Kapitel 1

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Seit ich denken konnte, war ich so. Gefühlskalt, unberechenbar und für die falschen Menschen absolut tödlich. 

Und der Mann der mich dazu gemacht hatte, stand mir gegenüber und grinste mich dreckig an. Ich hasste ihn. 

Ich hasste alles an ihm. 

Von seinem fettigen Haaransatz bis zu seinen viel zu großen Füßen. Er war der Mann, der mich seit meiner Kindheit beherrschte. 

Der mir wehtat, wann immer er wollte. Der mich einsperrte und sich an mir verging. Aber weil ich leben wollte, musste ich es über mich ergehen lassen. 

Ich ließ es seit fast 20 Jahren über mich ergehen. Und doch stellte ich mir jedes Mal, wenn ich seine scheußliche Visage sah... jedes Mal stellte ich mir vor, wie ich meine Waffe zückte und ihm einfach ein kugelgroßes Loch genau zwischen seinen Augen verpasste. 

Aber das würde mich auch nicht befreien und auch nicht meine kleine Schwester. Denn dieser Bastard hatte nicht nur mich in seinen Fängen. 

Meine kleine, unschuldige, niedliche Schwester hatte er sich ebenfalls geschnappt. Ich hatte sie nie kennengelernt, aber ich kannte Fotos von ihr. 

Sie war so rein und vollkommen unschuldig. Und wenn ich wollte, dass es so blieb, musste ich alles tun, was er von mir verlangte. 

«Mira, mein Schatz. Du weißt wie es abläuft. Du tust, alles was ich dir sage oder die kleine Lucy wird elendig ermordet...» Er schnalzte mit der Zunge, als wäre er von meinem Widerstand ernsthaft enttäuscht. Als würde er mich nicht kennen.

Dabei war meine einzige Frage "Warum?" gewesen...

Und für diese einfache Frage hatte ich mir eine Ohrfeige und ein verächtliches Lachen eingefangen. 

Wäre ich es nicht so sehr gewohnt, dass er mich schlug, hätte ich mir wahrscheinlich vor Schmerz die Wange gehalten. Aber so gab es keinen Grund dazu. 

Ich spürte es schon lange nicht mehr. Er hatte es zu oft getan. Was auch die Narben auf meinem gesamten Körper zeigten. 

Mehr störten mich die Namen die er mir gab. Sie waren jeden Tag unterschiedlich, weil er mir ganz genau zeigen wollte, dass ich keine Identität hatte. 

Dass ich nirgendwo hingehörte. Eine Namenlose ohne Familie und ohne Freunde. Nachts musste ich seine unterwürfige Ehefrau spielen und am Tag war ich seine tödliche Soldatin. 

Und wie jede gute Soldatin, hätte ich nicht nach dem "Warum" fragen sollen, sondern nach dem "Was brauchst du?".

Ich erinnerte mich wieder daran, wer ich war und warum ich das alles tat und stellte die wichtigeren Fragen: «Wer?»

Denn ich wusste bereits, dass ich wieder jemand für ihn umbringen musste. Jemand der es verdient hatte oder vielleicht auch nicht. 

Mir war es egal geworden. Ich erfuhr einfach nur mein Ziel und setzte dann den Todesstoß. Und dieses Mal würde es einen ganz besonderen Preis geben. Denn Adam hatte angekündigt, dass er danach über Einiges nachdenken würde. 

Ich erhoffte sehr, dass es die Freiheit meiner Schwester beinhalten würde. Denn meine eigene Freiheit könnte ich mir abschminken. 

Ich würde erst an dem Tag frei sein, an dem ich sterben würde... 

Adam erhob sich von seinem Stuhl und kramte in einer Schublade hinter sich. Ich spürte das Messer an meinem Gürtel, ebenso wie die 9mm. 

Es bräuchte nur eine kurze Bewegung und schon würde er tot und blutend vor mir auf dem Tisch liegen. Aber ich musste an meine Schwester denken, also blieb das Messer und meine Pistole an Ort und Stelle und ich wartete lieber darauf, was er mir zeigen würde. 

Always Her (Mafia)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt