43. Kapitel

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Mittwoch, 18. Dezember

nach der Arbeit

Majas Sicht (Keis Mutter):

Endlich zu Hause.

Es war ein langer Arbeitstag und ich kam endlich in meinem Zuhause an. Ich streifte meine Schuhe ab, hing meinen Mantel, der voller Schnee war, über die Wäscheleine und setzte mich erschöpft aufs Sofa. Ich war müde, aber ich fühlte mich sehr wohl endlich wieder zu Hause zu sein.

Wo bleibt eigentlich Kei?

Ich machte mir Sorgen. Eigentlich war Kei immer vor mir da. Ich mochte es nicht, alleine zu sein. Immerhin war Akiteru im Studentenwohnheim. Ich wollte Kei gerade anrufen, da hörte ich das klacken in der Tür.
"Hallo Kei, warum bi-", fing ich an, aber als ich Kei sah, lief es mir kalt den Rücken hinunter.
Er stand wie angewurzelt in der noch offenen Tür. Sein Blick war leer, triefte aber vor Schmerz. Eine Kälte umhüllte mich und nicht nur wegen der, die durch die Tür hineinströmte. Es war Kei. Ich ging zu Kei und ohne irgendetwas zu sagen nahm ich ihn in den Arm. Ich wusste, dass ich jetzt lieber nichts sagen sollte. Er musste selber damit rausrücken und ich musste ihm das Gefühl geben für ihn da zu sein. Langsam, ganz langsam entspannte er sich und fing an in meinen Armen zu zittern und zu schluchzen. Es brach mir das Herz ihn so zu sehen. Es musste wirklich etwas schlimmes passiert sein. Als sein Schluchzen nach einiger Zeit ausblieb und er sich von mir löste, sah ich ihn an. Seine Augen total verheult. Er stand so schwach vor mir. Wie damals als er als Kind hingefallen war und seine Knie wehtaten. Doch diesmal war es anders. Es war innerer Schmerz. Schlimmer und schwieriger zu behandeln. "Ich habe mit Kuroo schluss gemacht.", sagte er. Jetzt verstand ich was los war. Er hatte Liebeskummer. "Oh Kei, das tut mir so leid. Lass uns ins Wohnzimmer gehen. Ich mache die einen Tee und dann erzählst du mir ganz genau, was passiert ist, ok?", schlug ich vor. Er nickte und ging los, nachdem er sich von seinen Schuhen und seiner Jacke entledigt hatte. Ich ging in die Küche und holte uns unsere Tees, mit dem heißen Wasser, was ich schon vorbereitet hatte.
Und dann redeten wir. Wir redeten und redeten.
Wir redeten so viel, wie wir es seit dem Verschwinden seines Vater nicht mehr getan hatten.
Er erzählte mir über seine Sehnsucht nach Kuroo, sein Unwissen wie er handeln soll, seine Angst und seine Befürchtungen.
Ich wollte ihm helfen, aber ich wusste, dass es nichts bringen würde, wenn er nicht alle Entscheidungen für sich selbst treffen würde.
Also sagte ich ihm, dass alles wieder gut werden würde, dass es immer Höhen und Tiefen im Leben gab, dass er im Moment leben sollte, Spaß und Freude haben und nicht zu viel über die schlechten Dinge nachdenken sollte. Aber wie ich Kei kannte würde er wie immer zu viel denken.
Deswegen wollte ich ihm lieber die Hilfe zur Selbsthilfe geben, als ihn zu kontrollieren.

"Ich glaube ich gehe jetzt schlafen.", sagte er.
Ich nickte und antwortete: "Mach das mein Schatz. Wenn du dich morgen nicht besser fühlst, kann ich auch die Schule anrufen und dich abmelden."
"Danke Mama.", sagte er, nickte und umatmte mich noch ein letztes Mal, bevor er hoch in sein Zimmer ging.
Hach, er tat mir leid. Die erste große Liebe ist nie leicht. Neue Erfahrungen und Erlebnisse, aber ich weiß, dass Kei das schaffen wird. Er ist stark.

