7. Drohungen und Aufklärung

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In der Schule sprachen Justin und ich kein einziges Wort seit dem Vorfall mit Stacey. Auch die Nachhilfestunden hatten aufgehört. Was Prof. Cooper sehr schade fand. Einmal hatte er mich darauf angesprochen, doch dann mischte er sich nicht mehr ein. Jedoch hatte ich gehört, wie er Justin geraten hatte, sich einen Nachhilfelehrer zu suchen. Worauf Justin ihn ausgelacht hatte.

Ich überlegte die ganze Zeit, ob ich Clara sagen sollte, dass Justin rauchte, doch ich entscheid mich dagegen. Wir hatten uns immer noch nicht versöhnt, und ich wollte den Streit nicht noch schlimmer und heftiger machen.

Der Unterricht war langweilig, so wie immer, und auch sonst passierte nicht viel. Weder Nathalie noch Lina hatten irgendwelche Neuigkeiten. Ich wartete sehr ungeduldig darauf, dass die Schule vorbei war, doch -wie immer- zog sich der Tag in die Länge.

Als es zur Mittagspause läutete, konnte ich es gar nicht glauben. Endlich vierzig Minuten Freiheit. Wie immer, brauchte ich nur eine Viertelstunde, um zu essen, den Rest der Zeit hatte ich zur freien Verfügung. Ich holte mir meine Jacke vom Spind, da es immer noch ein eher kühler März war, und ging auf dem Schulgelände spazieren.

Ein riesiger Vorteil an unserer Schule war der große Garten, der sie umgab. Ich war nicht die Einzige, die frische Luft brauchte. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich eine freie Bank gefunden hatte. Sie stand in der Sonne. Ich holte meinen Eistee aus meiner Tasche und trank drei gierige Schlucke - die Suche hatte mich durstig gemacht.

Eine Weile saß ich einfach so da- sah mich um und genoss das tolle, wenn auch kühle Wetter.

Und dann sah ich Stacey. Diese Zicke stolzierte mit ihrer Clique an mir vorbei, sie lästerten gerade sehr aufgeregt über irgendwas, sodass sie mich nicht mal bemerkten. Dann blieb Stacey etwas weiter stehen, und ging -oh mein Gott, ein Wunder- alleine. Auf mich zu.

Was zur Hölle will die von mir?

„Hör mal, du dumme Kuh, halt dich von meinem Freund fern, ja? Sonst könnte es sehr unangenehm für dich werden", teilte sie mir höhnisch mit.

„Oh, jetzt hab ich Angst", entgegnete ich, „nein, ganz ehrlich, ich hab keine Ahnung, wovon du sprichst." Ich log nicht. Ihr Kopf lief rot vor Wut an.

„Jeder weiß, dass du, kleine Schlampe, eine hübsche Sammlung von Verehrern hast, aber das ist noch lange kein Grund, sich wichtig zu machen, denn..."

Ich konnte es nicht fassen. Stacey hat mich gerade Schlampe genannt.

Das reichte mir. Ich stand auf und ging- ohne mir irgendwelche Gedanken über ihre Drohung zu machen. Stacey war eine falsche Schlange.

Ich machte mich auf den Weg zurück ins Schulhaus. Von der Pause bleiben ohnehin nur mehr zehn Minuten.

Während ich Nathalie und Lina aufspürte, begegnete ich Justin und seiner Gruppe. Und einem Haufen Mädchen, die ihnen nachrannten.

Auf meinen bösen Blick reagierte Justin mit einem Winken und höhnischen Lachen. Macho.

Mir fiel auf, dass Justin sich zum Sportplatz schlich und Stacey ihm zwei Minuten später folgte.

Das ist meine Chance.

Acht Minuten bis zum Läuten.

Ich lief fast in Lina hinein. Auf ihren fragenden Blick antwortete ich mit „Schnell, hol Clara und bring sie zum Sportplatz."

Lina stellte keine Fragen, sie befolgte nur meine Anweisungen. Danke, dachte ich still. Sieben Minuten bis zum Läuten.

Nach kurzer Zeit tauchte Lina mit Clara auf. Ich lehnte mich unauffällig gegen eine Wand und zog mein Handy aus der Tasche. Sechs Minuten bis zum Läuten.

Die beiden gingen an mir vorbei, gingen zum Sportplatz.

Ich wartete. Fünf Minuten bis zum Läuten.

Angespannt stand ich da. Wenn Stacey und Justin nicht rummachten, könnte ich Clara niemals von Justins Falschheit überzeugen.

Bitte, flehte ich, bitte. Sie soll mir endlich glauben.

Vier Minuten bis zum Läuten. Wenn es sich nicht ausgehen würde, wäre meine Chance ebenso vertan.

Drei Minuten bis zum Läuten.

Da tauchten endlich die zwei Mädchen auf, und ich sah sofort, dass meine Vermutungen gestimmt hatten.

Claras Mascara war verlaufen, sie schluchzte unaufhörlich. Langsam wagte ich mich an die zwei heran.

„Oh Gott, Jenny, ich.... Du hattest so Recht, Justin ist ein Arschloch!", brachte sie schluchzend hervor, „verzeihst du mir?"

„Na klar!" Ich nahm sie in den Arm. Drei Minuten bis zum Läuten.

Justin erschien in der Aula.

„Verdammt, Clara, ich...", begann er, doch ich ließ ihn nicht ausreden.

„Idiot, wegen dir habe ich meine Freundin fast verloren, weißt du eigentlich, was du bist? Sie hasst dich! Ich hasse dich! Was willst du noch?", schrie ich ihn an. Ich war sehr wütend.

Clara nickte und verschwand. Es war klar, dass sie ihn jetzt nicht sehen wollte. Ich hatte vor, ihr nachzugehen, doch Justin hielt mich auf.

„Hör mal, ich liebe Stacey nicht. Sie ist einfach verdammt heiß. Sowas ist nicht fremdgehen." Ich wollte ihm eine Ohrfeige geben, doch er fing meine Hand in der Luft auf.

„Aber ich liebe auch Clara nicht."

Genug. Ich riss meine Hand los, schaffte es, ihm eine zu klatschen, denn diesmal wehrte er sich nicht.

„Mistkerl", schrie ich. Spätestens jetzt hatte uns die ganze Schule gehört, doch das war mir egal.

Es läutete.

Ich ging in meine Klasse, doch nach zehn Minuten kamen der Direktor und Justin hinein.

„Jennifer Mayr, wenn ich bitten darf, ich muss sie sprechen", sagte Direktor Wets. Unwillig erhob ich mich und folgte ihnen. Wenigstens wurde mein Tag ein bisschen aufgepeppt.

Das Büro des Schuldirektors war schlicht eingerichtet: In der Mitte stand ein Schreibtisch mit einem schwarzen Drehsessel, daneben ein Bücherregal, außerdem ein Kasten mit Schubladen. An den Wänden standen vier Holzsessel.

Der Direktor wies darauf und befahl, „Nehmt euch jeder einen davon und setzt euch vor den Tisch."

Justin spielte Gentleman und nahm mir auch gleich einen Sessel, doch ich riss ihn ihm aus der Hand.

„So, so, sie machen also weiter", meinte Direktor Wets, als wir beide uns gesetzt hatten, „ich habe euren Streit in der Aula mitbekommen. Ihr habt heftig herumgeschrien und mit diversen Wörtern herumgeschmissen. Euch beiden ist bewusst, dass wir jeden Regelverstoß und jedes falsche oder ungewöhnliche benehmen eintragen müssen?" Wir beide nickten.

„Und euch ist bewusst, dass es einen Preis für die disziplinierteste Schule gibt, den wir unbedingt ergattern wollen?" Wieder nickten wir.

„Also dann, wenn ihr euch noch einmal so auffällig benehmt, muss ich Konsequenzen ziehen müssen. Und jetzt hopp in den Unterricht." Mit diesen Worten schob er uns vor die Tür.

„Also, Mayr, du hast ihn gehört, kein lautes schimpfen mehr", stichelte Justin.

Ich ging einfach weg. Der kann mich mal.

In der Klasse flüsterte mir Clara zu, sie würde auch zum Direktor gehen und sagen, dass auch sie daran beteiligt war, doch ich meinte, „Wir haben keinen Ärger bekommen, also ist es völlig unwichtig."


xxHi! Ich hoffe euch gefällt es, dass die einzelnen Kapitel jetzt Namen haben (falls euch zu einem der Kapitel ein besserer Name einfällt-> Direkt!) Danke fürs Lesen

Bad Boy-Bad Love?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt