Kapitel 9. Etwas Trost

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Fin:

Es war vollkommen still als ich durch die Nacht fuhr. Die Straßen wahren leer, beinahe so sehr wie ich mich im Moment fühlte. Der Unfall hatte mich abgelenkt, durch die Sorgen um den Hund war alles andere in den Hintergrund gerückt. Dabei fragte ich mich wieso ich ihn überhaupt mit genommen hatte. Noch nie hatte ich einen Hund gehabt und nun war es so als könnte ich ihn nicht mehr los lassen.

Es war verrückt und kaum in Worte zu fassen was ich schon jetzt empfand.

Vielleicht klammerte ich mich gerade nur an etwas was mir ein wenig halt gab. Nach dem was heute mit Mike war konnte ich das wirklich gebrauchen.

Dennoch es war nur ein Tier, das durfte ich nicht vergessen. Er konnte mir nicht helfen in dieser Situation aber allein seine Anwesenheit ließ mich ruhiger werden.

Kurz blickte ich in den Rückspiegel, er lag ausgebreitet auf meiner Rückbank. Die Augen hatte er geschlossen.

Er war ruhig, auch wenn er mein erster Hund war hatte ich das Gefühl das wir gut miteinander auskommen würden.

Die ruhe die er mir bis dahin geschenkt hatte verflog sobald ich in meiner Straße abbog.

Meine Scheinwerfer beleuchteten mein Haus, der kleine Wagen war aus meiner Einfahrt verschwunden und ich konnte nun dort parken.

Mein herz klopfte mir nervös in meiner Brust, ich fragte mich was ich tun würde wenn Mike noch da ist.

Keines Wegs konnte ich es jetzt ertragen ihn zu sehen. Gerade deswegen gingen mir alle möglichen Szenarien durch meinen Kopf.

Was tat ich überhaupt wenn er nicht gehen wollte?

Das wäre wohl das größte Problem.

Nun saß ich hier mitten in der Nacht in meinem Wagen und traute mich nicht in mein eigenes Haus. Als der Hund sich hinten bewegte und Anstalten machte auf zu stehen blieb mir nichts anderes übrig als aus zu steigen.

Immerhin wollte ich nicht die ganze Nacht hier draußen verbringen. Hinten öffnete ich in Türe und dieser sprang vorsichtig aus meinem Wagen. Dabei konnte ich deutlich sehen das ihm diese Bewegung schmerzen verursachte.

Ich sperrte ab und nun fiel mir zum ersten Mal auf das ich nicht einmal eine Leine hatte. Nichts hatte ich für ihn das musste ich morgen unbedingt gleich besorgen. Am besten noch bevor ich in den Laden fuhr.

Mit schnellen schritten lief ich die einfahrt hinunter und schloss das große Tor das eigentlich immer offen war. Bisher hatte ich auch keinen Grund gehabt es immer zu schließen wenn ich daheim war.

Nun jedoch schon.

Zu meiner Überraschung blieb er ganz ruhig stehen und blickte sich nur neugierig um, er machte nicht einmal Anstalten weg zu laufen.

Ob das wegen seiner Verletzung war?

,,Na los lass uns rein gehen." sprach ich ruhig zu ihm. Es fühlte sich einfach richtig an.

Es regnete zwar nicht mehr so arg wie vorher, dennoch wollte ich nicht länger im Regen stehen.

Brav folgte mir dieser zur Haustüre hinauf, er wich dabei nicht von meiner Seite.

Er nahm mir nun aber nicht mehr die Aufregung. Der Schlüssel zitterte in meiner Hand und ich hatte wirklich mühe ihn ins Schloss zu bekommen. Als sie dann endlich offen war, hörte ich nur das laute Klopfen meines Herzens als wir zusammen hinein traten.

Hinter mir fiel die Türe zu und ich zuckte schreckhaft zusammen, bevor ich etwas hektisch nachdem dem Lichtschalter suchte.

Das Licht erhellte den leeren Wohnbereich. Es sah alles noch genauso aus wie ich es zuletzt verlassen hatte.

Im Wohnzimmer lag wie immer alles herum. Aber immerhin war er nicht hier. Um mich ganz zu vergewissern durchsuchte ich mit schnellen schritten die weiteren Räume und erkannte das ich wirklich alleine war.

Was mich wirklich tief durch atmen ließ, meine Schultern entspannten sich und es war als konnte ich endlich zur ruhe kommen. Nach diesem Tag.

Dann erst zog ich meine Jacke und Schuhe aus. Derweil schlich der große Dobermann beinahe lautlos durch mein Haus und inspizierte alles.

Solange wie er beschäftigt damit war, räumte ich das Wohnzimmer auf, weil ich die Unordnung nicht ertragen konnte.

Vielleicht auch weil ich mich davor drücken wollte ins Schlafzimmer zu gehen. Eigentlich war ich so müde und erschöpft das ich mich kaum auf den Beinen halten konnte, dennoch hörte ich nicht auf bis alles aufgeräumt war.

Ich wusste selbst wie idiotisch es von mir war, sich davor zu drücken. Immerhin musste ich irgendwann ins Schlafzimmer.

Es brachte mir nichts.

Kurz suchte ich nach dem Hund, der es sich auf dem Teppich in Wohnzimmer bequem gemacht hatte. Als ich mit zögernden Schritten Richtung Türe lief.

Vorhin war ich nur kurz durch gerannt um zu sehen ob Mike noch hier war, deswegen war sie auch nur angelehnt.

Diese stieß ich nun auf und machte sofort das Licht an und in der nächsten Sekunde war es als würde ich gerade wieder von der Arbeit kommen. Wenn ich die Augen schloss hörte ich wieder diese Geräusche, wieder ihre Stimmen und sein genussvolles Stöhnen.

Als ich sie wieder öffnete war es als könnte ich sie für nur einen Moment wieder dort liegen sehen, in den zerwühlten Lacken.

Wie Mike über dem fremden Typen lag, so bereit und gut gelaunt wie ich ihn schon lange nicht mehr gesehen hatte.

Und nun?

Mike hatte sich nicht einmal die mühe gemacht das Bett zu richten, es war noch genauso verwühlt wie als sie....meine beine konnten mich nicht länger tragen und ich landete auf dem kalten Holzboden. Ich hatte nicht einmal bemerkt wie mir stumme Tränen über mein Gesicht liefen.

Dieser Augenblick hatte alles zerstört, die Liebe die ich ihm gegenüber empfand. Er hatte auf meinen Gefühlen herum getrampelt. Doch das hier ging zu weit.

Gedanken schossen mir durch den Kopf.

Hätte ich es verhindern können? Lag es an mir das er sich die Nähe bei einem andern suchte?

In der letzten Zeit hatte ich kaum Zeit mit ihm verbracht und wenn wir uns gesehen haben artete es immer gleich in einem Streit aus.

Wahrscheinlich hätte ich es ändern können wenn ich anders zu ihm gewesen wäre.

Wenn ich doch nur....etwas klackte über den Boden, als ich eine kalte Schnauze in meinem Gesicht spürte.

Seine Zunge die vorsichtig meine Tränen weg schleckte. Er spendete mir mehr Trost als ein Mensch es mit Worten getan hätte.

Ich legte meine Arme um seinen Hals und sein Kopf legte er gegen meinen. So verharrten wir bis meine Tränen versiegt waren.

,,Danke." flüsterte ich von Herzen.

Dieser hob seinen kopf und blickte mich aus seinen schwarzen Hundeaugen an. Mir stockte der Atem, dieser Blick als könnte er genau verstehen was ich zu ihm sagte.

Jetzt wurde ich wohl langsam wirklich irre.

Es war nur ein Hund redete ich mir selbst ein, natürlich verstand er mich nicht wirklich was ich sagte. Aber jedes mal wenn ich in diese Augen blickte überkam mich dieses Gefühl.

Und genau dieses ließ mich nicht mehr los.

,,Wir sollten so langsam mal ins Bett gehen, immerhin muss ich heute früh raus." der Dobermann stand auf und blickte mich abwartend an.

Das musste ich mir einbilden, anders konnte ich mir das nicht erklären.

Nach ein wenig schlaf würde die Welt schon wieder anders aussehen.

Da war ich mir sicher, ich hoffte es zumindest.

Ein Hund für FinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt