Im Endeffekt erzählte ich es ihnen doch. Es hatte keinen Sinn, es zu verheimlichen, schon bald würde es ohnehin die ganze Schule erfahren. Mist.
Ich merkte in den nächsten Tagen sehr schnell, dass viele hinter meinem Rücken tuschelten. Die Gerüchteküche unserer Schule brodelte. „Jenny und Justin haben auf der Party herumgemacht."
Selbst Justin konnte sich kein Lächeln verkneifen, wenn er an mir vorbeiging. Ich versuchte es zwar zu ignorieren, aber ich wurde rot, und deshalb hörte ich hinterher ein Lachen.
Ich hasse dich, Justin Baker.
„Irgendwas Weltbewegendes muss jetzt passieren, damit sie diese Geschichte vergessen", bemerkte Lina.
„Du tust mir so leid." Clara.
„Blödsinn. In zwei Tagen haben die es sowieso wieder vergessen", versuchte mich Nathalie zu trösten.
Doch so war es nicht. Selbst eine Woche später gab es immer noch Getuschel. Und noch Schlimmer: Durch diese Geschichte lag die Aufmerksamkeit der Jungs wieder auf mir. Dauernd wurde mir nachgepfiffen, blöde Kommentare hinterhergeschrien.
Eine Sache konnte ich nicht vergessen: seinen Duft.
Verdammt, er roch so gut. Nach Männerdeo, Head&Shoulders, und etwas, was ich nicht zuordnen konnte.
Doch niemals würde ich meinen Freundinnen offenbaren, wie sehr ich Justin manchmal umarmen möchte, um diesen wundervollen Geruch zu spüren.
Verdammt. Wenn er mich nochmal fragen würde, wie ich die Vorstellung fände, seine Freundin zu sein, könnte ich nicht mehr sagen „Ich liebe dich nicht", denn das wäre eine Lüge.
Auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte, ich war unsterblich in Justin Baker verliebt. Aber das durfte er unter keinen Umständen erfahren.
Es war gerade Ende April, und mein Kalender war voll mit Prüfungs-, Schularbeits- und Testterminen. Im Moment war es ziemlich stressig und ich musste andauernd lernen, sodass mir keine Zeit fürs nachdenken über meine Gefühle oder so blieb.
Genauso ging es auch meine Freundinnen.
Deshalb schlug Nathalie vor, nächste Woche shoppen zu gehen, um den Stress ein bisschen abzuschütteln. Wir machten uns Samstag, den 30. April, aus, doch im Endeffekt hatte niemand Zeit: Die Lehrer erfanden immer neue Sachen, mit denen sie unsere Freizeit verkürzten.
Ich ging gerade zum Physiksaal, als ich etwas ungewöhnliches bemerkte: Justin stritt sich mit irgendeinem Lehrer, ich glaube, es war sein Klassenvorstand.
Neugierig kam ich näher.
„Bitte, sie wird nicht stören, nur still dasitzen. Ich kann sie nicht alleine lassen", flehte Justin.
„Nein, sie ist ein Volksschulkind. Hier hat sie nichts verloren", antwortete der Lehrer genervt.
„Bitte", versuchte es Justin nochmal, doch der Lehrer blieb stur: „Ich habe dir gesagt, Justin Baker, nein, ich kann deine Schwester nicht bei mir in der Klasse aufnehmen. Dabei bleibt es auch."
Der Klassenvorstand ging weg und Justin blieb auf dem Flur stehen. Ich kam vorsichtig näher.
„Lauschen ist nicht schön", sagte Justin mit gesenktem Kopf.
„Worum geht es?", fragte ich sanft. Anscheinend war es ihm sehr wichtig, und ich vergaß unseren Krieg.
„Sieh an, sieh an, unsere liebe Jennifer interessiert sich für mich", flötete er.
„Jetzt im Ernst", fauchte ich.
„Meine Schwester. In ihrer Schule gab es eine Infektionsgefahr, deshalb wurde sie für diese Woche geschlossen. Ich kann die Kleine nicht alleine lassen", erklärte er.
„Was ist mit deinen Eltern? Deiner Mutter? Deinem Vater?", fragte ich verwirrt.
„Meine Mutter ist eine unfähige Erziehungsberechtigte." In seiner Art klang „Erziehungsberechtigte" wie ein sehr schlimmes Schimpfwort, „und mein Vater? Der Arsch ist abgehauen, weil ihm zwei Kinder zu viel waren. Er war noch nicht bereit. Jedenfalls hat meine Mutter Depressionen, seit er weg ist. Jetzt ist sie gerade auf einer Erholungsreise, so, wie es ihr ihre Ärztin geraten hat."
Wow. Er kümmerte sich anscheinend sehr um seine kleine Schwester.
„Ich glaube, ich hab eine Idee", meinte ich nach einem Geistesblitz.
„Tja, die Lehrer wollen sie nicht hier haben. Die Arme musste auf einer Bank im Schulgarten sitzen bleiben."
„Eine Freundin von mir, sie ist Studentin, arbeitet oft als Babysitter. Sie kann gut kochen und hat ein Talent für den Umgang mit Kindern. Wenn ich sie bitte, macht sie den Job kostenlos", schlug ich vor.
„Warum gefällt mir das nicht, Jenny?", fragte er mich lächelnd, „du willst doch bestimmt etwas für deine Hilfe. Aber gut: ich werde sie für Lea annehmen. Nenne mir deinen Preis."
„Ich will nichts von dir", zuckte ich mit den Schultern.
Oh doch, du willst es nur nicht zugeben, gurrte eine Stimme in mir.
„Danke", meinte er gerührt und nahm meine Hand.
Ich rief meine Freundin, Alina, an, und sie versprach, in zehn Minuten zu kommen und Lea abzuholen.
Justin bedankte sich noch einmal bei mir, dann beugte er sich zu meinem Ohr und flüsterte: „Nutz deine Situation aber nicht aus, Jennifer Mayr."
Ich war mir nicht sicher, wie dreckig er seine Aussage meinte.
Oh mein Gott, hatte ich Justin Baker gerade wirklich einen Gefallen getan? , fragte ich mich verwirrt, nachdem ich ihn mit der kleinen blonden Lea reden sah.
Die beiden Geschwister sahen sich überhaupt nicht ähnlich: Ihre Haare waren hellblond, seine Pechschwarz, ihre Augen waren blau, seine grün.
Aber sie sahen beide gut aus.
Irgendwann wird Lea Baker die Köpfe der Jungs verdrehen, genauso erbarmungslos, wie ihr Bruder es gerade mit den Mädchen tat.
Widerlich.
xxWie gefällt euch das neue Cover? :) Omg ihr seid so toll, ich habe schon so viele Reads, obwohl das erst das 9. Kapitel ist (Ja, 120+ sind für mich viele<333)
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Bad Boy-Bad Love?
Teen FictionWas macht man, wenn aus einem ganz normalen Leben plötzlich ein Chaos wird? Und wie wehrt man sich gegen gnadenlose Herzensbrecher? Ist es möglich, jemanden abgrundtief zu hassen und gleichzeitig unsterblich in diese Person verliebt zu sein? Und was...