„Dieses verdammte Mistteil. Ich habe sowieso keinen Bock auf dieses verdammte Treffen...", flucht der Schwarzhaarige, während er in unserem Schlafzimmer steht und seit geschlagenen zehn Minuten versucht seine Krawatte zu binden. Etwas, das er sonst im Schlaf macht. Noch hat er mich nicht bemerkt, denn ich habe mich zur Wohnungstür hineingeschlichen. Er erwartet mich auch erst in einer Stunde zurück. Wir führen inzwischen so etwas wie eine Fern-Ehe, wenn man so will. Aber vielleicht springe ich erstmal an den Punkt unserer Versöhnung zurück und überlasse Adrian noch ein wenig sich selbst und seinem Kampf mit der Krawatte.
Nach unserer, auch für mich sehr überraschenden, Versöhnung, hatte ich noch einen ausgiebigen Spaziergang gemacht. Es galt meine Gedanken zu ordnen, bevor ich Rachel unter die Augen treten wollte. Ich war jetzt offiziell ein verheirateter Mann. Von einem auf den anderen Tag. Aber wir wohnten nicht mal zusammen und ich würde Rachel bestimmt nicht einfach alleine in der Wohnung sitzen lassen. Aber was wäre, wenn Adrian wollte, dass ich jede Nacht meinen eheliche Pflichten nachkommen solle. Ich meine, wie könnte ich da Nein sagen.
Dieser Spaziergang ließ mich auf alle Fälle verwirrter zurück, als ich ihn angetreten hatte und so kehrte ich schließlich nach Hause zurück, um mich Rachel zu stellen.
„Na endlich", hörte ich sie schon rufen, als ich gerade zur Tür hereinkam. Freudestrahlend bog sie um die Ecke. „Adrian", stöhnte ich. „Ich freue mich ja so für euch", quietschte sie, während sie mich feste drückte. „War so klar, dass du schon Bescheid weiß."
Sie lächelte mich entschuldigend an und reichte mir dann ein Sektglas. „Auf meinen Bruder und meinen besten Freund. Bitte vermasselt es nicht." „Wir werden uns die beste Mühe geben." Ich ließ mich auf die Couch in meinen Rücken plumpsen. „Ähm, was tust du da?", fragte sie, verschwand dann selber im Flur und kam mit ihrer Jacke und Tasche in der Hand wieder. „Gehst du noch weg?" „Ja, ich schlafe bei Samuel und ich denke, dass du noch ein Date mit deinem Mann hast." „Rachel, du musst das nicht extra-" „Chester Francis... Ähm wie heißt du jetzt eigentlich?... egal. Du und Adrian standet euch lange genug selbst im Weg, da werde ich es bestimmt nicht. Über uns und unsere Wohnsituationen können wir immer noch reden. Und jetzt raus hier."
Als ich eine Stunde später die Pforte, von dem Apartmentgebäude, in dem Adrian wohnt, passierte, war mir nicht bewusst, dass ich keine einzige Nacht mehr in meiner Wohnung schlafen würde. „Guten Abend, ich möchte gerne zu Adrian Brookman", teilte ich dem Portier hinter seinem Empfangstresen mit. „Wen darf ich ankündigen?" „Ich bin Chester. Mr. Brookmans Ehemann." Er warf mir einen prüfenden Blick über die Halbmondgläser seiner Brille hinweg zu. Griff dann aber doch nach dem Hörer seines Telefons und wählte eine Nummer. „Verzeihen Sie die Störung, Mr. Brookman. Hier ist ein Herr, der behauptet, ihr Ehemann zu sein... Oh, entschuldigen Sie, Sir... natürlich."
Nachdem sich der Portier mehrfach entschuldigt hatte, ließ er mich schließlich in den fünften Stock fahren, wo mich ein ganz besonderer Anblick erwartete. Adrian stand in einer schwarzen Jogginghose und Muskelshirt, aber mit nackten Füßen lässig im Türrahmen und grinste mich an. „Kann ich nicht mal in Ruhe meinen Feierabend genießen?", neckte er mich. Doch ich stoppte seine Sticheleien, in dem ich meine Lippen auf seinen platzierte. Adrians wunderbarer Duft, nur nach ihm selbst, stieg mir in die Nase. Ich löste mich aus dem Kuss und wollte an ihm vorbei in die Wohnung gehen, doch er hielt mich am Unterarm fest. „Moment, muss ich dich nicht über die Schwelle heben?", fragte er mit funkelnden Augen. „Sei bitte nicht albern." Doch er ignorierte meinen Einwand und hob mich einfach hoch und so stolperte er mehr oder weniger mit mir zusammen in die Wohnung. „Das war ganz schön holprig. Du bist schwerer als gedacht." Ich gab ihm einen liebevollen Schlag in die Magengegend. „Holprig passt doch zu uns", sagte ich, bevor ich ihn erneut in einen Kuss verstrickte.
Ich streifte meine Jacke von den Schultern und warf meine Tasche in eine Ecke. „Wo hättest du mich gerne?" Mein Spruch verfehlte nicht seine Wirkung. Das Feuer in seinen Augen drohte mich zu verschlingen. „Du weißt doch genau, wo dein Platz ist, Chester... Aber jetzt kommst du erstmal mit in die Küche. Du hast mich beim Essen zubereiten unterbrochen." Auffordernd streckte er mir eine Hand entgegen, die ich nur zu gerne nahm. „War der Tag denn heute nicht entspannend?" „Doch, deshalb gibt es auch nur eine Tiefkühlpizza... Die ich jedoch gerne mit dir teile."
Während Adrian die Pizza aus dem Backofen holte, nahm ich an der Küchentheke Platz. Er teilte meine Hälfte der Pizza in Dreiecke und aß seinen Teil mit Messer und Gabel. Stumm, aber glücklich lächelnd machten wir uns schließlich über die italienische Spezialität her. „Was ist?", fragte ich nach einer Weile, weil Adrian so strahlte und ich glaubte Tränen in seinen Augen funkeln zu sehen. Er schüttelte verlegen den Kopf.
„Ich weiß nicht, wann zuletzt jemand mit mir gegessen hat, der keinen Hintergedanken dabei hatte." Langsam ließ ich meine Hand über seinen Oberschenkel Richtung Körpermitte fahren. „Mr. Brookman, ich habe Hintergedanken hierbei", hauchte ich gegen seinen Mund, doch ehe er meine Lippen mit seinen in Beschlag nehmen konnte, wich ich zurück und schnappte mir sein letztes Stück Pizza. Dieses verlor ich leider halb beim Weg in meinem Mund. „Es ist verrückt. Ich weiß quasi gar nichts über dich. Und was ich weiß, habe ich..." „...illegal in Erfahrung gebracht", beendete ich seinen Satz. „Aber ich weiß, dass du ein miserabler Autofahrer bist und dass du furchtbare Tischmanieren hast." „Hey", protestiere ich mit halb vollem Mund. „Nun ja, wenigstens kaust du nicht so laut wie Rachel." „Schrecklich, oder?", pflichtete ich ihm bei. „Vielleicht bekomme ich den Kniggekurs im Doppelpack ja billiger."
Ich verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust, aber Adrian sprang lachend auf. „Komm, wir bringen deine Sachen ins Schlafzimmer... oder ins Gästezimmer... also..." Er fuhr sich verlegen mit der Hand über den Hinterkopf. „Ich würde gerne im Schlafzimmer neben dir schlafen, oder ist dir das nicht recht?" Kopfschüttelnd entfernte er sich Richtung Diele, sammelte dort meine Sache auf und verschwand im Schlafzimmer, wohin ich ihm folgte. „Natürlich schläfst du hier. Rechte oder linke Seite?" „Linke Seite, und du?" Er setzte sich auf die Bettkante und zog mich zwischen seine Beine. „Nun ja, ich schlafe gewöhnlich in der Mitte... Chester, ich weiß nicht, ob ich das kann."
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Date the boss - don't fall in love
RomanceChester hofft den Mann fürs Leben über ein Blind Date zu finden. Leider entpuppt sich der Typ, mit dem er sich verabredet hat, als Soziophat. Das Date droht in einem Desaster zu endet, als plötzlich ein gut aussehender Fremder ihn aus der unangeneh...