Kazukos Sicht (Tante von Kuroo) :

Es regnete draußen, als ich auf dem Weg nach Hause war. Es war kalt und nass, eine ganz schlechte Kombination, wenn man mich fragt. Deswegen wollte ich noch schneller nach Hause, als sowieso schon.
Endlich, ich sah meine Eingangstür. Ich holte meinen Schlüssel heraus und flitzte so schnell es ging, in die wohl verdiente Wärme, die mir das Haus bot.
Ich ging die Treppe hoch und fühlte mich mit jedem Schritt etwas müder. Kein Wunder, ich hatte heute viel gearbeitet.
Ich schloss die Wohnungstür auf und trat in mein Heim.
Es war ungewöhnlich still.
Kein Mucks war zu hören.
Nicht wie sonst immer.
Kein Fernseher, keine Musikbox, nichtmal der Ofen. Kein singender Tetsurou, kein kochender Tetsu und kein mit Kei telefonierender Tetsu.
„Tetsuuu ich bin zu Hause! Wo bist du?"
Keine Antwort.
War er etwa nicht zu Hause?
Ich ging weiter in die Wohnung und sah mich nach meinem Neffen um.
„TETSU WO Bist du!", schrie ich, wurde zum Ende aber leiser, weil ich ihn entdeckt hatte.
Er saß im Wohnzimmer auf der Couch.
Er saß einfach nur da. Starrer Blick nach vorne. So hatte ich ihn bis jetzt sehr selten gesehen.
Es war ungewöhnlich, ja sogar etwas unheimlich.
„Tetsurou, ist alles gut?", fragte ich ihn.
Keine Antwort.
Ich kam etwas näher.
Und dann sah ich sie, die Tränen die seine Wange hinunterliefen.
„Hey Testsu, was ist passiert? Warum weinst du?", wollte ich wissen und setzte mich neben ihn auf die Couch.
Leise Schluchzer und noch leiseres geschniefe war zu hören.
Tetsu verbarg sein Gesicht und den Händen.
Ich konnte mir das echt nicht mitansehen.
Ich nahm ihn in den Arm und zog ihn zu mir.
Ohne sich zu wehren ließ er es geschehen und schluchzte weiter.
Es dauerte eine Weile, bis er sich wieder einigermaßen beruhigen konnte, doch dann erzählte er mir endlich was los war.
Und ich war wirklich sehr überrascht. Das hätte ich nicht erwartet.
„Und naja, jetzt weiß ich nicht, was ich machen soll.", beendete er seinen Monolog.
„Hör zu Tetsurou, Kei hat sich anscheinend von dir getrennt, weil er es nicht mehr für möglich hielt auf einer so großen Entfernung mit dir zusammen zu sein. Und leider kannst du daran jetzt auch nichts ändern. Manchmal können Menschen bestimmte Dinge einfach nicht. Aber du kannst dir sicher sein, dass er nicht deswegen Schluss gemacht hat, weil er dich nicht liebt. Nein, das glaube ich einfach nicht. Ich weiß wie jemand aussieht, der grenzenlos in jemanden verliebt ist. So siehst du aus und genauso sieht er aus. Du musst ihm Zeit lassen. Und wenn er es wirklich nicht schafft, dann kannst du daran auch nichts ändern. Auf jeden Fall darfst du ihn jetzt nicht zu etwas drängen. Ob es die richtige Entscheidung ist oder nicht, er muss da selbst raufkommen.", versuchte ich ihm zu erklären.
„Aber was, wenn er nicht draufkommt? Er hat mir nicht mal erklärt warum er Schluss gemacht hat. Er hat einfach aufgelegt.", fing er an.
„Ach Kuroo, dass ist doch jetzt wirklich sehr offensichtlich. Ich meine, du rufst ihn an, um ihm zum wiederholten Male abzusagen und er macht Schluss. Natürlich fühlt er sich verlassen."
„Aber das habe ich doch gar nicht.", meckerte er.
„Aber so empfindet er das."
Er seufzte.
„Aber ich will nicht von Kei getrennt sein. Keine einzige Sekunde. Ich weiß nicht, was ich machen würde, wenn es nicht wieder gut werden würde.", sagte er.
„Hach Tetsu, das wird alles schon wieder. Vertrau mir. Du bist sehr stark. Du wirst das schaffen."
Er sah mich ungläubig an, nicht so sehr davon überzeugt.
„Ich gehe schlafen.", sagte er nach einer Weile.
Ich nickte und wünschte ihm eine gute Nacht.
„Gute Nacht Kazu."
Als er weg war, lehnte ich mich erschöpft zurück.
Tetsu tat mir echt leid.
Ich konnte aber auch Kei verstehen. Er ist ein anständiger, kluger Junge, er hatte bestimmt seine Gründe, aber trotzdem hoffte ich für die Beiden, dass wieder alles gut werden würde.

Kuroo x Tsukishima Roommates Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt