Mitten in der Nacht wurde ich geweckt. Schon wieder.
Ich öffnete meine Augen einen Spalt breit und wünschte, ich würde träumen. Justin stand über mir und rüttelte an meinem rechten Arm. Ich wollte mich von ihm wegdrehen und weiterschlafen, aber er nahm meine Hände und zog mich mit einem Ruck aus dem Bett.
„Hey!", beschwerte ich mich müde, aber er legte bloß den Zeigefinger auf seine Lippen und deutete mir an, ihm zu folgen. Widerwillig und schlaftrunken stolperte ich hinter ihm her, bis wir draußen stehen blieben. Ich hörte, wie Chloe sich im Schlaf auf die andere Seite drehte.
„Was ist?", meinte ich nun wütend.
„Unser Fund letzte Nacht. Zeig ihn mir", verlangte Justin.
„Erstens: das ist mein Fund. Zweitens: ich will nichts von dir, also lass mich gefälligst in Ruhe", fauchte ich. Ich wollte gehen, aber er packte mich am Handgelenk. Sein Griff war eisern, egal wie ich mich wand, ich konnte mich nicht befreien.
„Entweder du holst schleunigst diese Papiere her, oder ich gehe zu einem Betreuer, am besten zu Yvonne, oder sogar zur Leiterin", drohte er. Ich funkelte ihn wütend an, doch sein Blick war kalt. Ich riss mein Handgelenk los und holte Maes Tagebuch aus meiner Schublade.
Wir gingen zum Wald, ehe er eine Taschenlampe herausholte und zu lesen begann. Ungeduldig ging ich auf und ab, während ich wartete. Ich hatte keine Lust, neben diesem Arsch zu sitzen. Eigentlich wollte ich abhauen, aber ich hatte Angst, was er mit dem Papier machen würde, sobald er es gelesen hatte.
„Ein Tagebuch", murmelte er, „Aber warum versteckt Mae es hier? Warum lässt sie es nicht in irgendeinem Bücherschrank in ihrem Zimmer stehen?"
Ich überlegte, ihm zu antworten, doch dann merkte ich, dass er nicht mit mir redete, sondern nachdachte.
„Weil sie will, dass es jemand findet", vermutete Justin.
„Und warum?", fragte ich.
„Das müssen wir herausfinden."
„Hast du es nicht begriffen, ich will nichts mit dir zu tun haben!", schrie ich und versuchte, ihm das Tagebuch aus der Hand zu reißen, doch Justin stand auf und streckte seinen Arm in die Höhe. Er war viel größer als ich, deswegen hatte ich keine Chance.
Plötzlich fiel Justin das Pizzastück auf. „Was zum...?", fragte er.
Ich zuckte mit den Schultern. Mae war seltsam. Was hatte das zu bedeuten?
„Speisesaal", flüsterte Justin.
„Hast du im ernst Hunger?", fragte ich genervt. Das war gerade total unpassend.
„Nein, hast du schon mal auf den Essensplan geschaut?"
Ich nickte. „Morgen gibt es Pizza", meinte ich, während es bei mir klingelte. Mae wies auf den Speisesaal, oder...
„Die Küche", vollendete Justin meine Gedanken.
„Und warum bist du dir so sicher?"
„Denk nach: Im Speisesaal gibt es keinen wirklich guten Ort, an dem man Teile eines Tagebuchs verstecken kann. Aber in der Küche bestimmt schon, immerhin haben nur die Köche und Putzfrauen zutritt."
„Toll, du Genie, und wie kommen wir da rein?" Ich würde ihn wohl nicht loswerden können. Liebeskummer hin oder her, aber Justin hatte mir wirklich geholfen, und vielleicht würde er auch in Zukunft nützlich sein.
„Gehen wir erstmal schlafen", meinte Justin.
„Wie? Morgen wird es sicher schwerer sein, in die Küche zu kommen, wenn dort Menschen drinnen sind."
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Bad Boy-Bad Love?
Teen FictionWas macht man, wenn aus einem ganz normalen Leben plötzlich ein Chaos wird? Und wie wehrt man sich gegen gnadenlose Herzensbrecher? Ist es möglich, jemanden abgrundtief zu hassen und gleichzeitig unsterblich in diese Person verliebt zu sein? Und was...