42. Kapitel Unwissenheit

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Mittwoch, 18. Dezember

Tsukishimas Sicht:

Und hier stand ich nun.
Mein Telefon in meiner Hand.
Kalter Schnee auf meiner Haut und völlige Leere in mir.
Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Ich konnte an nichts denken.
Ich spürte so viel, doch gleichzeitig nichts.
Wie ist es nur möglich alles zu fühlen und gleichzeitig nichts?
Soetwas funktioniert doch gar nicht.
Ich wollte weinen, schreien, einfach nicht da sein, alleine sein und gleichzeitig wollte ich nichts mehr, als bei Kuroo zu sein.
Und ich hasste es.
Ich hatte gerade mit Kuroo schluss gemacht und jetzt wollte ich nichts lieber als bei ihm zu sein.

Warum?
Warum sind das Leben, unsere Gefühle und Gedanken nur so kompliziert?
Warum kann es nicht einfach sein?
Warum ist das ganze Leben wie ein Test ausgerichtet?
Und wieso gibt es niemanden der mir das beantworten kann?
Wir leben schon so lange auf dieser Welt und man will mir allen Ernstes sagen, dass es Menschen schaffen Krankheiten, Viruse und Raketen zu konstruieren, mir aber nicht erklären können, warum meine Gefühle so unglaublich unlogisch sind?!
Was ist das denn hier?
Eine Welt. Eine Welt voller Geheimnisse, Lügen und Mysterien.
Wieso leben wir eigentlich?
Wofür?
Soll das hier ein Test sein?
Aber wofür?
Wir leben, lieben, lachen, weinen und sterben. Aber wofür?
Damit am Ende alles umsonst war?
Warum sagt uns keiner was zu tun ist?
Wo ist denn dieser Gott, der uns testet?
Wo sind die Götter die uns beschützen sollen?
Jeden Tag passiert so viel Leid auf dieser Welt und wir schauen weg.
Und Gott schaut weg.
Jeder schaut weg.
Und warum? Etwa weil es deren Sache ist? Nein. Alles ALLES hier ist super unlogisch.
Wir reden jeden Tag von den alltäglichen Dingen, als wären sie normal, doch das sind sie nicht.
Ich meine, wie kann man sagen, dass man gut geschlafen hat, ohne sich darüber Gedanken macht wieso?
Wenn ich an etwas denke, dann frage ich mich woher wir wissen, dass es wahr ist. Dass es richtig ist. Dass es real ist.
Denn woher wissen wir das?
Hat irgendjemand denn schonmal Gott gesehen? Seinen Willen gehört? Seine Regeln oder Anweisungen?
Warum verlangt man von mir, an etwas zu glauben, was nicht bewiesen ist?
Wie kann man von mir verlangen, überhaupt irgendetwas richtig zu machen, wenn man nicht weiß war Recht und Unrecht ist?
Die einen sagen dies und die anderen sagen jenes.
Doch was ist richtig?
Woher soll ich das wissen?
Ich weiß nur das, was mir gesagt wurde. Was mir gezeigt wurde. Doch woher soll ich wissen, dass das richtig ist, wenn wir noch nichtmal wissen wie die Erde entstanden ist?
Wie können wir uns überhaupt das Recht nehmen irgendetwas zu sagen oder festzustellen, wenn wir nicht mal wissen, warum wir existieren?
Wenn wir das nicht wissen, woher sollen wir dann wissen, was gut und was böse ist?
Denn jeder hat eine eigene Meinung.
Denn nehmen wir mal an, jeder hätte seine eigene kleine Insel, auf der er machen könnte was er wollte, ohne zu wissen was legal und nicht legal ist. Gut oder Böse. Richtig oder falsch.
Jeder würde so handeln, wie es ihm am besten passt. Alles dafür, um zu überleben. Denn es gibt keine Regeln. Und wenn es keine Regeln gibt, gibt es auch nichts schlechtes. Nichts böses, nicht illegales, nichts was man nicht machen dürfte.
Eine perfekte Welt wäre also die ohne Regeln?
Eine wo jeder machen könnte worauf er Lust hat?
Denn woher sollen wir wissen, was wirklich Gut und Böse ist?
Denn irgendjemand hat sie ja festgelegt. Die Regeln, die uns angeblich helfen sollen.
Doch woher weiß ich, dass sie richtig sind?
Die meisten Regeln stammen aus den 10 Geboten, die auf den Steintafeln von Gott gesendet wurden.
Doch woher wissen wir, dass das wahr ist?
Denn bewiesen ist es ja nicht.
Woher wissen wir, dass es damals nicht einfach irgendjemanden gab, der sich das Leben einfacher machen wollte und deswegen Gott erfunden hat?
Und nach Gott gab es ja noch Propheten.
Jesus zum Beispiel.
Woher soll ich wissen, ob was er sagte wahr ist, oder er einfach nur versuchte ein guter Mensch zu sein?
Denn die Juden sagen ja, dass es nicht wahr ist, dass Jesus ein Sohn Gottes oder gar Gott selbst ist.
Und dann kann der Islam.
Ist Mohammed auch ein Prophet?
Kann er mir vielleicht sagen, was wahr und was falsch ist? Was gut und was böse ist?
Aber woher soll ich wissen, daß das wahr ist?
Es gibt so viele unterschiedliche Götter, woher soll ich wissen, welcher der richtige ist?
Es gab so viele Propheten, woher soll ich wissen welcher der richtige ist und mich auf den neusten Stand bringen wollte und welcher sich das Leben nur etwas einfacher machen wollte?
Wie soll ich überhaupt etwas wissen, wenn ich nichtmal das weiß?
Wie soll ich mit meinen Gefühlen und meinen Gedanken umgehen, wenn ich nichtmal das beantwortet kann?
Die Menschen erfinden Dinge und sagen sie seien kraftvoll und klug, doch können mir das nicht beantworten.
Werden wir jemals wissen, was wahr, was falsch, was real, was nicht real oder was gut und was böse ist?
Doch wie?
Wie soll ich überhaupt etwas richtig machen, wenn mir niemand sagt was richtig ist?
Wie soll ich wissen, dass es richtig oder nicht richtig war, mit Kuroo schluss zu machen, wenn jeder eine andere Meinung hat?
Und niemand es mir wirklich erklären kann.
Wie soll ich irgendetwas wissen, wenn ich nicht mal mit meinen eigenen Gefühlen umgehen kann?
Denn alles was ich weiß, ist dass ich gerade unglaublich gerne bei Kuroo wäre. In seinen Armen liegen und ihm von meinen Gedanken erzählen.
Obwohl ich gerade mit ihm Schluss gemacht habe.
Es ist paradox.
Es ist lustig.
Ich will nicht abhängig von etwas oder jemanden sein, doch gleichzeitig bin ich von dem abhängig, was andere mir sagen.
Denn ich weiß gar nichts.
Nichts, was wirklich wichtig ist.
Wie soll ich dann wissen, ob es richtig war mit Kuroo schluss gemacht zu haben, oder ob es der größte Fehler in meinem Leben war?

Kuroo x Tsukishima Roommates Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt