Ich versuchte immer wieder, Kontakt zu Clara aufzunehmen, aber sie blockte mich ab, egal wo.
Gerade eben war ich erneut gescheitert. Sie hatte mich auf allen möglich sozialen Netzwerken blockiert.
Verdammt, verdammt, verdammt!
Mir reichte es langsam. Ich wollte ihr nur helfen, aber sie warf mir Beleidigungen an die Ohren und brach unsere Freundschaft ab.
Ich hatte bereits Kopfschmerzen von Denken, wie ich sie überzeugen sollte. Also schnappte ich mir Handy und Kopfhörer und ging raus.
Einfach abschalten.
Ich spazierte wahllos durch die Stadt, und irgendwann kam ich zu meiner Lieblings-Kaufstraße. Derselben, in der ich Justin getroffen hatte.
Nicht an ihn denken.
Mein Handy zeigte 11. März, achtzehn Uhr fünf, an. Inzwischen war ein Monat seit Semesterbeginn vergangen, und seitdem stand meine ganze Welt auf dem Kopf: ich hatte mich mit einer besten Freundin zerstritten, hatte ganz neue Gefühle und Situationen erlebt. Aber was diese Gefühle sollten, wusste ich bis jetzt immer noch nicht.
Und wer war schuld daran? Justin.
Verdammt, du sollst nicht an ihn denken!
Ich versuchte, mich auf meine Umgebung zu konzentrieren. Die Bäume waren noch kahl, es war relativ kalt. Die Sonne schien nur schwach zwischen den Wolken hindurch, ein kalter Wind streifte ab und zu mein Gesicht.
Viele Passanten waren hektisch, strömten in die verschiedenen Läden, fanden nichts und hasteten weiter. Ich wollte Ruhe bewahren.
Mein momentanes Lieblingslied, „Animals" von „Maroon 5" machte mir gute Laune und trieb mich vorwärts.
Vor mir spazierte ein Pärchen, das Mädchen hatte seinen Kopf auf die Schulter des Jungen gelegt, er hielt seine Hand.
Geht weg.
Ich hatte gerade keine Lust, verliebten Paaren zuzuschauen.
Haut ab.
Sie wollten nicht auf meine Gedanken hören. Ich verdrehte die Augen und wich aus, indem ich einen Laden betrat. H&M.
Ziellos spazierte ich durch die Stände mit Kleidung, schaute mir hin und wieder ein Teil an, legte es wieder zurück. Nachdem ich im ersten Stock eine Runde gemacht hatte, fuhr ich mit der Rolltreppe in den zweiten.
Dort hing ein richtig schönes Kleid, das ich mir gleich näher ansah. Ich nahm es und ging zu einem Spiegel, prüfte, ob es mir passte. Doch im Spiegel erblickte ich jemanden.
Justin. Und er war nicht alleine. Er stand mit zwei Freunden, die glaubte ich, aus seiner Klasse waren, bei der Frauenunterwäsche und machte sich darüber lustig.
Arschlöcher.
Mir kam ein Gedanke. Schnell ging ich auf eine Mitarbeiterin zu.
„Entschuldigung, aber ich glaube, die Jungs dort brauchen Ihre Hilfe", meinte ich unschuldig und wies in Richtung Justin und seine Gruppe. Die Frau nickte und ging zu ihnen hin. Ein Grinsen huschte über mein Gesicht.
„Hallo Jungs, braucht ihr Beratung?", fragte die Mitarbeiterin sarkastisch. Justin und seine Freunde verzogen sich aus dem Laden.
Während ich zuschaute, musste ich lauthals lachen, und die Jungs hörten mich. Sie drehten sich wütend um und warfen mir drohende Blicke zu.
Mir egal.
Kurze Zeit später verließ ich selbst das Geschäft. Ich spazierte einfach weiter, ohne feste Route, so wie vorher. An Justin wollte ich nicht denken.
Und doch musste ich es.
Es war zwar erst März, aber doch recht warm, besonders im Laden. Justin hatte ein weißes Shirt angehabt, bei dem man die Umrisse seines SixPacks gesehen hatte. Auch seine Muskulösen Arme wurden herrlich betont. Scheiße, er war wirklich echt heiß.
Oh, super, an den Freund der BFF ranmachen? , ermahnte ich mich.
„Gehen wir da rein, was meinst du, Justin?", hörte ich.
„Ja, warum nicht?". Eindeutig Justins Stimme.
Gespannt sah ich mich um, und da- ich erblickte die Jungs tatsächlich. Sie bogen in eine schmale Gasse ein.
Ich folgte.
Konzentriert achtete ich darauf, genügend Abstand zu lassen, keine Lärm zu machen und sie trotzdem beobachten zu können.
Immer wieder lachten die Jungs, dann flüsterten sie geheimnisvoll von irgendwas.
Es roch nicht besonders angenehm hier, nach irgendetwas...Verbotenem.
Gras.
Die Jungs gingen in ein Gebäude hinein. Ich wartete hinter einer Ecke, bis alle vier hinter der Tür verschwunden waren, dann folgte ich. Es roch fürchterlich nach Rauch in dem Gebäude. Ich konnte mich nicht zwingen, dort hinein zu gehen. Stattdessen ging ich an ein Fenster und beobachtete sie von außen. Sie rauchten irgendwas. Alle vier.
Igitt. Ich erinnerte mich noch ganz genau an den Tag, an dem ich beschlossen hatte, niemals eine Zigarette oder etwas in der Art in die Hand zu nehmen.
Es war in einem Park gewesen. Ein komischer Mann war auf einer Bank gesessen, als ich mit Freundinnen gespielt hatte. Damals war ich zehn gewesen. Der Typ hatte sich aufgerafft und war zu uns gegangen, hatte uns angeschrien, „Ich will mitspielen!" Verängstigt waren wir alle weggegangen, doch er war uns gefolgt, hat uns Beschimpfungen an den Kopf geworfen, hat gebrüllt und gestampft, bis wir zu einer Betreuerin gegangen waren. Daraufhin hat die ganze Klasse den Park verlassen.
Meine Freundinnen, Anna, Lena und Nathalie, (ja, die Nathalie, die ich immer noch kannte und die immer noch meine BFF war), hatten uns damals geschworen, niemals zu rauchen und nie jemanden zu heiraten, der rauchte. Zwei Jahre später hatten wir denselben Schwur mit Lina und Clara wiederholt, nur hatten wir heiraten und zusammen sein ausgetauscht.
Clara brach ihren Schwur gerade.
Und dann kam mir ein anderer Gedanke in den Sinn: Was, wenn Clara es nicht mal wusste?
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Bad Boy-Bad Love?
Teen FictionWas macht man, wenn aus einem ganz normalen Leben plötzlich ein Chaos wird? Und wie wehrt man sich gegen gnadenlose Herzensbrecher? Ist es möglich, jemanden abgrundtief zu hassen und gleichzeitig unsterblich in diese Person verliebt zu sein? Und was...