Kapitel 12

1.8K 87 46
                                    

Sascha

«Es war mein Mann.»

Wie bitte? War gerade die Sauerstoffzufuhr zu meinem Gehirn kurz unterbrochen und ich hatte mir deswegen etwas eingebildet zu hören, was es gar nicht gab?

«Dein Mann?» Erwiderte ich nüchtern, weil ich diese neue Nachricht erst einmal schlucken musste. Zum Glück gab es auch in ihrem Schlafzimmer einen Stuhl, auf den ich mich setzen konnte. 

Sie tat es mir gleich und setzte sich mit verschränkten Armen auf die Bettkante. 

«Ja.»

«Ja? Mehr willst du nicht dazu sagen?» Ich stand wieder auf. Durch den Schwung fiel der Stuhl nach hinten um und landete laut scheppernd auf dem Boden. 

«Kannst du nicht aufpassen?» Murrend wollte sie ebenfalls aufstehen, um den Stuhl wieder richtig hinzustellen. 

«Setz dich auf deinen kleinen, heißen Hintern oder ich binde dich an diesem gottverdammten Bett fest!» Meine Stimmung signalisierte eigentlich keinerlei Widerspruch. 

Allerdings hielt es sie nicht davon ab, mir zu widersprechen: «Hör auf mit mir zu reden, als wäre ich ein Kind!» 

«DU VERHÄLTST DICH ABER WIE EIN KIND!» Ihre Nasenflügel bebten und ich sah ihr an, dass sie kurz davor war auszurasten. 

«Es würde mich gar nicht wundern, wenn du noch ein Kind wärst. Schließlich hattest du mir bis eben auch nicht erzählt, dass du verheiratet bist.»

«Entspann dich Opa!»

«Opa?» Ich war vor ein paar Monaten gerade mal 30 geworden und sie sprach mit mir, als würden zwischen uns mehrere Weltkriege liegen. «Bitte sag mir, dass du in diesem Land schon legal Alkohol trinken darfst!» 

«Reg dich ab! Ich bin 21.»

GOTT! Zwischen uns lagen fast zehn Jahre Altersunterschied...

Ich hatte eine Einundzwanzigjährige gevögelt... Ich hatte eine VERHEIRATETE Einundzwanzigjährige im Stehen, in meinem verdammten Stripclub gevögelt.

Ich würde definitiv in die Hölle kommen!

«Nur aus Interesse... Was macht dir gerade mehr Sorgen, dass ich verletzt, verheiratet oder erst 21 Jahre alt bin?» Sie ließ sich entspannt auf ihr Bett, nach hinten fallen und grinste dabei. 

Ich hoffte sehr, dass die Schmerzmittel sie so beruhigten und sie nicht von Natur aus, so verrückt war. So verrückt wie ich...

«Sehr schön, dass ich dich mit meinen Sorgen belustige. Aber könnten wir nochmal von vorne anfangen? Dein Mann... dein eigener Ehemann hat dich verprügelt und vergewaltigt?»

«Ja.»

«Und du bist darüber weder schockiert, noch ängstlich oder wütend?»

«Ja.»

«Du siehst das als normal an?»

«Ja.» Und diesmal zuckte sie noch mit den Schultern, als wäre es wirklich keine große Sache. Das machte mich nur umso wütender. 

«KANNST DU EVENTUELL WENIGSTENS EINMAL NICHT NUR "JA" SAGEN?» Wenn ich wütend war, ergriff mein inneres Monster Besitz von meinem Körper. 

Dann konnte ich nicht mehr kontrollieren, wie laut meine Stimme war oder wie nah ich jemandem stand. 

Denn während ich sprach, bäumte ich mich vor der kleinen Ptítschka auf, um ihr ein wenig Angst zu machen. Das war die einzige Methode die ich gelernt hatte, um Andere zum Reden zu zwingen. 

Always Her (Mafia)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt