Kapitel 45

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(15.11)

Gestern Abend bin ich zusammen mit Laurent nach Hause gefahren. Wir haben ein langes Gespräch gehabt.
Jetzt sitzen wir allerdings wieder im Krankenhaus.
Ich halte die kleine Mine auf dem Arm, wie ihr Papa sie liebevoll nennt.

Ein Klopfen ist zu hören, dann stecken ein par Leute die Köpfe durch die Tür.
Die frisch gebackenen Großeltern betreten das Zimmer.
Während die neuen Eltern beglückwünscht werden, blicke ich auf das kleine schlafende Wesen in meinen Armen hinunter.
Ich wünsche mit das auch irgendwann.

Nach dem ich die kleine zu ihrer Oma gegeben habe, verabschiede ich mich.
Es ist Zeit für mich zurückzufahren.
Der Abschied fällt mir ja immer schwer, aber heute besonders.

Ich verlasse das Zimmer und gehe den weißen, steril wirkenden Flur entlang zu Treppe.
Ich verlasse das Krankenhaus und laufe zum Parkplatz, welcher nicht weit entfernt ist.
Die Fahrt fühlt sich elendig lang an. Vielleicht auch, weil ich mich nicht auf zuhause freue.
Julian ist gestern geflogen, Nico ebenfalls. Meine Beste Freundin wohnt in England und die meisten meiner anderen Freunde, wohnen auch nicht hier.
Bevor ich in Richtung Münster fahre, geht es für mich nicht kurz zum Stall. Ich treffe Scarlet.
Wir unterhalten uns kurz, aber nicht wirklich lang, denn es ist wirklich scheiße kalt.

Endlich zuhause angekommen, gibts ne Tiefkühlpizza, denn lust auf Kochen habe ich nicht.
Statt mich jetzt aber auf die Couch zu werfen, gehts zum Schreibtisch.
Nach zwei Online Vorlesungen, schreibe ich an meiner Hausarbeit weiter. Ich sitze noch lange dort und fange schließlich noch an, das neuste auf Karteikarten zu schreiben.
Als ich nach der Hälfte keine mehr habe, ist meine Laune im Keller.
Ich bestelle im Internet neue und bestelle aufgrund von Frust einfach noch ein paar Textmarker mit.
Da diese erst in ein par Tagen ankommen werden, beschließe ich es für heute dabei zu belassen.

Mit einer Tasse Tee und einem guten Buch genieße ich ein heißes Bad.
Meine Gedanken hängen eher wo anders.
Bei Julian. Denn ich vermisse ihn schrecklich und habe gerade das dringende Bedürfnis mir ein Flugticket zu buchen um sofort zu ihm zu fliegen, aber dass kann ich nicht.
Ich habe Klausuren, Uni im generellen, morgen Therapie und dazu hat meine Mum bald Geburtstag.
Ich habe für sie und meinen Dad ein Wochenende in einem Wellneshotel mit Sauna und allem drum und dran gebucht.

Julian wollte sich daran unbedingt beteiligen, weshalb sie jetzt in einer Suit untergebracht sind.
Matheo schläft an dem Wochenende bei mir, Raphael ist mit seiner Fußballmannschaft unterwegs.
Aber bis dahin dauert es noch etwas.
Nach dem Bad gehts für mich in Bett.

Ich schreibe Julian noch eine Nachricht, antworten tut er nicht mehr, aber ich mache ihm keinen Vorwurf.

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(18.11)

Julian POV:

Nachdem wir gestern nach Qatar geflogen sind, verbringen wir heute den Tag mit Training und haben nachmittags Freizeit. Zusammen mit Kai spiele ich ein Spiel, wo ist darum geht Säcke in ein Loch in einer Tafel zu werfen. Wir spielen gegen Thomas Müller und Nico.

Gerade steht es unentschieden, und der letzte Wurf ist entscheidend. Kai hat dass Säckchen in der Hand, wirft es ein Stückchen hoch und wirft dann locker aus dem Handgelenk. Das Säckchen trifft erst das Holz und dann ins Loch. Während Thomas und Nico ein genervter Laut entfährt, ruft Kai ganz laut, ja.
Wir gehen auf einander zu und machen einen breast check.

Vor dem Abendessen gibt es noch eine Revanche Runde, aber die gewinnen auch Kai und ich. Ich muss schon zugeben, dass es wirklich gut tut, mein besten Freund mal wieder länger zu sehen.

Zum Abendessen geht's in den Saal, wo eigentlich ein recht gemütliches Schweigen ist.
Lange bleiben wir nicht mehr auf, einige gehen noch ne Runde in den Fitnessraum, anderes spielen Tischball oder gehe noch ne Runde schwimmen.

Als es auf die Zimmer geht, rufe ich meine Freundin an. Ich vermisse sie und freue mich schon wenn ich sie ganz bald wieder sehe. Das dauert zwar noch ein paar Wochen aber bis dahin existiert immer noch FaceTime. Lange telefonieren wir nicht, da sie morgen eine ihrer Klausuren schreibt, geht sie heute früh ins Bett, ich sage ihr nur noch, dass sie sich nicht so übernehmen soll, denn ich kenne sie ziemlich gut und weiß, dass sie sich oftmals einfach zu viel vornimmt.

Als ich dann aber im Bett liege, kann ich noch nicht schlafen. Mir fehlt das jemand neben mir liegt. Es ist einfach komisch, wenn man sich so lange mit jemanden ein Bett teilt und man dann auf einmal alleine schlafen soll und wenn das nicht nur für eine Nacht ist, dann ist das schon ziemlich ungewohnt.

Ich denke über das Spiel vor zwei Tagen nach. Da waren wir noch in Oman und ich wurde sogar eingewechselt. Irgendwie hab ich so ein mieses Gefühl das ich dieses Jahr nicht so viel spielen werde. Naja, ein bisschen hat der Trainer ja auch schon was dazu gesagt aber irgendwie ist es dann trotzdem traurig, weil man so sehr dafür gekämpft hat.

(23.11)

Heute ist unser erstes WM Spiel. Dass ich nicht in der Startaufstellung stehe, wusste ich, aber ich bezweifle auch, dass ich heute noch einmal eingewechselt werde, zumindest hat der Coach davon sowas angedeutet. Bevor es losgeht zum Spiel, schreibe ich kurz noch mit Caro, denn ihre eine Klausur soll ziemlich gut gelaufen sein.

Dafür freue ich mich aber für Nico und Kai, die beide in der Startaufstellung stehen.
Das was aber unser Spiel gegen Japan heute in den Hintergrund rückt, ist die Situation mit der One Love Binde und dass Neuer diese nicht tragen darf.

Stattdessen wird am Anfang des Spiels ein Foto gemacht, wo sich die Spieler der Startaufstellung den Mund zu halten.

Auch wenn ich das Spiel nur von der Bank aus sehe, ist es trotzdem immer noch ein krasses Gefühl bei einer WM dabei zu sein. Das Spiel läuft nicht wirklich gut, wir verlieren 2:1.
Das war natürlich nicht der Start in die WM wie wir uns ihn gewünscht hätten, aber ändern können wir es jetzt nicht mehr.
Und vielleicht wird ja unser nächstes Spiel gegen Spanien besser. Wir haben zumindest alle den Wunsch und die Hoffnung, dass es so wird.

Die Stimmung nachher im Hotel ist eher geknickt. Die meisten hatten sich wirklich was erhofft, was ich natürlich auch verstehen kann.
Nico, Kai, Karim, David und ich treffen uns später, um ein bisschen zu quatschen und dann noch eine Runde schwimmen zu gehen. Wir reden über die Saison, unsere Freundin oder zumindest von denen, die welche haben und natürlich über die WM, denn jeder hat eigene Ansprüche und Ziele.

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Heute leider sehr kurz, ich habe es aber anders einfach nicht geschafft. Es wird das nächste Mal länger versprochen! Nach gestern, war meine Motivation eigentlich endgültig weg, aber was soll's. Dann nächstes Jahr!

Vielen Dank für euren krassen Support.

Bis bald.

So this is love? (A Julian Brandt ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt