Anscheinend war ich in einen Kurzschlaf gefallen, denn als ich ein dumpfes Geräusch von irgendwo oben hörte, wusste ich kurz nicht, wo ich war.
Ich hatte immer noch Kopfschmerzen, zusätzlich hatte ich jetzt noch Rückenschmerzen wegen der nicht besonders bequemen Schlafposition.
Irgendetwas knarrte und ich hörte Stimmen, verstand aber nicht, was das hieß oder von wem sie waren, bis jemand meinen Namen rief.
Schon erschien diese Person auf der Treppe, und ihr folgte eine weitere.
„Jenny!", rief Justin nochmals. Ich sprang auf.
Alles kam mir vor wie bei einem Film. Er lief auf mich zu und umarmte mich, und ich brach in Tränen aus.
„Es ist alles gut, alles gut. Keiner tut dir mehr etwas an, ich verspreche es dir", nuschelte er sanft in meine Haare, während ich mich an seine Brust schmiegte und nasse Flecken auf seinem Shirt hinterließ.
Seine Begleiterin war Yvonne, die ebenfalls heulte. „Oh Gott, ich habe es doch gesagt...er war es... er hat auch Mae...", stotterte sie.
Justin ließ mich los und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
„Könnten wir jetzt bitte gehen?", flüsterte ich. Sofort beugte sich Justin zu meinen Füßen, zog ein Taschenmesser aus seiner Hosentasche und befreite mich. Dann nahm er meine Hand und führte mich hinaus.
Ich atmete gierig die frische Luft ein, sobald wir draußen waren. Erst dann sah ich mich um und merkte, dass die Luft gar nicht so frisch war.
Brian hatte mich in den Keller einer winzigen Hütte im Wald gebracht. Eines der Fenster war eingeschlagen.
„Das waren wir", meinte Justin, „die Tür war verschlossen und wir haben und beeilt, und zufälligerweise lag hier ein schöner Stein. Leider müssen wir dort euch wieder hinaus."
„Nein", rief Yvonne, und öffnete die Tür. Schnell folgten wir ihr.
Draußen dämmerte es bereits. Yvonne hinter uns telefonierte, wir gingen bloß schweigend nebeneinander.
„Ja, Frau Tummler, und die Polizei...Wir brauchen etwa 10 Minuten... Ich weiß nicht... ja...", sagte Rotschopf in den Hörer.
Justin wurde langsamer, und ließ Yvonne vorgehen, dann blieb er stehen. Er nahm meine Hände und sah mich mit schmerzerfüllten Augen an. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit. Ich hatte Angst.
„Jenny... ich weiß, ich habe es gewaltig verschissen mit dir...du denkst wahrscheinlich, ich bin ein gefühlloser Arsch, und ja, das bin ich... äääh, war ich...", stammelte er unsicher. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Hatte er wirklich vor, sich zu entschuldigen? Der arrogante Bad Boy, der mich nun seit fünf Monaten nervte?
„Jenny... gleich beim ersten Mal, als ich dich gesehen habe... Normalerweise habe ich Mädchen als etwas angesehen, was ich erobern kann, mühelos, aber bei dir... da war es anders... es war eher das Gefühl, dich erobern zu wollen. Von Anfang an war bei dir alles anders. Weißt du, meine Eltern... sie haben sich früher dauernd gestritten, da war Lea noch ganz klein. Irgendwann ist mein Vater dann gegangen, was für uns Kinder entlastend war, weil wir nicht mehr jeden Tag den Streitereien und dem Geschrei ausgesetzt waren. Aber meine Mutter... sie hat meinen Vater sehr stark geliebt, und es hat sie echt getroffen... sie war depressiv, hat angefangen zu rauchen und irgendwann, als sie Drogen gekauft hatte, griff meine Tante ein. Meine Mutter kam dann in eine Klinik und wir haben bei Tante Rebecca gewohnt, ein Jahr lang. Seitdem ging es meiner Mutter besser, bis ich einmal mit dreizehn meine erste feste Freundin nach Hause gebracht habe. Mum hat uns beide ausgelacht und gemeint, dass es keine Liebe ist. Sie hat meine Freundin Heim geschickt und mich angeschrien. Tante Rebecca hat mir daraufhin verboten, in ihrer Gegenwart über Liebe zu reden. Und ich habe angefangen das Thema Liebe zu hassen. Ich habe die Liebe vieler Mädchen ausgenutzt, die nichts für meine Vergangenheit konnten. Wenn ich jetzt daran denke, tut es mir so schrecklich leid.
Aber du, verdammt, ich glaube, ich habe mich das erste Mal richtig verliebt. Seit unserer Begegnung im Einkaufszentrum konnte ich nur mehr noch an dich denken, und ich wollte das nicht. Ich dachte, das sei falsch. Meine ganzen dummen Bemerkungen und Hänseleien sollten mich dazu bringen, mich zu entlieben, aber verdammt, es hat nichts genützt. Jenny, vielleicht kannst du es mir nicht glauben, nicht einmal nach meiner Erklärung, aber ich liebe dich, seit ich dich das erste Mal gesehen habe. Ich liebe dich."
Seine sonst so kalten blau-grünen Augen waren glasig, er zeigte Reue. Ich wusste erst gar nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Ich hatte überhaupt nicht mit so einer Geschichte gerechnet, ich war überfordert mit dieser Situation. Ein Liebesgeständnis von Justin Baker.
Ich blickte noch einmal in seine Augen und erkannte tiefe Trauer. Er dachte wohl, dass ich seine Liebe nicht erwiderte.
Aber, Justin Baker, nach allem, was du mir angetan hast, nach den Scherzen und dem Spott, ich...
Ich streckte mich zu ihm hinauf und legte meine Lippen auf seine, vergrub meine Hände in seinen Haaren und genoss die wild umherfliegenden Schmetterlinge in meinem Bauch. Der Kuss war perfekt, so wie jeder andere auch, er war wundervoll.
Ich liebe dich, Justin.
Epilog
Mir wurden Tausende Fragen gestellt, dann fuhr die Polizei los, um Brian zu suchen. Maes Eltern wurden angerufen und man bat sie um ein Gespräch. Sie konnten es kaum glauben dass man Maes Spur gefunden hatte, inzwischen war ihre Tochter nämlich 22.
Da ich mir einige Adressen gemerkt hatte, konnte die Polizei feststellen, dass Mae sich bei zahlreichen Internetfreunden versteckte. Man war der Meinung, sie bald finden zu können.
Chloe und Paula heulten beide, als sie erfuhren, was mit mir passiert war. Sie entschuldigten sich für ihr Verhalten.
Wir alle packten für die Abfahrt am Dienstag in der Früh. In diesen zwei Wochen war so viel passiert, ich hatte so viel erlebt und einiges überstehen müssen, aber Gott sei Dank war alles gut gegangen. Diese ganze Geschichte hier hatte sogar ein Happy End gefunden.
Obwohl, dachte ich, das war ja noch nicht das Ende. Das war erst der Anfang.
xxOh Gott, das ist wirklich das Ende dieser Story, ich kann es kaum fassen. Seit April sitze ich schon daran, und jetzt ist es aus :( Ich hoffe, niemand bereut, dass er diese Geschichte gelesen hat, danke an alle Leser <3
Und ganz besonderen Dank an die, die auch noch gevotet und mich mit Kommentaren unterstützt haben(jolkitten, LeonieBrandel, lisaceline58) <3 -Youtulipxx
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Bad Boy-Bad Love?
Teen FictionWas macht man, wenn aus einem ganz normalen Leben plötzlich ein Chaos wird? Und wie wehrt man sich gegen gnadenlose Herzensbrecher? Ist es möglich, jemanden abgrundtief zu hassen und gleichzeitig unsterblich in diese Person verliebt zu sein? Und was...