32. ...bleibt in Vegas?

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Langsam öffne ich die Augen. Was, verdammt nochmal, ist das? Jede beschissene Faser meines Körpers schmerzt. Allen voran mein Hintern. Ich erinnere mich an meinen Sturz gestern im Putzraum. Doch was ist danach passiert?

Die Hochzeitskapelle! Ich reiße meine Hände unter der Bettdecke hervor. Kein Ring. Gott sei Dank. Das Bett neben mir – leer. Aber wie bin ich hierhin gekommen?

Bilder von Mr. Brookman und mir im Casino schieben sich in meinem Kopf. Wie ich alles auf eine Zahl setze... und verliere. Das Nächste, an das ich mich erinnere, ist, dass ich irgendein blaues Gesöff getrunken habe, während Mr. Brookmans Kopf schon auf dem Tresen ruhte.

Die nächsten Bilder kommen so schnell und sind so schrecklich, dass ich sie am liebsten ungesehen machen will. Lippen, die sich über meine Haut küssen, Hände, die meine Hose von der Hüfte streifen...

Ich hebe die Bettdecke an. Fuck, ich bin nackt.

„Guten Morgen", kommt es aus Richtung Tür. Unweigerlich ziehe ich die Bettdecke fester um mich. „Was ist passiert? Ha-Haben Sie in meinem Bett geschlafen?"

Er schüttelt grinsend den Kopf. „Nein, habe ich nicht. Das Problem ist, dass das Bett, in dem du dich befindest, mein Bett ist."

Mir fällt alles aus dem Gesicht. „Also haben wir...?" Ein riesiger Kloß bildet sich in meinem Hals. „Ich denke, wir haben größere Probleme, als die Frage, ob ich dich gefickt habe."

Beim Blick auf das Dokument, welches er mir unter die Nase hält, füllen sich meine Augen mit Tränen und mir entfährt ein riesengroßer Schluchzer. „Wir sind verheiratet?"

„Chester, das kann man wieder rückgängig machen." Heiße Tränen rinnen mir über das Gesicht. „Sie verstehen das nicht. Das hier wird immer meine erste Ehe sein. Ich hatte das doch alles anders geplant..."

Ich vergrabe mein Gesicht in den Handflächen und lasse zu, dass mich meine Enttäuschung kurz übermannt. „Komm, Chester, wir gehen zur Kapelle, lassen dort die Dokumente vernichten und reden nie wieder darüber."

Schwer ausatmend steige ich mit der Decke um die Hüften aus dem Bett und trete auf eine leere Kondomverpackung. Der Boden ist voll davon. „Was ist hier passiert?", frage ich. „Waren wir nicht alleine?"

Auch in dem Kopf meines Bosses scheint es zu arbeiten. „Doch, bestimmt, das ist gewöhnlich nicht meine Art."

„Was war gestern schon gewöhnlich?", keife ich ihn an. „Das waren deine verdammten Pralinen!", giftet er zurück.

Während ich mich anziehe, liest Mr. Brookman alle Verpackungen und die dazugehörigen Kondome auf. Sie sind alle unbenutzt. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.

Bei jedem Schritt zieht ein stechender Schmerz durch meinen Körper. Mr. Brookman scheint es nicht viel besser zu gehen.

Unser Weg führt uns zu der kleinen Kapelle vor unserem Hotel, nicht wissend, ob es die richtige ist. „Adrian! Chester!", werden wir beim Betreten begrüßt. „Sie kennen uns?", fragen wir gleichzeitig.

„Natürlich, ich hatte selten so ein süßes Paar, dass die Finger nicht voneinander lassen konnte." Mir treibt es bei ihren Worten die Schamesröte ins Gesicht.

„Wir hätten gerne die Unterlagen. Wir möchten die Ehe rückgängig machen." Die Mitarbeiterin der Kapelle scheint wirklich irritiert, regelrecht entsetzt und vergewissert sich nochmal bei Mr. Brookman.

„Tut mir leid. Die Unterlagen sind schon verschickt. Wenn diese in eurem Wohnort angekommen sind, könnt ihr dort einen Antrag auf Annullierung stellen."

Ich versuche mich zusammenzureißen, um nicht wieder zu heulen. Sie merkt jedoch, dass ich gar nicht glücklich bin und glaubt dies mit den Fotos von letzter Nacht besser machen zu können. Doch der Anblick, wie ich Mr. Brookman halb fresse, so tief wie ich meine Zunge in seinem Hals habe, lässt meine Stimmung auf den Gefrierpunkt sinken.

Schweigend kehren wir zurück ins Hotelzimmer. Schweigend packen wir unser Sachen, denn den Termin mit dem Kunden haben wir verschlafen. Schweigend sehe ich dabei zu, wie Mr. Brookman alle unsere schrecklichen Hochzeitsfotos in seinen Koffer packt.

Auch auf dem Rückflug sage ich kein Wort. Ich nehme Abschied von der Vorstellung, wie ich den Mann, den ich über alles liebe, auf den Malediven das Ja-Wort gebe. Meine erste und einzige Ehe. Das ist jetzt vorbei.

Immer wieder sucht Mr. Brookman das Gespräch, aber ich blocke ihn ab, bis er schließlich aufgibt und eine Verabschiedung am Flughafen ausbleibt.

„Wie war der Trip?", fragt Rachel, nachdem die Wohnungstür hinter mir krachend ins Schloss gefallen ist. „Trip trifft es ziemlich gut", schluchze ich und werfe mich in ihre Arme. „Ich bin jetzt ein verheirateter Mann."

Ich weiß, dass sie das Drama, was ich veranstalte, nicht verstehen kann und doch ist sie für mich da. Auch wenn ich diese Ehe nicht wollte, frage ich mich trotzdem, wie es meinem Ehemann am anderen Ende der Stadt geht. Schließlich habe ich ihn nicht einmal gefragt, was er von der Sache hält.

Ich kann ihm nicht die Schuld daran geben und doch wünsche ich in diesem Moment, ihm niemals begegnet zu sein.

Date the boss - don't fall in loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt