19. Kriege

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Er überreichte uns zwei Lose, „Herzlichen Glückwunsch. Wenn ihr noch einmal bei etwas erwischt werdet, gibt's Prügel", drohte er und schob uns vor die Tür.

Ich konnte es nicht fassen. Zwei Wochen lang mit diesem Arschloch in einem Camp sein?

Außerdem hatte ich bessere Pläne- ich wollte doch mir meinen Freundinnen verreisen! Aber nein, wegen diesem Idioten und seiner Tussi durfte ich jetzt in ein Camp für Kinder!

„Ich weiß nicht, aber ich denke, mein Sommer wird ziemlich cool." Justin grinste.

Ich kehrte ihm wütend den Rücken zu und ging.

Nachdem ich meine Freundinnen aufgespürt hatte, erzählte ich ihnen alles.

„Was?!", Clara konnte es nicht glauben.

„Du arme!", stieß Nathalie aus.

„Aber das Camp soll angeblich wirklich cool sein", versuchte mich Lina zu trösten.

Vielleicht dachte sie, ich würde mich freuen, mit Justin Zeit verbringen zu müssen. Aber so war es nicht, auch wenn ich eindeutig in ihn verliebt war. So durfte es nicht sein. Ich durfte mich nicht in ihn verlieben.

Verdammt, in der ersten oder zweiten Klasse hatte ich mich für diese Verlosung angemeldet und hatte damals fast geheult, als ich nicht gewonnen hatte. Jetzt wollte ich nicht hin. Nicht im Sommer. Nicht mit ihm.

Aber ich hatte keine Wahl. Der Direktor hatte bereits am selben Tag meinen Eltern eine E-Mail mit den Infos zum Camp geschickt. Dort waren Bilder und Formulare enthalten.

„Naja, so schlimm schaut es nicht aus, außerdem soll das deine Strafe sein. Also wenn ich zu meiner Schulzeit solche Strafen gehabt hätte, wäre ich...", meinte meine Mutter.

„Du wolltest ja Spaß haben. Genieß deinen Urlaub", antwortete mein Vater auf meine Bitten, mit dem Direktor zu reden.

Es war Juni, und zwar ein total warmer Juni, und meine Freundinnen und ich wollten uns bei der Donauinsel, in Nathalies Ferienhaus, treffen und baden gehen.

Jede von uns hatte eine Sporttasche mit Badesachen um die Schulter, und wir zogen uns im Haus unsere Bikinis an. Dann gingen wir schwimmen.

Wir spritzten uns nass, jagten uns, bräunten uns in der Sonne und wollten ein Eis kaufen.

Lina meinte, sie würde auf unsere Sachen aufpassen, und wollte dass ich ihr irgendwas mit Schokolade mitnehme.

„Genauere Angaben?", fragte ich.

„Vollkommen egal was, Hauptsache mit Schoki", grinste sie.

Also gingen wir zu dritt zum Eisstand.

Nathalie war zu unfähig, den Kühlschrank zu öffnen, also musste Clara ihr helfen. Ich stand daneben und lachte sie aus.

Clara nahm ein Magnum-Eis („Magnum hat einfach das beste Eis"), Nathalie eines von Eskimo und ich nahm für Lina und mich ein Cornetto.

Wir kramten gerade nach unserem Kleingeld, als wir an der Kassa eine Jungsgruppe stehen sahen.

Das darf nicht wahr sein.

Sie alle gingen auf unsere Schule, drei von fünf Gesichtern erkannte ich.

Justin. Clemens. Jonas.

Justin pfiff und meinte „Na sieh mal einer an, wen haben wir denn da?"

Er musterte mich von oben bis unten und ich verfluchte mich dafür, das Handtuch auf der Wiese liegen gelassen zu haben. Jetzt stand ich nämlich nur mit meinem türkisenen Bikini vor ihm.

„Wir zahlen für die Mädels", meinte Jonas und zeigte auf uns.

„Nein!", fauchte ich.

Justin ging lachend auf mich zu. „Mir kommen ein paar gewisse Erinnerungen hoch, meine Liebe, allerdings gefällt mir dien jetziges Outfit noch besser", flüsterte er so leise, dass nur wir zwei es hören konnten. Dann begann er, „I'm sexy and i know it" zu singen, seine Freunde stimmten ein.

Ich kochte vor Wut, doch ich brachte keinen Ton heraus.

Denk dir schnell einen guten Spruch aus.

Doch die Jungs bezahlten bereits, auch für uns, und bevor sie lachend abhauten, warf mir Justin noch ein zufriedenes Grinsen zu.

Meine Freundinnen und ich gingen schweigend raus.

„Du hast es mir nicht gesagt", wisperte Clara.

„Was denn?", fragte ich verwundert.

„Das mit Justin. Du stehst auf ihn."

„Clara, oh mein Gott, es tut mir so leid...", begann ich.

„Hattest du Angst, dass ich wütend bin?", unterbrach sie mich. Ich nickte. „Ich will nichts mehr von ihm- aber ich fürchte, du endest genauso wie ich. Ich wünsche es dir nicht, ich vermute nur", meinte sie verständnisvoll.

„Das ist schon okay, ich bin selbst schuld. Und- danke", meinte ich und wir umarmten uns. Ich dachte, sie wäre eifersüchtig und würde sauer werden, aber nichts da.

Bad Boy-Bad Love?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt