Julia weckte uns heute. Ich war todmüde. Wahrscheinlich hatte ich weniger als fünf Stunden geschlafen, und das war wirklich wenig für mich. Ich glaube, das war für jeden Menschen zu wenig.
Mürrisch stand ich auf und machte mich fertig, als mir die Folie mit den Zetteln einfiel. Ich konnte es kaum erwarten, sie mir anzusehen. Fast hätte ich sie jetzt schon herausgezogen, doch dann beschloss ich zu warten, bis ich alleine war.
***
Wir waren gerade beim Abräumen nach dem Mittagessen, als Justin sich zu mir stellte und flüsterte, sodass nur ich es hören konnte, „Wann sehen wir uns die Zettel von heute Morgen an?"
„Lass mich in Ruhe, Baker! Letzte Nacht habe ich nur mit dir verbracht, weil ich gezwungen war! Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben", zischte ich wütend zurück.
„Ich wollte dir nur sagen, dass ich die beiden gefunden habe, die uns gestern bei der Scheune gesehen haben. Ich habe sie zum Schweigen gebracht."
„Und wie?", fragte ich. Er grinste spöttisch und verschwand. Ich biss mir auf die Lippe um nicht zu weinen. In der Pause meinte ich zu Chloe, ich wollte ein bisschen alleine sein, und ging spazieren. Ich ging einfach ein bisschen herum, versuchte den Kopf frei zu kriegen. Dann legte ich mich hinter dem Haupthaus ins Gras und machte die Augen zu.
Ich hörte Schritte neben mir, kümmerte mich aber nicht darum, bis sie in unmittelbarer Nähe stehenblieben.
„Jenny?"
Ich öffnete die Augen. Nils stand über mir gebeugt. Ich setzte mich auf und lächelte ihn unsicher an.
„Ich habe gestern und heute mitgekriegt, dass Justin und du euch nicht so gut verträgt", meinte er.
Ich nickte.
„Ich wollte sagen, dass es mir Leid tut. Du bist ein echt tolles Mädchen, und deine Freundschaft sollte ich schätzen. Ich hätte mich nicht so dämlich verhalten sollen, ich habe total überreagiert. Eigentlich wollte ich mich schon viel früher entschuldigen, aber..."
„Nils", unterbrach ich, „ist schon gut. Freunde?" Ich war unheimlich froh darüber, dass er nicht mehr sauer war. Er war ein echt toller Typ.
Er nickte glücklich und half mir auf. Wir gingen gemeinsam herum und redeten darüber, was alles während unserem Streit passiert war. Ich erzählte ihm auch von Justin. Anstatt -wie ich es erwartete- Justin zu beschimpfen, versuchte er mich zu beruhigen und nahm mich in den Arm.
Danach meinte ich, ich müsste noch etwas erledigen, was nicht gelogen war, und ging in mein Zimmer. Ich hatte Glück, denn Chloe war nicht da, also konnte ich mir die Papiere in Ruhe ansehen. Ich zog sie aus der Nachtkästchenschublade hervor und nahm sie ganz vorsichtig aus der Folie.
Das erste, was ins Auge stach, war die schwarze Farbe. Der Text war eindeutig handgeschrieben. Die Schrift war ordentlich und gut lesbar, obwohl sie verschnörkelt war. Ich begann zu lesen:
Hey! Ich bin Mae, 15 Jahre alt. Dieses Jahr wollte ich meinen Sommer irgendwie besonders gestalten, weshalb ich mich in diesem Camp angemeldet habe. Das habe ich zumindest meinen Eltern erzählt. Wenn sie den wahren Grund kennen würden, würden sie mir nie erlauben, hierher zu kommen.
Ich musste übrigens bei der Anmeldung ein bisschen wegen meinem Alter lügen, damit alles klappte. Aber ich meine, aus 15 kann man doch sehr leicht 16 machen, das ist doch kein dramatischer Unterschied.
Bis jetzt war es ziemlich langweilig, wir wurden nur in verschiedene Zimmer eingeteilt und erfuhren von den Regeln und blabla.
Nach diesem Satz wurden einige Zeilen ausgelassen, und ich verstand dann beim Weiterlesen, dass Mae später an diesem Tag weitergeschrieben haben musste:
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Bad Boy-Bad Love?
Teen FictionWas macht man, wenn aus einem ganz normalen Leben plötzlich ein Chaos wird? Und wie wehrt man sich gegen gnadenlose Herzensbrecher? Ist es möglich, jemanden abgrundtief zu hassen und gleichzeitig unsterblich in diese Person verliebt zu sein? Und was...