Kapitel 4

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Er hatte mich verfolgt. Natürlich hatte er mich verfolgt...

Und nun glaubte er, dass ich nichts davon wüsste. Aber ich hatte ihn gespürt seitdem ich den Club verlassen hatte. 

Ich baute Scheiße. Ich hatte alles vermasselt und deswegen war es mir auch egal, ob er mir hinterherspionieren würde. 

Es war egal... Auch wenn er gesehen hatte, dass ich zwei erwachsene Männer umbrachte und nicht ganz das kleine, brave Mäuschen war, welches ich spielte. 

Es war egal...

Zum ersten Mal in meinem Leben war es recht hilfreich keine Identität und keinen Namen zu haben. So gab es auch keine Informationen, die er über mich herausfinden konnte. 

Und er konnte ebenfalls nicht herausfinden zu wem ich gehörte. Meine Spuren waren zwar nachverfolgbar. Aber nur so weit wie ich es zuließ. 

Sascha kannte jetzt vielleicht meinen wahren Charakter und er kannte auch meine Adresse. Aber er wusste nicht, dass die Adresse nur zu meiner Alibiwohnung gehörte. 

Ich war ein Profi. Ich hinterließ nie irgendwelche Spuren...

Fast hatte ich in dieser Nacht geglaubt, dass er mir einen Besuch abstatten würde. Dass er mich vielleicht zur Rede stellen würde. 

Nicht nur wegen der Sache in der Gasse, sondern auch wegen meinem Missgeschick im Club. Aber Sascha tauchte nicht auf. 

Vielleicht ahnte er aber auch, dass ich die ganze restliche Nacht mit einem geladenen Gewehr im Wohnzimmer saß und auf die Tür zielte. 

Wenn er wirklich gekommen wäre, hätte er mir meine Mission einfacher gemacht, als ich annahm. Aber leider kam er nicht...

Er war vielleicht noch nicht lange Bratwaboss, aber er war auch nicht dumm. Und irgendwie respektierte ich das an ihm. 

Meine vorherigen Opfer waren alle nicht wirklich schlau. Es war so einfach wie Zähne putzen, diese Männer umzubringen. 

Doch bei Sascha hatte ich schon vorher das Gefühl gehabt, dass es nicht leicht werden würde. Und dass ich nicht mehr im Club arbeitete, machte es mir umso schwerer, ans Ziel zu kommen. 

Jedenfalls glaubte ich, dass ich nicht mehr im Club arbeitete. Schließlich hatte ich gestern, bevor ich ging, eine heftige Auseinandersetzung mit Cherry. Sie hatte natürlich mitbekommen, dass ich Ärger machte. 

Schon allein das, hatte sie fuchsteufelswild gemacht. Aber als ich nicht einmal etwas zu meiner Verteidigung sagte und einfach ging, brüllte sie mir die übelsten Schimpfwörter hinterher, die ich jemals gehört hatte. 

Umso überraschter war ich, als ich heute Morgen eine SMS von ihr bekam, dass ich pünktlich um acht Uhr zu meiner nächsten Schicht erscheinen sollte. 

Was hast du vor, Sascha Makrow?

Denn ich war mir ziemlich sicher, dass jeder andere einfach rausgeflogen wäre oder schlimmer noch, mit einer Kugel in der Brust geendet hätte. 

Irgendetwas hatte ihn dazu bewogen, mich nicht gehen zu lassen. Und meiner Meinung nach war das perfekt, aber es machte mich auch misstrauisch. 

Er hatte gesehen wie ich Menschen, ohne mit der Wimper zu zucken, umbrachte. Er hatte selbst gesehen, dass ich die Rolle des kleinen schüchternen Mädchens nur vorgespielt hatte.

Eigentlich müsste er zu seiner eigenen Sicherheit mich auf Abstand halten. Stattdessen ließ er mich noch näher an sich heran. 

Mein Kopf schmerzte schon, weil ich mir keinen Reim darauf machen konnte. Und er schmerzte noch mehr, als ich an den heutigen Abend dachte. 

Always Her (Mafia)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt