Ich nahm meine Reisetasche, in der sich mein Handgepäck und mein Proviant befand, und stieg aus, als der Bus zum Stehen kam.
Stehen fühlte sich seltsam an, weil ich schon so lange gesessen war. Meine Beine waren taub und ich wackelte deshalb aus dem Bus, so wie die meisten anderen auch.
Diese Leiterin wies uns an, ihr zu folgen. Wir kamen, genauso wie sie es uns vorher angesagt hatte, in einen großen Raum, in dem reihenweise Sessel aufgestellt waren. Ich setzte mich wahllos auf einen von ihnen, und ein hübsches Mädchen setzte sich zu mir. Sie hatte braun-blondes lockiges Haar, ich war mir nicht sicher, eine Stupsnase und schöne braune Augen mit dunklen Wimpern. „Hi", quatschte sie mich einfach an und lächelte mir zu. Ich mochte ihr Lächeln, es war warm und freundlich.
„Hey. Ich bin Jenny", meinte ich und erwiderte es.
„Chloe. Du hast einen voll coolen Style." Ihre Stimme war hoch, aber kein bisschen schrill.
„Danke, freut mich. Bist du freiwillig hier?", fragte ich.
„Ja klar. Meine Mutter hat gewusst, dass ich einen außergewöhnlichen Sommer will, und hat das vorgeschlagen. Zuerst hielt ich nicht viel davon, doch jetzt bin ich total glücklich darüber", plapperte sie. Irgendwie gefiel sie mir. Chloe schien mir so nett und offen zu sein, natürlich war es schwer, sie nach zwei Minuten Bekanntschaft zu beurteilen, aber sie beeindruckte mich. Ich hatte keine Ahnung, warum oder wie, aber es war so.
„Ich habe 'ne Menge Blödsinn in der Schule angestellt und wurde vom Direktor hierher geschickt...mit...warte kurz", ich suchte Justin und fand ihn zwei Reihen hinter mir, „mit dem hier."
„Scheiße, wenn ich so mit so einem Typen bestraft werden würde, würde ich andauernd irgendeinen Mist bauen", beneidete mich Chloe.
„Naja, es gibt so einen Preis für die disziplinierteste Schule, und unsere möchte den unbedingt haben. Es gibt die Regel, dass man jede Strafe, wie zum Beispiel Nachsitzen oder so, aufschreiben muss, und dafür gibt es natürlich Punkteabzug. Also hat unser Direktor einfach beschlossen, eine andere, wenn auch etwas außergewöhnliche Strafe zu verwenden." Lange Rede, kurzer Sinn.
Ich wollte sie gerade nach ihrer Haarfarbe fragen, da bat schon wieder unsere Leiterin um Aufmerksamkeit.
„Hallo und willkommen in unserem Camp. Mein Name ist Karin Tummler. Ich denke, es ist zu anstrengen für euch zuzuhören, während ich alle Namen und die Zimmer einzeln vorlese, deshalb machen wir es so: ich hänge eine Liste mit dem Alphabet auf, und jeder sucht seinen Namen und sein Zimmer, dann geht er genau dort hin und lernt seinen Mitbewohner kennen. Kommen wir lieber zu den Regeln:
Jungs und Mädchen schlafen in getrennten Gebäuden, wenn ihr hier rausgeht, sehr ihr das Gelände und zwei davon, links werden die Mädchen untergebracht, rechts die Burschen" –oh mein Gott, wie ich es hasste, wenn jemand „Burschen" sagte- „Es werden keine Zimmer getauscht. Am Vormittag heißt es: keine Bauchfreien Sachen und nichts, was zu sehr von der Arbeit ablenken könnte. Ihr werdet in zwei Gruppen geteilt, die einen arbeiten am Vormittag, sprich: Abwasch, Sauberkeit; die anderen machen Touren und Wanderungen. Jeden Tag wird getauscht. Am Abend gibt es immer eine kleine Party, für beide Gruppen gemeinsam, bei der es keine Anwesenheitspflicht gibt. Weiteres erfahrt ihr im Laufe der Zeit. Ach ja, fast vergessen: Alkohol ist nur in begrenzten Mengen am Abend bei der Party erlaubt, Rauchen ist strengstens verboten, Mittagsruhe von 14-15:00, Nachtruhe um 22:00. Was ich vergessen habe, steht auf einem Zettel in eurem Zimmer. Bis später."
„Viel Glück mit deinem Mitbewohner", flüsterte mir Chloe zu, bevor wir den Raum verließen und uns auf die Suche nach unserem Unterschlupf machten.
Ich suchte meinen Namen in der Liste und fand heraus, dass ich in Zimmer 205 untergebracht worden bin. Mehr konnte ich nicht sehen, denn es gab viele, die die Liste sehen wollten, und ich wurde weggedrängt.
