Kapitel 29

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Sascha

Ich zählte auf Nikolaj's Meinung und auf seine Erfahrung. Und obwohl er sich aus dem Geschäft zurückgezogen hatte, war er mir ab und zu noch behilflich bei bestimmten Dingen. 

So auch das Geschäft, welches ich mit den beiden Deutschen führte. Sie schienen noch neu in unserer Welt zu sein und waren deswegen auch kein großer Gegner. 

Aber bei einem Handel, welcher sich in einem so hohem Geldbereich abspielte, wollte ich trotzdem eine zweite Meinung hören. 

Und auch dieses Mal war ich froh, dass Nikolaj dabei war. Denn die Männer kamen mir komisch vor. 

Nicht ich hatte den Preis für meine Waffen gesetzt, sondern sie. Freiwillig und ohne zu zögern setzten sie einen viel höheren Preis an, als ursprünglich geplant. 

Und da ich kein Betrüger war, nannte ich ihnen trotzdem den richtigen Preis. Aber die beiden Männer wollten davon nichts hören. Als bräuchten sie diese Waffen so dringend, sodass ihnen das Geld egal war. 

Ich war kein Vollidiot und meine Erfahrung sagte mir, dass irgendetwas nicht stimmte. Also beschloss ich vor Abschluss des Deals, mit Nikolaj noch einmal alleine zu sprechen. 

«Was denkst du?» Fragte ich meinen fünf Minuten älteren Zwillingsbruder. 

«Ich traue ihnen nicht.» War Nikolaj's Meinung und auch, wenn wir uns bei vielen Dingen manchmal uneinig waren, so schienen wir dieses Mal das gleiche Gefühl zu haben. 

«Ich traue ihnen auch nicht. Das ging zu schnell und war zu einfach. Ich meine ich weiß, dass ich der beste Waffenhändler in Chicago bin, aber selbst Neulinge versuchen zu verhandeln...»

«Was willst du jetzt diesbezüglich machen?»

Gute Frage... Es wäre dumm einen so guten Deal platzen zu lassen, nur weil zwei Amateure mir ihr Geld zu leicht zuwarfen. Wiederum hatte sich mein Gefühl noch nie getäuscht. 

«Ich werde ein weiteres Treffen vorschlagen und sie im Auge behalten. Wenn irgendetwas dahintersteckt, werden sie auf das Geschäft pochen und es unbedingt zum Abschluss bringen wollen. Und vielleicht werden sie dann unvorsichtig.»

«Gut.» Der alte Nikolaj hätte bestimmt seine Meinung dazu gesagt. Aber er überließ mir voll und ganz die Kontrolle. Er akzeptierte es, dass ich der Boss war und akzeptierte damit auch meine Entscheidungen. 

Was gut war, denn wenn die beiden Männer wirklich etwas planten, wäre es gut Nikolaj an meiner Seite zu haben. 

Ich ging voran, wieder in den großen Raum und entdeckte die Deutschen sofort an der Bar. Adara saß in großer Entfernung zu den Beiden, aber Ptítschka stand genau vor ihnen und bediente sie. 

Es schien alles normal, nur irgendetwas an ihrem Gesichtsausdruck gefiel mir nicht. Wenn man sie nicht kannte, könnte man meinen, dass sie ganz neutral geradeaus sah. Doch es gab die kleine Vene auf ihrer Stirn, die immer anfing zu pochen, wenn sie sich aufregte. 

Für die Männer hoffte ich sehr, dass sie mein Mädchen nicht beleidigt oder angemacht hatten. Ansonsten würden sie genauso schnell zugrunde gehen, wie der Deal zwischen uns.  

Da ich spürte, dass Ptítschka etwas beunruhigte, trat ich neben sie hinter die Bar und nickte meinen "Geschäftspartnern" nur kurz zu. 

«Was ist los?» Fragte ich sie auf Russisch, weil ich wusste, dass sie mich sehr gut verstand, die Deutsche dafür aber nicht. 

«Sie verhalten sich auffällig. Die Beiden haben über einen Peilsender gesprochen, den sie dir mit dem Geld unterschieben wollen.» Antwortete sie mir in genauso perfektem Russisch, dass ich fast daran zweifelte, dass sie wirklich keine Russin war. 

Always Her (Mafia)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt