12. Kapitel - Glaube

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"Ist das dein Ernst?", fragte Opa aus dem Hintergrund und sah uns wütend an. 

Omas Blick war schockiert und ihre Augen füllten sich mit Tränen, doch als ich sie in die Arme nehmen wollte, schob sie mich bei Seite und ging aus der Haustür. Ich sah ihr irritiert hinterher, doch sie stand vor dem Haus und wartete. Opa zog seine Jacke an, und mit Omas Jacke in der Hand nach draußen. 

"Edvin, schieb die Kinder raus. Wir müssen uns beeilen, Pater Daniel ist heute nicht mehr lange da.", Dad atmete tief ein und warf uns einen Blick zu, der gut zeigte, wie wenig Lust er darauf hatte. 

"Sorry, aber das müsst ihr allein ertragen.", sagte Dad, während er uns nach draußen schob und uns mitleidig anlächelte. 

"Was fällt euch denn ein, sowas zu machen? Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass ihr beide sowieso schon Gotteslästerung betreibt, jetzt auch noch das? Sebastian, wann warst du das letzte Mal in der Kirche?" "Als ich 8 Jahre alt war, kurz bevor der tolle Gott mir meine Eltern geraubt hat.", sagte Sebastian und in seiner Stimme schwang eine Spur Wut mit. 

"Jeder hat in seinem Leben Prüfungen zu ertragen die Gott stellt. Dazu gehört auch Krankheit und Tod. Und wenn man diese Prüfungen gottesfürchtig meistert, sieht man all seine Lieben im Himmel wieder.", sagte Opa. Ich sah, wie sich Sebastians Kiefer anspannte, und seine Adern deutlich sichtbarer wurden. 

Ich nahm Sebastians Hand wieder und drückte sie fest. Es war gut erkennbar, wie gern er losgeschrien hätte, während Garreth einfach nur neugierig zusah. Er kannte das ganze Geschwätz ja bereits. 

"Und wieso ist das, was wir für einander fühlen, nicht richtig?", fragte Garreth nach einer Weile. "Weil Gott Adam und Eva geschaffen hat. Und nicht Adam, Eva und Peter." "Also soll ich jetzt etwas beichten, für das ich mich nicht schäme, nur weil ein Gott, an den ich immer noch nicht glaube, prüde ist?", fragte ich weiter und fing mir zwei sehr wütende Blicke ein. 

Ohne ein weiteres Gespräch zogen sie uns in die Kirche von Inverness. 

Der Sonntagsgottesdienst war scheinbar erst vor kurzem vorbei und so waren entsprechend viele Besucher da. Oma ging schnurstracks zum Priester, und erklärte ihm, dass es sich um einen schlimmen Notfall handle und wir dringend beichten müssten. 

Garreth und ich sahen uns genervt an, während Sebastians Wut einem hämischen Grinsen gewichen ist. 

Der Priester sah uns entsetzt an, wie wir weiterhin Hand in Hand in Hand, mit Garreth in der Mitte, in seiner Kirche standen. Er eilte in seine Beichtkabine und Oma wies den ersten von uns an, unsere Beichte abzulegen. 

Sebastian ging fröhlich wippend in die Kabine. Opa lächelte, vermutlich aufgrund der Freude, dass Sebastian freiwillig beichten möchte. 

Es dauerte eine Weile bis Sebastian wieder nach draußen kam. Breit grinsend lief er uns entgegen, als der Priester aus seiner Kabine ging, sich bei uns entschuldigte, aber er dringend nachhause müsste, wegen eines Notfalls. 

"Ich fühle mich richtig befreit. So eine Beichte ist was wunderbares. Das Wissen, dass Gott mir vergibt. Amen.", sagte Sebastian, der immer noch breit grinste. Ich und Garreth schauten uns an, und wussten, dass Sebastian etwas mit dem überstürzten Abgang des Priesters zu tun hatte. Oma sah nicht allzu glücklich aus, und zwang uns noch mit ihr zu beten. 

In der Zeit in der ich 'betete', sang ich innerlich das Lied "Year Zero" von Ghost. Ich hatte keinerlei Verbindung zu einem Gott. Warum hätte ich all das ernst nehmen sollen? Ich bin nur nicht gegangen um meine Großeltern nicht zu enttäuschen.

Nachdem wir fertig waren, durften wir endlich wieder gehen, aber Oma und Opa beobachteten uns genau und ließen nicht zu, dass wir zu Dritt herumliefen. Nach dem Essen, als meine Eltern verkündeten, dass sie wieder losfahren müssten, nutzten wir die erstbeste Gelegenheit um ebenfalls abzuhauen. 

Fesselnde Sommersprossen (Sebastian Sallow x Garreth Weasley x MC -moderne Welt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt