„Jenny", stieß Brian verwundert aus, „was machst du hier?"
„Oh...", stotterte ich und entfernte mich schnell von seinem Tisch, „ich bin gerade reingekommen. Yvonne sucht dich wegen so einer Konferenz."
„Danke", ich musste ziemlich verstört ausgesehen haben, denn er fügte hinzu, „alles in Ordnung?"
Ich nickte. Gemeinsam verließen wir sein Zimmer, wobei ich Abstand hielt. Ich war immer noch erschüttert darüber, was ich gelesen hatte.
„Jenny, ist sicher alles okay? Soll ich dich nicht zur Ärztin bringen?", fragte er.
„Nein, alles gut", antwortete ich mit zittriger Stimme. Er nickte und verschwand im Haupthaus, während ich mich auf die Treppe im Mädchenhaus setzte.
Ich tippte eine Nachricht an meinen Bruder und an meine Eltern, damit sie sich keine Sorgen machten, schließlich hatten sie in der letzten Woche nur wenig von mir gehört.
Es war kurz nach drei, als ich mich auf den Weg zum Haupthaus machte. Die Betreuer warteten, bis alle da waren, zählten uns kurz, und dann begann Karin zu reden, „Ihr werdet in dieselben Teams eingeteilt, in denen ihr vor kurzem Bowling gespielt habt. Zudem bekommt ihr einen Betreuer zugeteilt, der euch beaufsichtigen wird. Überall im Wald sind bunte Kuverts mit Hinweisen versteckt, die ihr nach der Reihe finden müsst und dann wieder falten und zurücklegen sollt. Der letzte Hinweis wird euch sagen, wo der Schatz versteckt ist. Sobald die ersten den Schatz finden, wird die Suche abgebrochen, diese Gruppe wird dann zur Siegergruppe.
Alle müssen in ihren Teams bleiben, mehrere Teams dürfen nicht zusammen suchen. Gewalt ist selbstverständlich verboten. Viel Spaß!"
Jeder Betreuer rief seine Gruppe auf, ich kam zu einem Mann, den ich nicht kannte. Er stellte sich als Tobias vor.
Luis war in meiner Gruppe, ansonsten gab es nur Mädchen. Tobias teilte uns allen Karten vom Wald aus, in denen das Camp, Bäume und Lichtungen eingezeichnet waren.
Nach dem Startkommando von Tummler rannten alle Gruppen in den Wald hinein, dort wählte dann jede Gruppe ihren eigenen Weg. Ich beeilte mich nicht, schließlich war es nicht mein Ziel, dieses Spiel zu gewinnen. Ich musste Maes letzten Eintrag finden.
Luis blieb mit mir hinten. Zuerst überlegte er, öffnete mehrmals den Mund, schloss ihn wieder, dann begann er endlich zu reden.
„Mir wurde erzählt, dass du Justin geküsst hast, am selben Tag, an dem wir uns geküsst haben. Zuerst habe ich es nicht geglaubt, aber dann habe ich euch beide gestern im Gemeinschaftsraum verschwinden lassen. Ganz ehrlich, ich dachte nicht, dass du so bist."
Vor Entsetzen war ich stehengeblieben, er jedoch lief weiter. Schon wieder jemand, der über mich urteilte, schon wieder jemand, der sich von mir abwand. Langsam hatte ich es satt.
Kopfschüttelnd beschloss ich, mich meinem Ziel zu widmen und den Rest zu ignorieren.
Inzwischen war meine Gruppe irgendwo, das war mir aber relativ egal. Ich wünschte, Mae hätte sich genauer ausgedrückt, wo der letzte Teil war.
Ich erinnerte mich an das Gedicht. Vielleicht hatte sie das ja. Eine Eiche! Mae hatte ihr Tagebuch in einer Eiche versteckt!
Ich warf einen Blick auf meine Karte- an einem Ort standen die Bäume nicht so dicht, es war aber auch keine wirkliche Lichtung. Ich glaubte sogar, dass das der Platz war, an dem wir einmal gespielt hatten und Yvonne uns erwischt hatte.
Der Ort war nicht weit weg, dennoch hatte ich Angst, dass Brian mir zuvorkam, also wählte ich ein schnelles, jedoch nicht auffälliges Tempo.
Nach ein paar Kurven war ich auch schon dort. Ich konnte verstehen, warum Mae diesen Ort ausgesucht hatte. Die Eiche stand prachtvoll am Rand dieser Lichtung, ich glaubte sogar, dass sie der Baum war, hinter dem ich mich versteckt hatte, als Yvonne gekommen war. Vorsichtig ging ich auf sie zu und suchte den Stamm ab, jedoch befand das Tagebuch sich nicht dort.
In dem Gedicht wurden ziemlich oft die Wurzeln erwähnt. Vielleicht hatte sie die Seiten ja vergraben?
Ich begann vorsichtig in der Erde zu buddeln, und tatsächlich stieß ich ziemlich bald auf das Kartonpäckchen. Meine Finger waren dreckig und unter meinen Fingernägeln befand sich Erde, das war mir in dem Moment aber egal. Ich musste Mae diesen Gefallen tun, musste diese Seite zerstören. Aber davor wollte ich sie lesen.
Hallo Brian, Sie war in Form eines Briefes geschrieben und zum ersten Mal erwähnte sie seinen Namen,
ich hoffe, du hast inzwischen eingesehen, dass deine „Überraschung" in der Scheune ein Fehler war, ein riesengroßer Fehler. Nach dieser Nacht kann ich dir nicht mehr vertrauen, und auch dich anzusehen fällt mir schwer. Du hast mir Schmerzen zugefügt, und nicht nur körperliche.
Trotzdem habe ich niemandem etwas davon erzählt, einerseits, weil ich ihre Meinungen nicht hören wollte, andererseits, weil es noch ein bisschen Hoffnung in mir gibt. Bitte zeig mir, dass du mich wirklich liebst, beweise es mir.
Ich weiß nicht, zu welchem Zeitpunkt du das liest, keine Ahnung, wieviel Zeit schon seit dieser Nacht vergangen ist. Beweise mir deine Liebe und komm zu mir.
Deine Mae.
Darunter standen noch einige Adressen und Telefonnummern, anscheinend hatte Mae vorgehabt, ihren Wohn- oder Aufenthaltsort zu wechseln. Bedeutete das, dass sie nicht mehr nach Hause gekommen war? Yvonne hatte doch auch gesagt, dass sie verschwunden war.
Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und suchte im Internet nach „Mae Corner". Nach einiger Zeit erschienen mehrere Vermisstenanzeigen auf meinem Bildschirm. Einige mit Fotos von ihr. Sie war nach dem Campbesuch nicht mehr nach Hause gekommen, und auch sonst schien sie niemand mehr gesehen zu haben. Das musste heißen, dass dieses Mädchen seit 7 Jahren verschwunden war, aber in diesem Brief hatte sie Brian Kontaktmöglichkeiten angeführt. Sie war verrückt. Ihre Verwandten waren ihr egal, aber Brian sollte sie finden können.
„Jenny", ertönte Brians Stimme hinter mir. Ich hatte seine Schritte nicht gehört.
„Du hast dieses verdammte Buch also auch gefunden, und wie ich sehe, auch den letzten Teil. Danke dir, du hast mir die Arbeit erleichtert. Komm, sei ein gutes Mädchen, gib mir die Papiere." Er lachte.
Ich richtete mich vorsichtig auf, ganz langsam, und dann rannte ich los. Brian durfte dieses Tagebuch nicht lesen, und ich würde dafür sorgen, dass er es nicht in die Hände bekam.
Dummerweise lief er viel schneller als ich, deshalb hatte er mich schon bald eingeholt, aber ich machte eine scharfe Kurve und hängte ihn ab. Jedoch nur für kurze Zeit.
Ich versuchte schneller zu laufen, aber ich stolperte über eine Wurzel und stürzte. Meinen Kopf schlug ich an einem Baumstamm an und verlor das Bewusstsein.
xxHi! Na, was denkt ihr, wird weiter passieren? Mir ist aufgefallen, das ich fast fertig bin mit diesem Buch, es kommen noch 2-3 Kapitel 0_o Krass, wie bald es aus ist! Bis bald, -Youtulipxx
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Bad Boy-Bad Love?
Teen FictionWas macht man, wenn aus einem ganz normalen Leben plötzlich ein Chaos wird? Und wie wehrt man sich gegen gnadenlose Herzensbrecher? Ist es möglich, jemanden abgrundtief zu hassen und gleichzeitig unsterblich in diese Person verliebt zu sein? Und was...