Am nächsten Morgen wachte ich fast problemlos auf, was wahrscheinlich daran lag, dass ich sehr früh schlafen gegangen war. Ich beeilte mich beim Anziehen und ging zum Gesellschaftsraum, als ich fertig war.
Hinter der Heizung war nichts. Besser gesagt nichts mehr. Justin musste das Päckchen vor mir geholt haben. Mist!
Ich wollte ihm wegen gestern aus dem Weg gehen, aber anscheinend hatte er das vorhergesehen und war vor mir dagewesen.
Mir bleib nichts anderes übrig, als zum Frühstück zu gehen.
Als ich den Speisesaal betrat, fiel mir auf, dass nun zwei Betreuer am Eingang standen und dich nach Namen und Zimmernummer fragten, um dann irgendwas auf ein Papier zu kritzeln. Beim näheren Betrachten erkannte ich, dass es eine Liste war. Sie prüften die Anwesenheit.
„Wozu ist das nötig?", fragte ich die Frau, die neben meinem Namen ein Kreuzchen setzte.
„Die Sicherheitsregeln sind strenger. Ab jetzt darf sich niemand mehr irgendwo aufhalten, ohne dass man durch einen oder mehrere Betreuer beaufsichtigt wird", meinte sie. Ich setzte zu einer neuen Frage an, aber da kümmerte sie sich schon um den Jungen hinter mir.
Ich marschierte weiter zum Buffettisch, nahm mir einen strahlend weißen Teller und suchte mir mein Essen aus. Neben mir bemerkte ich Yvonne.
„Ihr habt gestern bei der Befragung nichts herausgefunden, oder?", fragte ich sie. Sie schrak zuerst auf, weil sie scheinbar nicht erwartet hatte, dass jemand mit ihr sprechen würde, dann nickte sie langsam.
„Niemand scheint etwas gesehen zu haben, was äußerst merkwürdig ist. Es wurde auch kein einziger Hinweis gefunden. Nicht einmal Brian...", an der Stelle brach sie ab und meinte, sie würde jetzt essen gehen.
Mein Teller war voll mit drei Toasts (von zwei wurde ich nie satt), mehreren Marmeladensorten und einem Joghurtbecher. In meiner Hand trug ich ein Glas mit Orangensaft aus der Maschine, etwas später würde ich mir auch noch eine Tasse Kakao holen, aber jetzt hatte ich dafür keine Hand frei. Ich nahm an unserem Tisch Platz, wo Chloe und Paula bereits mit ihrer Mahlzeit begonnen hatten.
„Wo warst du?", fragte Paula, als sie einen Bissen von ihrem Schinkenbrot hinuntergewürgt hatte.
„Bin früher los, sorry", meinte ich.
„Und warum?", fragte nun Paula, die Chloes Essen abfällig musterte. Sie war Vegetarierin und bekam immer eigene Gerichte.
„Keine Ahnung, wollte eine Runde drehen, an der frischen Luft, ihr wisst schon", meinte ich und merkte, dass ich Müll redete.
„Alleine oder mit Justin?", fragte Chloe. Ich sah sie überrascht an. Dann stand ich auf, um mir meinen Kakao zu holen. Ich wollte nicht über ihn reden. Ich wollte ihn vergessen.
Wird gut klappen, wenn du dich ständig mit ihm triffst, meinte eine innere Stimme.
Klappe, gab ich zurück. Führte ich hier gerade im Ernst Selbstgespräche?
Ich war die einzige in dem kleinen Raum mit den Getränkeautomaten. Abwesend drückte ich auf den „Kakao"-Knopf. Plötzlich hauchte jemand in mein Ohr, „Na, Mayr? Keine Freunde?" Der warme Atem kitzelte mein rechtes Ohr und meinen Hals. Ich drehte mich um, obwohl ich bereits wusste, wer hinter mir stand. Justin.
„Was ist mit dem Tagebuch?", fragte ich, „Hast du es schon gelesen?"
„Ich konnte nicht widerstehen", meinte er und kam näher. Seine Nasenspitze berührte meine beinahe.
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Bad Boy-Bad Love?
Teen FictionWas macht man, wenn aus einem ganz normalen Leben plötzlich ein Chaos wird? Und wie wehrt man sich gegen gnadenlose Herzensbrecher? Ist es möglich, jemanden abgrundtief zu hassen und gleichzeitig unsterblich in diese Person verliebt zu sein? Und was...