Ich spazierte auf das linke Haus zu. Naja, Haus war zu viel gesagt: Die untere Etage war in mehrere Zimmer unterteilt, die obere Etage wurde von Säulen gehalten und bestand aus einer Art Balkon und weiteren Zimmern. Eine Treppe, die an der Seite dieses Hauses angebracht war, führte dort hinauf. Das Haus der Jungs sah wie eine exakte Kopie unseres Hauses aus.
Eigentlich war das hier ein Bauernhof. Ich hörte Kühe und Schweine, roch frisches Gras.
Das Gelände bestand aus dem Haupthaus, einem Bungalow, aus dem ich gerade hinausgegangen war, den zweien Wohnhäusern für Mädchen und Jungs, einem Stall und einer Scheune. Es gab auch einen kleinen Spielplatz.
Überall war Gras. Grünes, weiches –das merkte ich, weil ich mir vor Begeisterung die Schuhe ausgezogen hatte und sie in der Hand trug- saftiges Gras.
Vom Haupthaus zu den zwei anderen führte ein grauer Weg, den ich pfeifend entlangging.
Ich betrat das gelb gestrichene Haus und stellte gleich fest, dass ich eine Treppe hinaufgehen musste, um in mein Zimmer zu gelangen. Das war ja kein Problem für mich, ich war nicht unbeweglich oder so, aber mein Gepäck- das war ein Problem.
Wohl oder übel quälte ich mich hinauf, und oben angekommen, atmete ich erleichtert auf.
Überall sah ich Mädchen, die Zimmertüren öffneten und schlossen, Türschilder lasen, sich stritten oder einfach redeten.
Ich ging an etlichen Zimmern vorbei, bis ich das mit der Nummer 205 fand. Ich stieß die Türe auf und sah gleich meine Mitbewohnerin- braun-blonde Haare, warmes Lächeln...
„Chloe!", freute ich mich.
„Na, bist du zufrieden mit deiner Mitbewohnerin?", fragte Chloe lachend.
„Und ob!" Das war nicht gelogen. Wie ich schon vorher festgestellt hatte- ich mochte sie.
Endlich konnte ich auspacken und mich ausruhen. Wir beide ordneten unsere Kleidung in einen kleinen Schrank. Ich fragte Chloe nach ihrer Haarfarbe, und sie antwortete lachend, „Oh, das wissen viele nicht. Ich auch nicht. Im Sommer eher blond und im Winter eher braun. Kompliziert."
Chloes lockere Art gefiel mir.
Nach einer Stunde war ich mit meinen Einrichtungen fertig, also nahm ich mir Zeit, das Zimmer anzusehen und die Regeln zu studieren.
Das Zimmer war schlicht und ziemlich altmodisch eingerichtet, wenn man herein kam, sah man in der Mitte zwei Holzbetten; gegenüber ein riesiges Fenster mit gelb-orange gestreiften Vorhängen. Rechts vom Eingang stand ein Schrank aus dunklem Holz, in dem sich meine und Chloes Sachen nun befanden. In der Ecke stand ein kleiner Tisch, auf dem wir unser Proviant ausgelegt hatten: Getränke, wie Cola oder Eistee, Chips und diverse Knabbereien, Süßigkeiten von Haribo bis zu Schoko-keksen, Schokolade.
Links vom Eingang befand sich eine weitere Tür ins Badezimmer, in dem es eine Toilette, ein Waschbecken, ein Regal und eine Dusche gab.
„Wie heißt du eigentlich mit Nachnamen?", fragte ich nach einer Weile.
„Melter, warum?", fragte Chloe verwundert. Ich ruhte mich gerade auf meinem Bett aus.
„Nur so. Wir wurden nämlich nach dem Alphabet eingeteilt, also", das war zwar kein vollständiger Satz, aber mir ist nichts mehr eingefallen.
„Tja, willkommen im Camp", trällerte Chloe und schmiss sich aufs Bett neben mir.
xxHi! Das Campabenteuer beginnt! Was glaubt ihr wird alles passieren?
Leider kann ich bis nächsten Dienstag nicht updaten, weil ich nach London fliege, aber, sobald ich wieder zuhause bin, kommt ein weiteres Kapitel, versprochen! -Youtulipxx
DU LIEST GERADE
Bad Boy-Bad Love?
Teen FictionWas macht man, wenn aus einem ganz normalen Leben plötzlich ein Chaos wird? Und wie wehrt man sich gegen gnadenlose Herzensbrecher? Ist es möglich, jemanden abgrundtief zu hassen und gleichzeitig unsterblich in diese Person verliebt zu sein? Und was...