24. Der Morgen danach

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Schmerz! Mein Kopf ist ein einziges schmerzendes Etwas, als ich langsam versuche die Augen zu öffnen. Doch das grelle Licht brennt viel zu stark in meinen Augen. Ich vergrabe mein Gesicht wieder in meinem Kopfkissen.

Ein Fehler, denn urplötzlich dreht mein Magen sich einmal um sich selbst und ich spüre, wie sich die ätzende Magensäure ihren Weg meine Speiseröhre hinauf bahnt.

Ich reiße abrupt die Augen auf. Ich bin nicht in meinen Schlafzimmer? Ich kenne dieses Zimmer nicht. Doch mir bleibt keine Zeit darüber nachzudenken.

Meine Augen finden einen Eimer, der unweit des Bettes, auf dem Boden steht. Schnell hechte ich dorthin und dann folgt der unschöne Teil, in Form von einem rückwärts gefrühstücktem was auch immer.

Während ich noch halbnackt über dem Eimer gebeugt auf dem dunklen Fußboden kauere, geht plötzlich die Tür auf. Mein Blick fällt zuerst auf die nackten Füßen und wandert dann über die schwarze Jogginghose, über das weiße Muskelshirt bis zu seinem Gesicht.

Ich möchte sterben.

„Wie geht es dir, Chester?", fragt Mr. Brookman. „Wie sieht es denn aus?", spreche ich halb zu ihm, halb in dem Eimer.

„Nicht viel besser als gestern", stellt er nüchtern fest, geht an mir vorbei und reißt die Vorhänge auf. „Warum bin ich hier?" Ich schiebe den Eimer von mir weg und begebe mich auf allen Vieren wieder zum Bett.

Wo, verdammt nochmal, sind meine Anziehsachen? „Ich habe dich mitgenommen."

„Sie haben mich abgeschleppt." Er lacht so laut, dass es in meinem Kopf dröhnt.

„Ja genau, Chester. Ich habe dich aus Mitleid mitgenommen und du hast mir ziemlich die Tour vermasselt. Der Typ hatte wirklich geile Sachen mit seinem Mund drauf. Weißt du, ich mag es, wenn sie ihn so richtig tief... Alles gut?", hakt er nach, denn ich unterdrücke stetig den Würgereiz. „Eimer", presse ich hervor und er hält ihn mir in letzter Minute unter die Nase.

„Na ja, mit dir war nicht viel anzufangen, bis auf ein kurzes Aufbäumen." Ich stelle den Eimer wieder auf den Boden und schaue den Schwarzhaarigen beschämt an. „Das heißt?"

„Das heißt, dass ich dich, nachdem du ohnmächtig geworden bist, mit nach Hause genommen habe. Kaum hier angekommen hast du dich dann angebiedert." „Nein, niemals!"

„Kannst du dich an gar nichts erinnern?" Ich strenge mich wirklich an, aber mein Schädel tut einfach furchtbar weh. Die Bilder in meinem Kopf sind alle verschwommen und ein wirres Durcheinander. Ich schüttelte den Kopf. Ein Fehler.

„Wenn es nach dir gegangen wäre, hätten wir gestern eine Nummer geschoben."

„Nein, so betrunken könnte ich gar nicht sein."

„Ich wusste, dass du das sagst und für den Fall, dass du mir vorwerfen würdest, ich hätte dich zu irgendwas genötigt, habe ich das Zimmer überwacht."

„Natürlich haben Sie das." Ich schließe die Augen, um wenigsten diese zu entspannen. Es fühlt sich an, als wären alle Adern darin geplatzt. „Rück mal ein bisschen." Schon schiebt er mich ein Stück an die Seite und nimmt neben mir auf dem Bett Platz. Er stößt mich an.

„Hier, schaut dir das an", sagt er. Ich öffne langsam die Augen und schaue auf das Handydisplay, welches er mir vor die Nase hält.

