24. Party again

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Am nächsten Tag wachte ich erst total spät auf. Meine Eltern verabschiedeten sich um halb drei von uns und fuhren zu meiner Tante, wo sie das ganze Wochenende lang bleiben würden.

Kaum waren sie weg, erstellte Kyle eine Einkaufsliste und begann, das Haus zu putzen und die ganzen Wertsachen wegzuräumen, damit ja nichts kaputt gehen konnte.

Inzwischen saß ich am Computer und zockte. Ich wollte noch nicht packen.

„Ähm, Jenny, hast du was zu tun?", fragte Kyle mich gegen halb fünf.

„Ne, ich zock 'grad."

„Könntest du ein paar Einkäufe für mich besorgen?", fragte er.

„Wenn's sein muss." Ich rappelte mich unwillig auf und nahm die Liste entgegen.

Dann nahm ich eine Einkaufstasche, Handy, Kopfhörer, Geld und ging zum Billa.

Eigentlich hatte ich überhaupt keine Lust, das Haus zu verlassen, aber ein Spaziergang konnte mir nicht schaden, also vertrieb ich die bösen Gedanken und genoss die frische Luft.

Auf der Liste waren hauptsächlich Knabbereien und Partygetränke aufgelistet. Typisch 20-Jährige Jungs.

Als ich dann nach fünfzehn Minuten endlich an der Kassa stand, musterte mich die Frau dahinter kurz, überlegte, ob sie meinen Ausweis verlangen sollte und entschied sich dann Gott sei Dank dagegen. Ich war zwar schon 16, aber ich hatte ihn vergessen und könnte es ihr so nicht beweisen.

Ich steckte meine Einkäufe in die Stofftasche und schleppte sie nachhause. Kyle wartete bereits auf mich.

„Danke, du bist ein Schatz", meinte er und nahm mir mit einem schnellen Kuss auf die Stirn die Tasche ab, „hat das Geld gereicht?"

„Ja, alles okay. Wann kommen die Jungs?", fragte ich.

„Gegen sieben."

„Okay. Und wer?"

„Mal schauen, wer Zeit hat." Das hieß dasselbe, wie „geht dich nichts an", also dass er es mir nicht sagen wollte. Oder dass er es nicht wusste, schoss es mir durch den Kopf.

Ich blickte auf die kastanienbraune Wanduhr, die in unserer Wohnküche hing. Halb sieben.

Ich beschloss, in mein Zimmer zu gehen. Dort durchstöberte ich meinen Kleiderschrank und checkte das Wetter am Camport. Danach suchte ich nach einem brauchbaren Koffer.

Unsere Abstellkammer, die sich gegenüber von meinem Zimmer befand, war hoffnungslos vollgeräumt. Meine Mutter hatte schon mehrere Male versucht, meinen Vater anzuheuern, sie aufzuräumen, doch er war zu faul und sie hatte es selbst versucht. Nach einer halben Stunde hatte sie es aufgegeben.

Ich kämpfte mir den Weg zu einem Regal frei, welches ich dann nach einem Koffer absuchte.

Dummerweise waren sie alle ganz oben, wo ich niemals hinkommen würde. Ich beschloss, Kyle um Hilfe zu bitten.

Zuerst konnte ich ihn nirgendwo finden, also ging ich wieder in mein Zimmer und hörte Musik, und danach kamen auch schon die ersten Freunde von Kyle, und ich vergaß die Koffer vollkommen.

„Kleine Jenny!", begrüßten mich Nick und Miles. Sie waren Kyles beste Freunde, und ich kannte sie, seit ich zehn war.

„Hey, so klein bin ich gar nicht!", meine Stimme klang gespielt beleidigt.

„Nein, aber so habe ich dich in Erinnerung", lachte Miles.

Ich umarmte die beiden. Als wir Kinder waren (bzw. war ich ein Kind und sie Teenager), spielten wir immer gemeinsam, und manchmal, als sie nicht mit mir spielen wollten, fing ich an zu weinen, und letztendlich gaben die Jungs doch nach und ich war zufrieden. Meine Methode war allerdings nicht die beste, weil ich schon bald den Spitznamen „Jenny-flenny" verpasst bekam, deshalb hörte ich bald auf.

Bad Boy-Bad Love?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt