Ich schrie beinahe auf, als mir jemand seine Hand auf die Schulter legte. Erschrocken drehte ich mich um und erblickte Brian, der über mich gebeugt dastand.
„Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken. Ziemlich mieses Wetter heute. Wahrscheinlich regnet es noch. Hat Yvonne dir etwa nicht gesagt, dass es heute keine Kurse mehr gibt?"
„Doch...", stammelte ich, „ich finde es einfach schön, hier zu sitzen. Warum durftest du eigentlich niemanden befragen? Es waren doch alle Betreuer beschäftigt?"
„Und sie sind es immer noch. Ach, ich glaube, die verdächtigen mich. Bestimmt ist das Yvonnes Werk, die Kleine kann einfach nicht...", er verstummte.
„Hey, Brian, hi, Jenny", ertönte Justins Stimme neben uns.
„Ich muss gehen, sorry", meinte Brian und entfernte sich in Richtung Jungshaus.
Ich begrüßte Justin, als er sich neben mich setzte.
„Also, gehen wir zum Jungsklo?", fragte er.
„Warte", ich hielt ihn am Ärmel fest, „Was denkst du über Brian?"
„Wieso das?", lachte er, „Stehst du auf ihn?"
Ich schenkte ihm einen wütenden Blick und sein Grinsen verschwand.
„Keine Ahnung", meinte Justin.
„Gestern...da waren wir ja alle ziemlich betrunken, und...", plötzlich fiel mir Justins Verhalten ein. Ich verdrängte den Gedanken erstmal und redete weiter, „Heute ging es allen ziemlich schlecht danach. Und... ist dir nicht schon viel früher aufgefallen, dass Brian immer über seine Ex redet, wenn er betrunken ist? Gestern...war er so fröhlich..."
„Du meinst, er hat sich betrunken gestellt...Wozu braucht er das?", fragte Justin.
„Naja...heute hat er sich auf jeden Fall ziemlich heftig bei Chloe entschuldigt...du weißt ja..."
„Glaubst du, Brian wollte an Chloe rankommen?", sprach Justin meine Gedanken aus. Ich nickte.
„Das ist gar kein so schlechter Trick", fand Justin.
„Ich hoffe, dass mit den beiden geht gut. Egal, widmen wir uns jetzt Mae", meinte ich. Justin stimmte mir zu, und wir schlichen uns beide ins Haus. Es war haargenau so eingerichtet, wie unseres. Die Toiletten befanden sich im Erdgeschoss. Justin öffnete die Tür und hielt sie mir auf. Sofort stieß mir der widerliche Geruch nach öffentlichen Klos in die Nase. Ich widerstand dem Impuls, sie mir zuzuhalten. Die Kabine, in der wir Maes nächsten Eintrag vermuteten, befand sich ganz hinten. Wir betraten sie beide und mussten uns ganz eng zusammenquetschen, um hineinzupassen. Ich sah mich um und überlegte, wo Mae Teile ihres Tagebuchs versteckt haben könnte. Der Klokasten!, schoss es mir durch den Kopf.
Ich hob den Deckel des Kastens und tatsächlich- darin befand sich ein Karton, genau wie immer. Als ich das Päckchen herauszog, merkte ich, dass etwas nicht stimmte. Es war leer. Mist!
Irgendwer hatte es herausgenommen. Ich blickte zu Justin.
Entweder wir waren nicht die einzigen, die von Maes Tagebuch wussten, oder jemand hatte es zufällig hier gefunden.
„Wenn es jemand zufällig gefunden hat, warum hat er dann den Karton dagelassen und hat nur den Eintrag mitgenommen?", fragte Justin.
„Aber wer sonst sollte nach diesem Buch suchen?"
Justin zuckte mit den Schultern.
Wir gingen hinaus. War sonst jemand hinter Mae her? Wer könnte das sein? Mir fiel auf, dass wir immer noch nicht wussten, warum Mae eigentlich ihr Tagebuch versteckte, warum sie Hinweise hinterließ, warum sie ihre Geschichte teilen wollte.
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Bad Boy-Bad Love?
Teen FictionWas macht man, wenn aus einem ganz normalen Leben plötzlich ein Chaos wird? Und wie wehrt man sich gegen gnadenlose Herzensbrecher? Ist es möglich, jemanden abgrundtief zu hassen und gleichzeitig unsterblich in diese Person verliebt zu sein? Und was...