Erst glaube ich, dass es nur Bildaufnahmen sind und ich suche kurz das Zimmer nach der Kamera ab, mit der das Video aufgenommen wurde. Sie steht auf der gegenüberliegenden Seite auf der Ecke eines Schrankes.

Die Aufnahme zeigt erst Mr. Brookman, wie er sich – wohl nach dem Einschalten – von der Kamera entfernt, dann zur Tür geht und mit mir zusammen wieder den Raum betritt. Dann plötzlich setzt der Ton ein. Nachdem ich mich aus seinem Griff befreit habe, fange ich an zu lallen: „Jetzt habben Sie mich da, wo Sie misch haben wolln. S-sind sie bereit?"

Daraufhin fange ich an mich auszuziehen. Erst streife ich mir das T-Shirt umständlich über den Kopf. Anschließend fahre ich mit meinen Händen über meinen Oberkörper. „Gefällt dir, was du siehst? Komm her und fick mich."

Es ist so peinlich. „Bitte lass das, Chester", interveniert Mr. Brookman, aber schon fällt meine Hose. Ich greife mir vulgär in den Schritt und mache irgendetwas Komisches mit meinem Gesicht, was anscheinend sexy wirken sollte. Ist es nicht. Ich möchte im Erdboden versinken.

„Bitte machen Sie das aus." „Nein, warte, Chester. Jetzt kommt der beste Teil."

Widerwillig sehe ich mir das Spektakel auf dem Handy weiter an. Wie Mr. Brookman mein T-Shirt vom Boden aufhebt, es mir reicht und ich es ihm regelrecht aus den Händen reiße, bevor ich hineinkotze.

„Ich schicke dir das komplette Video der Nacht auf dein Diensthandy, damit du weißt, dass ich dich nicht angerührt habe. Ich hole dir was Frisches zum Anziehen."

Er steht vom Bett auf und ich weiß, dass ein Danke und eine Entschuldig angemessen wäre, aber jedes Wort in diese Richtung bleibt unausgesprochen. „Warum haben Sie eine Kamera im Schlafzimmer?"

„Oh, das ist nicht mein Schlafzimmer. Ich würde Übernachtungsbesuch niemals in mein Schlafzimmer lassen", sagt er und ein gehässiges Lächeln schleicht sich auf seine Lippen.

„Mein bester Freund und sein Sohn haben hier vor geraumer Zeit genächtigt. Deshalb die Kamera." Er zeigt in die Ecke des Zimmers auf das Babybett.

„Ich dachte, Sie haben keine Freunde." Er schüttelt den Kopf, während er Richtung Zimmertür geht.

„Das ist dein Problem. Wieder etwas, was du dir in deinem Kopf zusammengereimt hast. Ich habe das nie gesagt. Ich dachte, dass du ein wenig mehr Weitblick hättest, aber ich habe mich wohl getäuscht."

Mit diesen Worten lässt er mich alleine zurück und kommt einige Augenblicke später mit frischer Wäsche in der Hand wieder. „Was meinen Sie mit Weitblick?", frage ich und halte mir den Kopf. Eigentlich strengt mich dieses Gespräch zu sehr an, aber ich kann es auch nicht auf sich beruhen lassen.

„Die Leute haben mein Leben lang Geschichten zu meiner Person gesponnen. Die meisten davon entsprechen nicht der Wahrheit. Du machst das auch. Du legst mir Sachen in den Mund, die ich nie gesagt habe und vermutest Dinge, die nicht wahr sind. Weil du dir ein Bild von mir gemacht hast und da passt es ja so schön, dass dein Arschloch-Boss keine Freunde hat. Und das gerade von dir."

Traurig ruht sein Blick auf dem Stapel Wäsche in seiner Hand. „Warum ich? Warum erwarten Sie so etwas nicht von mir?"

Meine Frage bleibt im Raum stehen, als das Schellen der Klingel durch die Diele hallt. „Hier, das kannst du anziehen", sagt der Schwarzhaarige als er mir die Kleidung reicht.
„Du wirst abgeholt."

Date the boss - don't fall in loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt