ich würde es gleich herausfinden.

Also stand ich auf und ging in Richtung Schultor. Auf dem Weg begegnete ich Justin, der gerade mit ein paar Freunden plauderte. Er winkte mir lächelnd zu.

Vor der Schule sah ich ein bekanntes Gesicht.

„Hallo, Jenny, ich bin Allen, weißt du noch?", sagte ein Junge, der sichtlich erfreut war, mich zu sehen. Er war blond, mittelgroß, trug ein grünes T-Shirt und Jeans. In seiner Hand sah ich ein Foto von mir.

Und ob ich wusste. Allen und ich hatten vor zwei Monaten begonnen, miteinander per Sozialnetzwerke zu schreiben. Mal hatte er ein bisschen geflirtet, mal ich. Für mich war es nie etwas Ernstes gewesen. Dass er herkommen würde, hätte ich nie gedacht.

„Hey. Sagtest du nicht, du wohnst in Salzburg?", fragte ich nicht besonders glücklich. Warum zur Hölle tauchte er hier auf?

„Ja, aber ich bin gerade in Wien und wollte dich besuchen", antwortete er grinsend.

Super.

„Das ist echt nett. Freut mich, dich in der Realität zu sehen", log ich. Ich freute mich überhaupt nicht. Allen interessierte mich kein bisschen.

„Willst du nach der Schule etwas machen? Kino, schwimmen,...?", schlug er vor. Dabei rückte er ein Stück näher zu mir.

Oh nein. Denk dir jetzt schnell etwas Glaubwürdiges aus.

„Sorry, ich hatte schon was vor", entschuldigte ich mich.

„Egal. Ich bin die ganze Woche da. Sag, wann du Zeit hast." Wieder näherte er sich mir, berührte kurz meinen Arm, nahm dann meine Hand.

Toll. Zeit hatte ich genug, bloß keine Lust.

„Naja, Allen, eigentlich", ich brach ab. Was sollte ich ihm sagen? Wie konnte ich ihn abschütteln? Inzwischen ruhte einer seiner Arme auf meiner Schulter.

„Eigentlich ist sie meine Freundin", beendete Justin für mich den Satz. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er dazugekommen war, deshalb fuhr ich beim Klang seiner Stimme zusammen.

„Achso...davon hast du nichts gesagt...", stotterte Allen und entfernte sich rückwärts von mir.

Justin legte mich demonstrativ seinen Arm um mich.

„Ich hab doch keine Zeit, sorry. Bis dann." Allen verschwand.

Erleichtert atmete ich aus.

„Danke", sagte ich und befreite mich aus Justins Griff.

„Kein Problem." Wieder dieses umwerfende Lächeln.

Ich hatte keine Ahnung, was ich noch hätte sagen sollen, also drehte ich mich um und ging. Doch Justin hielt mich auf.

„Würde dir diese Vorstellung gefallen?", fragte er.

„Keine Ahnung, wovon du sprichst." Ich wusste es wirklich nicht.

„Na, was ich zu Allen gesagt habe. Dass du meine Freundin bist", klärte er mich auf, nahm wieder meine linke Hand und spielte mit ihr herum.

Ich suchte Justins Augen nach Zärtlichkeit oder Liebe ab, die mir beweisen würden, dass er es wollte. Doch ich fand nichts dergleichen.

„Ich liebe dich nicht", meinte ich.

Dann ließ mich Justin los und ich ging.

Entweder ich bildete es mir ein, oder ich spürte Justins Blicke auf meinem Rücken. Da kamen Gott sei Dank auch schon meine Freundinnen und lenkten mich von dem Gedanken ab. Clara war nicht unter ihnen.

„Wer war...?", begann Nathalie, doch ich schnitt ihr das Wort ab.

„Allen."

Bad Boy-Bad Love?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt