40. Das Versprechen

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Am Montagmorgen trennen sich Rachel und meine Wege an der U-Bahn-Station. Am liebsten würde ich sie bitten, mich zur Arbeit zu begleiten.

Ich wünschte, Adrian würde immer noch meine Bewegungsdaten überwachen, weil ich mich dann sicherer fühlen würde. Aber natürlich ist das Quatsch. Ich habe ein neues Handy, auf das er keinen Zugriff hat und das ist auch gut so. Wie zu erwarten, komme ich unversehrt im Büro an.

Adrian erwartet mich bereits hinter der Aufzugtür. Doch sein Blick ist nun ein anderer. Keine Wut, kein Verlangen lese ich draus. Nur Unverständnis und Unsicherheit. Sein Anblick macht mit mir allerdings sehr viel. Es tut einfach verdammt weh. Ich möchte ihm am liebsten so nah sein, wie vor einer Woche, bevor all diese Dinge zwischen uns gestanden haben.

„Adrian", begrüße ich ihn. „Chester, was tust du hier? Hat Rachel-" Ich unterbreche ihn und gehe an ihm vorbei in mein Büro. „Das hat sie und dennoch entscheide ich, wann ich gehe und nicht du." „Ich wollte dich nicht bevormunden." „Ach nein?", entfährt es mir.

Doch ich kann ihn nicht anschauen. Ich kann nicht in die Augen blicken, die mich von der ersten Minute in ihren Bann gezogen haben. „Sag mir einfach, was ich tun soll. Bis zum Ende meiner Kündigungsfrist stehe ich dir zur Verfügung." Ich versuche meine Worte kalt klingen zu lassen und doch kann ich das Zittern schwer verbergen.

Adrian kommt meinem Wunsch nach. Er überschüttet mich nicht mit Arbeit, aber ich bin die vollen acht Stunden gut beschäftigt. Allerdings achtet er sehr darauf, dass wir uns nicht in die Quere kommen. Das heißt, ich bekomme ihn gar nicht mehr zu Gesicht. Entweder ist er in einem Meeting, bei einem Termin oder macht Homeoffice. An anderen Tagen schickt er mich in andere Etagen, um die Kollegen dort zu unterstützen. Es ist zum Verrücktwerden.

Nicht mal bei Rachel kann ich mich ausheulen, weil ich ihr nicht traue. Ich wusste, dass sich alles ändern wird und das tut es. Ich hasse meinen Job mehr als zuvor und ich spüre, dass mir Rachel entgleitet. Sei es, weil sie bei ihrem Freund ist, oder bei ihrem Bruder. Vielleicht ist es auch nur meiner Sturheit geschuldet, oder der Tatsache, dass ich den Teufel gerne an die Wand male.

Nach zwei Wochen ist mein Nervenkostüm so dünn, dass ich es nicht mehr aushalte. Ich habe Adrian vor weniger als fünf Minuten in sein Büro gehen sehen. Daraufhin kam eine E-Mail mit den Aufgaben für den heutigen Tag, obwohl er mir dies ebensogut persönlich hätte mitteilen können.

Ich stürme geradewegs in sein Büro. Ich schließe nicht mal die Tür hinter mir, so in Rage bin ich. „Was soll das?", fahre ich ihn an. „Was soll was?" Sein Gesichtsausdruck ist ganz neutral. Kein Lächeln. Kein Funkeln in den Augen. Keine Provokation. „Hör auf mich in Watte zu packen. Geh mir nicht ständig aus dem Weg."

„Tut mir leid. Ich tue das nicht für dich. Nur für mich." Ich bin einfach nur überrumpelt von seinen Worten. Das Häufchen Elend hinter dem Schreibtisch ist nicht der Mann, der mich hier so oft fast um den Verstand gebracht hat. Mich aus der Haut hat fahren lassen. Der meine Haut zum Prickeln gebracht hat. „Verdammte Scheiße, lass es einfach!", schreie ich ihn an, wohlwissend, dass die ganze Etage es hören kann.

Keine Ahnung, was mich dazu getrieben hat. Jetzt treibt es mich nur heraus aus seinem Büro und ich knalle die Tür hinter mir laut zu. Jede Faser meines Körpers ist angespannt, als ich auf dem Gang stehe und warte. Langsam zähle ich im Kopf bis zehn. Gleich wird er rausstürmen und mich anschreien.

Aber nichts. Kein Türöffnen. Kein Anschreien. Er schließt mich aus, aus seinem Leben. Das mit uns ist vorbei. Heulend schnappe ich mir meine Sachen und flüchte nach Hause. Könnte es doch nur wieder so einfach zwischen uns sein. Ich will doch nur seine Sticheleien zurück. Dass er mich zur Weißglut bringt und mein Blut zum Kochen.

Doch selbst meinen frühzeitig beendeten Arbeitstag lässt er unkommentiert. Er macht weiter wie zuvor, bis eine Woche später mein Telefon klingelt. „Chester, kommst du bitte mal rüber." Wenige Momente später stehe ich in seinem Büro und er schiebt mir ein Dokument über den Tisch. „Der Antrag für die Annullierung der Ehe", erklärt er mir. Seine Unterschrift befindet sich bereits darunter. Ich nehme den Stift und unterschreibe, aber er hinterlässt keine Farbe auf dem Papier.

Dann reicht mir Adrian den Stiftehalter und steht auf. Ich höre ihn in meinem Rücken, während meine Hand die Unterschrift auf den Antrag setzt. „Ich liebe dich."

Wie weh kann dieses Geständnis tun? 

„Du kannst wirklich nicht gut mit Menschen. Was ein beschissenes Timing." Ich atme schwer aus. „Warum damals die Frage, wer ich bin?" Er sieht mich einen Moment irritiert an. Aus den Augen, die ihre Leidenschaft verloren haben. „Weil es immer nur wichtig war, ob du der Mann bist, der so einen verkorksten Typen wie mich lieben kann."

„Ist denn da noch ein wenig des verkorksten Typen in dir? Vielleicht war nicht alles an ihm schlecht", frage ich, nachdem ich auf ihn zugegangen bin und meinen Finger in seine Brust gebohrt habe. „Ich fürchte schon", flüstert er. „Ist der verkorkste Typ bereit die Kontrolle abzugeben?" Er nickt und ich ergreife diese Chance.

„Mary?", schreie ich Richtung Tür, in der sie kurze Zeit später erscheint. „Du nimmst den restlichen Tag frei." Sie schaut mich an, bevor ihr Blick zu Adrian wandert. „Sie haben Chester gehört." „Danke, Mr. Brookman."

Kaum, dass sie die Tür geschlossen habe, wende ich mich Adrian zu. Lasse meine Hände an seine Flanken wandern und ziehe ihn zu mir heran. „Und jetzt zu dir." Stürmische presse ich meine Lippen auf seine. Dränge meine Zunge in seinen Mund. Lasse die Leidenschaft in seinen Blick wieder auflodern. Von dieser getragen, schälen wir uns aus den Klamotten. Ich will kein Stück Stoff mehr zwischen uns. Keine Geheimnisse.

Seine Küsse werden stürmischer. Rauben mir den Atem und den Verstand. Er will mich auf den Schreibtisch drücken, aber ich halte ihn ab. „Lass los", hauche ich. Er versteht sofort, was ich meine und lässt sich auf die Couch bugsieren. Er gibt sich mir vollkommen hin. Überlässt mir die Kontrolle, während ich mich auf ihm bewege...

Ich wische ihm eine feuchte Haarsträhne aus der Stirn und hauche einen zarten Kuss auf seine Lippen. „Wird das nun ein Ritual?", fragt er. Ich springe auf und trete hinter seinen Schreibtisch, wo ich mich auf seinen Schreibtischstuhl fallen lasse. „Das Streiten und Ficken? ...hätte nichts dagegen", sage ich grinsend.

„Hast du dich jetzt echt mit dem nackten Arsch auf meinen Stuhl gesetzt?" Ich liebe den Ton, den seine Stimme angenommen hat. Das riecht nach Ärger, Nervenkitzel und Eskalation. „Was dagegen?", frage ich provozierend. Aber anstatt zu antworten, wirft er mir meine Boxershorts zu. Er selbst steht inzwischen vor mir in Hose und offenen Hemd.

„Wo sind die Zigarren?", frage ich. „Zigarren?" „Ich will meinen Triumph feiern." „Du guckst zu viele Filme." Doch dann kommt er um den Tisch herum und öffnet die unterste Schublade, aus der ich mir eine Zigarre nehme. Ich lehne mich im Sessel zurück und nehme einen tiefen Zug. „Du genießt das richtig, oder?", fragt er mich grinsend.

Oh ja, ich genieße das. Und noch mehr seinen Gesichtsausdruck, als ich nach dem Anullierungsantrag greife und diesen mit der Zigarre entzünde.

„Was tust du? Ohne den Antrag, bleiben wir verheiratet."

„Exakt"
„Aber warum?"
„Als Motivation für dich, dass du weiterhin der Arsch bleibst, in den ich mich verliebt habe, nur ohne die absolute Kontrolle."
„Das werde ich."

„Das rate ich dir auch, sonst wird dir die Scheidung richtig weh tun."

„Ist das eine Drohung, Chester?", funkelt er mich an.

„Nein, Mr. Brookman. Das ist ein Versprechen."

Date the boss - don't fall in loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt