35. Ein langweiliger Tag

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Beim Frühstück wurde ich und Paula und Chloe gezwungen, über den vergangenen Abend zu berichten. Den Kuss und dass er mich ins Bett gebracht hatte, ließ ich aus.

„Komisch. Ich hab ihn gestern in unserem Haus gesehen, bevor ich schlafen gegangen bin", meinte Chloe.

„Wahrscheinlich wollte er wieder irgendwen aufreißen", warf ich ein, lächelte dabei aber.

„Ohhh, Jenny, ich sehe es genau: Also war unser Lovetest doch erfolgreich?"

„Ich weiß es nicht", gestand ich. Mist, diese Frage hatte ich mir noch gar nicht gestellt.

„Aha, und was habt ihr dann in eurem Schlafzimmer gemacht?", fragte Paula misstrauisch.

„Nur geredet."

Wir schwiegen eine Weile, dann meinte Chloe, „Ich habe mit Chris geredet. Er darf keinen Alkohol mehr trinken, gar nicht, und wenn er mit einer Flasche in der Hand gesehen wird, schickt man ihn nach Hause. Außerdem müssen seine Eltern eine Strafe zahlen. Eine fette Strafe."

Oh Mist, wegen der ganzen Justin-Nils-Sache hatte ich ganz vergessen, nach Chris zu fragen. Der arme. Und der wirkliche Schuldige schwieg feige und ließ einen anderen für sich leiden. Nur leider hatte ich nicht den geringsten Schimmer, wer das sein könnte.

Das Frühstück war vorbei, und wir überlegten uns, was wir machen wollten. Uns allen war total schlecht wegen unserem Alkoholspielchen gestern, und eigentlich wollten wir alle unseren freien Tag ans Bett verschwenden. Als ich dann Justin fröhlich zu seinem Haus gehen sah, konnte ich mir ein genervtes „Warum zur Hölle geht es dir so gut nach unserem Spiel?" nicht verkneifen.

Er lachte. „Das bisschen Alkohol hat dir so zu schaffen gemacht? Also ich vertrage weit mehr als die gestrigen Gläschen."

Ich schüttelte den Kopf.

Niemand stand uns so nahe, dass er uns hören könnte. Alle waren entweder in ihren Häusern oder spazierten irgendwo. Sollte ich ihn auf den Kuss gestern ansprechen?

„Weißt du, ich habe Lust auf noch ein Spiel", unterbrach Justin seine Gedanken. Als er meinen genervten Blick sah, fügte er hinzu, „Auch ohne Alkohol."

Wieder gingen wir in die Scheune.

„Das Spiel geht so: jeder von uns darf dem anderen nach der Reihe eine Frage stellen, die er selbst dann aber auch in Bezug auf den anderen beantworten muss. Wenn ich also frage, ob du Tiere liebst, muss ich erst auch selbst antworten, dann darfst du eine Frage stellen."

„Okay." Er wollte auf jeden Fall irgendwas erfahren, ich wusste nur nicht, was.

„Wann hast du das letzte Mal mit jemandem geschlafen?"

„Gleich so dreckig? Na gut, ich glaube vor einem halben Jahr", gab ich zu.

„Vor drei Tagen. Du bist."

Ich überlegte. Unmöglich konnte ich fragen, auf wen er stand, denn ich konnte es ihm ja nicht gestehen. „Bist du verliebt? Also jetzt meine ich?"

„Ich weiß nicht." Mein Herz begann bei seiner Antwort zu klopfen. Das war eindeutig kein Nein.

„Ich auch nicht." Es herrschte kurzes angespanntes Schweigen, während dem ich mich umsah. Die Pflanze, die ich gestern herbringen musste, stand immer noch hier. Ich sollte sie vielleicht später mitnehmen.

„Was magst du an mir?"

„Deine Augen", kam es wie aus einer Pistole geschossen, ich musste nicht einmal nachdenken.

„Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll", meinte er, und fügte dann lachend hinzu, „es gibt nicht so viel." Idiot! „Kleiner Scherz. Wahrscheinlich dein Gesicht."

Bad Boy-Bad Love?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt