Um Punkt sieben Uhr sitze ich am nächsten Morgen in der Küche. Ich bin bereits frisch rasiert und trage einen blauen Anzug. Auch meinen Haaren habe ich eine extra Behandlung zukommen lassen.
Ich habe sie so lange mit dem Kopfkissen bearbeitet, bis sie in alle Richtungen abstanden und sogar Harry Potter neidisch geworden wäre. Ich hoffe, Mr. Brookman wird es genau so hassen, wie die Tatsache, dass ich nicht den geforderten schwarzen Anzug trage.
„Was sehen meine müden Augen?", fragt Rachel, als sie zu mir in die Küche tritt und ich es diesmal bin, der ihr den Kaffeebecher zuschiebt.
„Mr. Brookman will mich um acht Uhr im Büro sehen. Na ja, um so schneller habe ich es hinter mir." Rachel, die bereits ein taupefarbenes Etuikleid trägt, lässt sich elegant auf den Stuhl neben mir gleiten.
„Vielleicht solltest du nicht alles so schwarzsehen und deinem Boss nochmal eine Chance geben. Du bist doch sonst ganz umgänglich."
Sie will mir durch die strubbeligen Haare fahren, aber ich halte sie davon ab.
„Hey, lass das. Die müssen genau so bleiben. Der Kontrollfreak wird sich noch wünschen, mich niemals eingestellt zu haben."
Rachel verdreht die Augen, aber ich grinse sie nur über meinem Kaffee hinweg an. Obwohl ich fürchte, dass mir das Lachen schneller vergehen könnte, als mir lieb ist.
An diesem Tag verlasse ich vor Rachel das Haus. Bevor ich jedoch in die U-Bahn steige, bleibe ich noch bei Fred stehen und lausche den Geräuschen, die sein Saxophone verlassen. Musik kann ich es leider nicht nennen. Es ist schrecklich, aber er ist mit vollem Herzblut dabei und so bleibe ich jeden Morgen bei ihm stehen, versuche mit dem Fuß im Takt zu wippen und gebe ihm schließlich seinen Dollar. Eigentlich müsste er ihn mir als Schmerzensgeld zahlen.
Anschließend fahre ich drei Stationen mit der U-Bahn und schaue, als ich die Station verlasse, hoch zum 24. Stock des Gebäudes, in dem ich nun für die nächsten drei Monate arbeiten werde.
„Mr. Brookman erwartet sie schon", flötet die Empfangsdame und schon bin ich im Aufzug. „Chester, schön, dass du da bist", äffe ich Mr. Brookman auf der Fahrt nach oben nach.
Doch offensichtlich habe ich mich geirrt, denn als die Tür sich öffnet, trifft mich ein vernichtender Blick. „In mein Büro", sagt er mir mit einer Dominanz, die meine Brust zuschnürt und zeitgleich ein Kribbeln in meinem Bauch verursacht, welches ich so gut es geht versuche zu ignorieren.
Schnellen Schrittes eile ich hinter ihm her und renne fast in ihn hinein, als er mitten im Büro stehen bleibt. „Schließ' die Tür." Ich wage es, keine Widerworte zu geben und tue, wie mir geheißen. „Jetzt zieh dich aus!"
„B-bitte was?" Habe ich wirklich gestottert? Meine Hände fangen an zu schwitzen und mein Herz springt halb aus meiner Brust.
Mit einer schneller Bewegung hat er meine Krawatte gepackt und schon ist er dabei, den Knoten zu lösen. Er steht so nah vor mir, dass ich ihn riechen kann und seinen Atem in meinem Gesicht zu spüren glaube.
„Ich habe heute keine Termine und will nicht, dass du schicker rumläufst als ich." Er hat den Knoten gelöst, zieht die Krawatte von meinem Hals und drückt sie mir anschließend in die Hand. „Das Jackett auch", fordert er mich auf.
Schnell streife ich es von den Schultern und hänge es über meinen Arm, bevor er wieder Hand an mich legt. „Besser", stellt er nüchtern fest. Sein Blick wandert über meinen Körper und als er bei meinen Haaren ankommt, zieht sich sein linker Mundwinkel nach oben. „Umgekehrte Psychologie, schon mal was davon gehört?", fragt er mich und ich schüttele den Kopf.
„Ich wollte, dass du den blauen Anzug trägst, weil er deine Augen so leuchten lässt. Also habe ich das Gegenteil gefordert, weil ich wusste, dass du mir den Gefallen nicht tun wirst. Tja, und deine Haare sehen echt kacke aus. Ich hoffe, du schämst dich, weil du jetzt so rumläuft, als hätte ein Vogel darin genistet."
Ich bin auf seine Masche reingefallen und das ärgert mich. Außerdem hat er mich gerade beleidigt und das trifft mich mehr als es sollte. „Wie, Chester? Keine Widerworte? Ich bin enttäuscht."
Ich habe nur eine Antwort auf seine Worte und das ist meine Kündigung. „Das wollte ich Ihnen noch geben." Aufmerksam betrachte ich sein Gesicht, während seine Augen über das Dokument in seinen Händen huschen. „Du bleibst dabei?" „Wie könnte ich nicht?" „Bekomme ich denn keine zweite Chance?"„Sie sind manipulativ und beleidigend. Ich meine, das haben Sie gerade wieder bewiesen." „Gut, dann bleibt es dabei. In drei Monaten bist du wieder ein freier Mann... Hat bei deinem alten Arbeitgeber alles reibungslos funktioniert?"
Reibungslos würde ich das nicht nennen und ich mag auch gar nicht an die Szene in Mr. Bartons Büro denken. Mr. Brookman muss nichts von meiner Demütigen erfahren. „Ja... Ja, es hat alles super geklappt." Er sieht mich misstrauisch an. „Mr. Barton, dieser Wichser. Was hat er gesagt?" Das ist keine einfache Frage, die er mir da stellt. Es ist eine Aufforderung zu sprechen.
„Nichts, Mr. Brookman." Er überbrückt die Distanz zwischen uns und tippt auf meine Brust.
„Pass auf, Chester. Ich bin ein ehrlicher Mensch. Ja, manchmal tut die Wahrheit weh. Das tut mir leid, aber lerne damit klarzukommen. Ich bezahle dich nicht dafür, dass du mich anlügst oder mir Honig ums Maul schmierst. Diese Leute gibt es zur Genüge und ich hatte den Eindruck, dass du anders bist. Also Chester, du wirst bestimmt nicht den Fehler machen und mich enttäuschen, oder?" Ich schüttele nur bestimmt den Kopf. „Prima, es stünde dir auch nicht gut. Also, was hat er gesagt? Hat er gesagt, dass ich meinen Vater umgebracht habe?"Im ersten Moment, glaube ich, mich verhört zu haben. Warum sollte er seinen Vater umgebracht haben? „Nein, hat er nicht. Haben Sie?"
„Würdest du mir denn glauben, wenn ich sagen würde, dass es ein Unfall war?"
Ich schaue ihn an, versuche die ganzen Informationen zu verarbeiten, aber ich komme nicht dazu, zu antworten.„Sag nichts. Ich will nicht wissen, ob du mir glaubst. Und jetzt raus... hol mir einen Kaffee."
„Mr. Brookman-"
„Raus, habe ich gesagt!"
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Date the boss - don't fall in love
RomanceChester hofft den Mann fürs Leben über ein Blind Date zu finden. Leider entpuppt sich der Typ, mit dem er sich verabredet hat, als Soziophat. Das Date droht in einem Desaster zu endet, als plötzlich ein gut aussehender Fremder ihn aus der unangeneh...